Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
ergibt?«
Elizabeths Blick zuckte zu Honor, und sie runzelte nachdenklich die Stirn. Offensichtlich überlegte sie sich, dass dann auch Honor nahe genug an Pritchart wäre, um deren Geistesleuchten zu schmecken, und Honor gestattete sich eine zaghafte Erleichterung, als es so aussah, als würde die Queen endlich weit genug zurücktreten, um nachzudenken.
»Beth«, sagte Prinz Justin leise. Seine Frau blickte ihn an, und er nahm über dem Tisch ihre Hand. »Beth, denke darüber nach. Jeder einzelne deiner Berater ist anderer Meinung als du. Sogar«, er lächelte, »dein Mann. Ich glaube, das solltest du in deiner Entscheidung berücksichtigen, oder etwa nicht?«
Sie sah ihm mehrere Sekunden lang in die Augen und seufzte.
»Ja.« Offenbar verabscheute sie es, ihm dieses Zugeständnis zu machen, aber Honor schmeckte ihre widerwillige Aufrichtigkeit. Die Königin blickte sich in der Ratskammer um und zuckte mit den Schultern. »Also gut. Sicher hat jeder von euch stichhaltige Argumente vorgebracht. Die meisten von ihnen kann ich sogar nachvollziehen, intellektuell zumindest. Das heißt noch lange nicht, dass es mir gefällt, absolut nicht. Ich hasse diese Lage. Aber dadurch habt ihr nun einmal nicht unrecht, auch wenn mir das sehr lieb wäre. Also treffe ich mich mit Pritchart.«
»Danke, Eure Majestät«, sagte Grantville in förmlicher, dankbarer Ruhe.
»Womit sich die Frage stellt, wo ihr euch treffen sollt«, sagte Langtry. »Pritchart überlässt es dir, den Ort zu bestimmen.«
»Ja, und sie hat vorgeschlagen, sich an ›neutraler‹ Stelle zu treffen«, stimmte Grantville ihm zu. »Allerdings bleibt es ein Rätsel, wo man ihrer Meinung nach solch einen Ort findet.«
»Unsinn«, erwiderte Elizabeth, indem sie hart und knapp auflachte. »Nichts leichter als das! Wenn sie einen neutralen Treffpunkt will, was böte sich mehr an als Torch?«
»Ich weiß nicht recht«, begann Grantville. »Die Sicherheit würde mir Sorgen machen, und –«
»Die Sicherheit wäre wahrscheinlich unsere geringste Sorge«, unterbrach Honor ihn. Als Grantville sie anblickte, grinste sie. »Ein Planet voller befreiter Sklaven, Willie, den man bittet, den Gastgeber für die Staatsoberhäupter der beiden Sternnationen zu spielen, die von allen die Cherwell-Konvention immer am strengten durchgesetzt haben? Man bräuchte ein paar Infanteriedivisionen in Panzeranzügen, um da durchzukommen!«
»Das«, sagte Langtry, »ist fast mit Sicherheit richtig, Willie. Die Torcher haben vielleicht nicht die gleichen technischen Möglichkeiten wie wir, aber ganz gewiss die nötige Motivation!«
»Ja, das ist wohl wahr«, stimmte Grantville zu. »Und uns bliebe wahrscheinlich auch genügend Zeit für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.«
»Und«, fügte Elizabeth hinzu, »wir hätten Gelegenheit, Erewhon einzubeziehen. Sicher, wir sind alle sauer auf die Erewhoner, weil sie unsere Technologie an die Havies weitergegeben haben, aber seien wir mal ehrlich. High Ridge hat sein Menschenmöglichstes getan, um sie dazu zu treiben. Wenn wir Erewhon bitten, Einheiten seiner Flotte abzustellen, um für beide Seiten einen neutralen Sicherheitsschirm um Congo aufzuspannen, ohne dass eine andere Seite ihre Schlachtgeschwader mitbringt, wäre es eine Bekundung, dass diese Regierung – und das Haus Winton – Erewhon sowohl traut als auch bestrebt ist, unsere Differenzen beizulegen.«
Grantville blickte sie leicht erstaunt an, und sie lachte fast natürlich auf.
»Ich habe zwar immer noch meine Vorbehalte, Willie, aber wenn wir schon einwilligen, dann sollten wir damit so viele Ziele erreichen wie möglich.«
15
Aldona Anisimovna versuchte sich zu versichern, dass sie zu den erfolgreichsten Organisatorinnen und leitenden Angestellten gehörte, die Manpower Incorporated je geschaffen hatte. Dass sie eine nahezu unerreichte Erfolgsbilanz aufzuweisen hatte. Dass sie reich und mächtig war, dass sie eine der besten Blutlinien von Mesa vertrat.
Nichts davon half ihr besonders.
Zusammen mit Isabel Bardasano folgte sie dem ›Butler‹ (der einer Blutlinie mit weitaus stärker ausgeprägten Kampffertigkeiten entstammte, als sie das Anisimov-Genom aufwies) durch den prächtig möblierten Flur, vorbei an Lichtskulpturen, Bronzen, Gemälden und handgewebten Wandbehängen aus Textil. Von den Lichtskulpturen abgesehen hatte der Innenarchitekt bewusst auf intelligente Wände oder andere moderne Sichttechnik verzichtet, aber beruhigende, unterschwellige
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