Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
tun.«
»Warum?«, wollte Aikawa wissen. Seine Feindseligkeit war zu einem großen Teil verschwunden, doch er war noch nicht ganz bereit, den Kampf aufzugeben. »Damit unsere Hände sauber bleiben?«
»Nicht unsere Hände, Aikawa«, warf d'Arezzo ein. »Die sind schon schmutzig, und ich glaube, Helen und ich sind beide gleichermaßen bereit, sie uns noch schmutziger zu machen, wenn unsere Pflicht es erfordert.« Er schüttelte den Kopf. »Wir machen uns nicht um unsere Hände Sorgen, sondern um unsere Seelen.«
Aikawa hatte den Mund geöffnet, doch nun schloss er ihn ganz langsam wieder. Er blickte zwischen Helen und d'Arezzo hin und her, dann sah er Leo an.
»Er hat nicht unrecht«, wiederholte Leo, und Helen nickte langsam, aber nachdrücklich. Aikawa runzelte die Stirn, doch dann zuckte er mit den Schultern.
»Okay«, sagte er. »Vielleicht habt ihr alle recht, Leo. Vielleicht empfinde ich in ein paar Wochen oder ein paar Monaten anders. Wenn, dann wäre es wohl besser, wenn ich nicht allzu viel getan hätte, von dem ich mir wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Außerdem ...«, ihm gelang eine Miene, die schon an sein normales Grinsen erinnerte, »zählt doch nur eines: dass die Mistkerle bestraft werden, und nicht, dass wir es tun. Wenn der Captain also großzügig sein will und Pritchart und Theisman etwas schenken möchte, dann denke ich, dass ich damit leben kann.«
»Himmel, Aikawa, dein Mitgefühl und deine Freundlichkeiten stünden selbst einem Heiligen gut an. Es verschlägt mir den Atem«, sagte Helen trocken und fiel in das allgemeine Lachen ein, das sich nach ihrem Satz am Tische erhob. Doch noch während sie lachte, wunderte sie sich, welch unerwartete Charaktertiefe Paulo d'Arezzo gerade offenbart hatte. Noch beunruhigender allerdings war der Gedanke, dass womöglich nur sie diese Tiefe bisher nicht bei ihm vermutet haben könnte .
»Es tut gut, wieder zu einer Routine zurückzufinden, Skipper«, sagte Ansten FitzGerald offen. Er saß bei Terekhov in der Kajüte des Kommandanten und trank Chief Agnellis köstlichen Kaffee. Der Schreibtisch zwischen ihnen war mit Papieren und Datenchips übersät. Sie kümmerten sich um die alltäglichen Details der Existenz von HMS Hexapuma.
»Ja. Ja, das stimmt.« Terekhov hörte seiner eigenen Stimme tiefe Zufriedenheit an. Er konnte nicht sagen, ob die verheerende Niederlage, die er der Anhur bereitet hatte, die Dämonen von Hyacinth endgültig zum Schweigen bringen würden. Wenn er ehrlich war, bezweifelte er es. Er wusste aber, dass er wenigstens Fortschritte im Kampf gegen sie gemacht hatte, und der Beweis, dass er seine Fähigkeiten doch nicht eingebüßt hatte, war, bei aller Bescheidenheit, doch verdammt überzeugend ausgefallen. Vor allem aber hatte er nicht dem beinahe überwältigenden Drang nachgeben, Clignet und seine überlebenden Offiziere - oder zumindest Daumier, dieses kaltblütige, mordlustige, sadistische Miststück standrechtlich zu hängen oder aus der Luftschleuse zu stoßen. Er hätte nie daran gezweifelt, dass sie die Todesstrafe verdient hatten; aber die Frage, ob er sie um der Gerechtigkeit willen hingerichtet hätte oder um den Rachedurst zu stillen, der in seiner Brust brannte, wäre ihm nie beantwortet worden. Und nicht nur ihm nicht. Diese Frage hätte er auch Sinead beantworten müssen, selbst wenn sie ihn niemals danach gefragt hätte.
»Trotzdem«, dachte er laut, »hatten wir Glück.«
»Jeder ist seines Glückes Schmied, Skip«, sagte FitzGerald und betrachtete ihn durch die schmale Dampffahne über seiner Kaffeetasse.
»Kommen Sie mir nicht so, Ansten.« Terekhov grinste schief. »Sagen Sie mir lieber, Sie hätten keinen Augenblick geglaubt, ich hätte den Verstand verloren, als ich mich entschied, sie so nahe an uns heranzulocken - falls Sie können!«
»Nun ja . «, begann FitzGerald, erstaunt, dass der Kommandant auf diesen speziellen Punkt zu sprechen kam.
»Nun, natürlich dachten Sie das. Meine Güte, Ansten! Wir haben Typ 16er in den Rohren! Ich hätte jeden dieser Bogeys und auch beide zu Schrott schießen können, sodass ihnen nur noch die Kapitulation übrig geblieben wäre, ohne sie je auf Energiereichweite heranzulassen. Richtig?«
»Jawohl, Sir, das wäre möglich gewesen«, sagte FitzGerald leise. »Und wenn ich ehrlich bin, frage ich mich, ob das taktisch nicht die beste Entscheidung gewesen wäre.«
Noch immer war der Eins-O mehr als nur ein wenig überrascht, dass sie dieses Gespräch
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