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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zu empfinden. Kein Mitleid, aber ...«
    Er zuckte voll Unbehagen mit den Schultern, und die anderen blickten ihn an. Er erwiderte den Blick, nicht gerade herausfordernd, aber . eigensinnig. Als erwartete er von den anderen, dass sie ihm an die Kehle sprangen, weil er es wagte, etwas auszusprechen, das auch nur einen Anklang von Mitgefühl mit den überlebenden SyS-Leuten bewies.
    Doch es geschah nicht, jedenfalls nicht sofort, und Helen bemerkte, dass sie einen eigentümlichen Respekt vor ihm empfand, weil er so mutig gewesen war vorzubringen, was er gerade gesagt hatte. Und als ihre Gedanken zu dem Entsetzlichen zurückkehrten, das sie an Bord der Anhur gesehen hatte, bemerkte sie ferner, dass sie zumindest ansatzweise der gleichen Meinung war wie er.
    »Ich weiß, was du meinst.« Ihr war nicht klar gewesen, dass sie etwas sagen würde, da hatte sie die Worte auch schon ausgesprochen, und d'Arezzo schien noch überraschter als die anderen zu sein, sie zu hören. »Es war . ziemlich übel«, sagte sie zu Aikawa und Ragnhild, und Leo nickte nüchtern zustimmend. »Ich weiß, ihr habt an Bord der Emerald Dawn viele Leichen und viel Blut gesehen, aber in der Anhur gab es diesen einen Korridor. Es können nicht mehr als fünfzehn oder zwanzig Meter gewesen sein - allerhöchstem fünfundzwanzig. In diesem Stück Gang haben wir siebzehn Tote gefunden. Um die Zahl zu ermitteln, brauchten wir einen forensischen Schnüffler von Commander Orban. Die ... Einzelteile waren durcheinander und so ... zerhackt und verbrannt, dass wir überhaupt nicht sagen konnte, was zu wem gehörte, also haben wir DNA-Analysen an den ganzen Fetzen gemacht, um zu sehen, wie viele Menschen es waren. Und das war nur dieser eine Abschnitt, Aikawa. Bislang sind mehr als zwohundert Tote bestätigt.«
    »So?« Aikawa blickte sie fast ärgerlich an - er war nicht auf sie persönlich wütend, sondern auf die Andeutung, es könnte etwas geben, das ihm auch nur die geringste Spur von Mitgefühl für die Leute abringen konnte, die getan hatten, was die Besatzung der Emerald Dawn hatte erdulden müssen.
    »Paulo und Helen haben da nicht unrecht, Aikawa«, sagte Leo düster. »Ich weiß sonst von keinem, aber ich will es zugeben - ich habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt, als wir endlich zum Heckimpellerraum durchgestoßen waren. Himmel. Wenn ich so was nie wieder sehen muss, wäre es trotzdem noch zwanzig Jahre zu früh. Und der Skipper hat das alles mit einem einzigen Feuerstoß aus den Buggeschützen angerichtet. Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, was bei einer vollen Breitseite passiert wäre?«
    »Okay, okay«, sagte der kleinere Midshipman.
    »Ich gebe ja zu, es war ziemlich furchtbar. Das habe ich an den Bildern gesehen. Aber vielen Menschen, die nie jemanden ermordet, vergewaltigt oder einfach so zum Spaß gefoltert haben, sind bei Raumgefechten genauso schlimme Dinge passiert. Wollt ihr mir wirklich weismachen, das wiegt alles auf, was die Havies kaltblütig wehrlosen Gefangenen angetan haben?«
    Er klang fast, als könne er es nicht fassen, und Helen schüttelte den Kopf.
    »Nein, natürlich nicht. Nur . na ja .«
    »Nur haben wir uns trotzdem schuldig gefühlt«, sagte d'Arezzo leise. Helen wandte den Kopf und starrte ihn überrascht an, als er ganz natürlich aussprach, wozu ihr noch die Worte gefehlt hatten.
    »Ja«, sagte sie langsam und blickte auf eine Weise in seine grauen Augen, als sehe sie ihren Eigentümer zum ersten Mal. »Ja, genau das habe ich gemeint.« Sie wandte sich den anderen zu, und Aikawa blickte sie direkt an. »Es ist keineswegs so, dass ich finde, sie hätten nicht verdient, was ihnen Schreckliches zugestoßen ist, Aikawa. Ich möchte es nur einfach nicht sein, der es ihnen zufügt. Was wir diesem Schiff angetan haben, sollte hinreichende Bestrafung sein für alles, was irgendjemand je verbrechen kann. Ich sage auch nicht, dass es so ist, ich sage nur, dass es so sein sollte. Und wenn ich mich weiter im Spiegel ansehen möchte, dann darf ich mich nicht in jemanden verwandeln, der selbst so einen Unmenschen wie Clignet persönlich noch schrecklicher bestrafen will.
    Wenn man den Bastard zum Tod am Strang verurteilt, würde ich selbst den Hebel ziehen, versteht mich nicht falsch. Aber wenn wir die Havies jemand anderem übergeben können - jemandem, der genauso viel Rechtfertigung und legale Zuständigkeit besitzt wie wir und sie auf der Grundlage eines ordentlichen Verfahrens bestraft-, dann sage ich, wir sollten es

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