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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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reagierten, mochten solchen Kommentaren durchaus zuhören und darüber nachsinnen, besonders, da diese von Gutsherren stammten, Vorbildern und Anführern, denen von allen Graysons große Ehrerbietung entgegengebracht wurde.
    Wenigstens die Kirche beharrte auf ihrem Standpunkt, aber selbst dort hatte Paxton Anzeichen für ein Erweichen der Position festgestellt. Reverend Hanks und die Sakristei hatten die Haltung der Kirche deutlich gemacht, und in den niederen Rängen der Priesterschaft hatte sich niemand gegen die Disziplinierung Marchants gestellt. Doch wie Paxton betonte: Wenn jemand der Sakristei nicht offen widersprach, so bedeutete das noch lange nicht, daß er sie unterstützte – das seien zwei Paar Schuhe. Eine nennenswerte Anzahl Priester hatte sich entschieden, würdevolles Schweigen zu bewahren, und zwischen den Standorten ihrer Kirchen und den Gutsherren, die den Protesten ihre ruhige und vernunftbetonte Unterstützung schenkten, bestand eine ominöse Beziehung.
    Honor empfand ein gewisses Schuldgefühl, weil ihr Nachrichtenoffizier derart viel Zeit mit etwas verbrachte, das mit der militärischen Lage nicht das geringste zu tun hatte. Sie hatte gehofft, seine Einschätzung würde sich als pessimistisch erweisen, aber seine Schlußfolgerungen bereiteten ihr Sorge. Meinungsumfragen ergaben, daß die graysonitische Bevölkerung ihren Protector überwältigend unterstützte, aber ein wachsender Prozentsatz räumte ein, daß er Honor gegenüber eine gewisse Reserviertheit empfand. Schließlich und endlich, wo es so viel Rauch gab, da …
    Das Gleichgewicht gerät ins Rutschen , dachte sie, während sie aus dem Fenster blickte. Nicht rasch oder plötzlich, sondern langsam und heimtückisch. Nichts Offensichtliches, nichts, worauf man den Finger legen oder wogegen man gar ankämpfen konnte, aber dennoch war es da – wie ein Sturm, der sich am Horizont zusammenzieht. Honor hoffte inständig, daß sie und Paxton sich mehr Sorgen machten als nötig.
    Benjamin Mayhew und seine Familie empfingen Honor in demselben privaten Speisezimmer, in der die Makkabäer versucht hatten, sie alle zu ermorden. Honor speiste seitdem nicht zum erstenmal hier, und dennoch empfand sie beim Betreten des Raumes ein rasch vorübergehendes, mittlerweile vertrautes Erschauern. Den Teppich, der mit soviel Blut getränkt gewesen war, hatte man längst instandgesetzt, und die von Kugellöchern übersäten Wände waren repariert, das Mobiliar hingegen war noch immer das gleiche, und Honor fragte sich nicht zum erstenmal, wie die Mayhews mit ihren Erinnerungen umgingen, denn sie aßen hier jeden Abend.
    Vermutlich denken sie mittlerweile nicht einmal mehr daran, vermutete Honor. Der Anschlag war fast vier Jahre her, und es gab eine Grenze dafür, wie lange eine Erinnerung, so traumatisch sie auch war, anhalten konnte, danach schliff die Vertrautheit die gezackten Kanten ab, mit denen das Erlebnis in die Seele schnitt. Dieser Gedanke und die Folgerungen, die sich daraus für Honors inzwischen immer unregelmäßigeren Depressionsschübe ergaben, lösten tief in ihr etwas aus, aber sie hatte keine Zeit, um darüber nachzusinnen, denn eine zierliche Frau rief sie beim Namen.
    »Honor!« Katherine Mayhew, Benjamins erste Frau, eilte mit erschreckenden Mangel an Schicklichkeit herbei, um Honor zu begrüßen. Selbstverständlich handelte es sich an diesem Abend, wie Benjamins Einladung deutlich gemacht hatte, um keine offizielle Zusammenkunft, aber Honor war trotzdem noch immer Vasallin des Protectors. Daher wäre an sich ein gewisses Maß von Zeremoniell angemessen gewesen, wenn sie vor ihn trat.
    Das interessierte offenbar niemanden. Benjamin selbst winkte Honor quer durch den Saal zu, ohne es für nötig zu halten, sich zu erheben – für einen männlichen Grayson eine ungeheuerliche Verletzung der Etikette, wenn eine Frau den Raum betrat. Und Rachel, die kräftige Sechsjährige, der Schrecken des Kinderzimmers, stürzte im Kielwasser ihrer Mutter schnurstracks auf Honor zu.
    »Nimitz!« krähte sie verlangend, und der ‘Kater bliekte glücklich, bevor er sich von Honors Schulter katapultierte. Zehn Kilo Baumkater warfen sich in die wartenden Arme des Mädchens, rissen es von den Füßen und ließen Rachel unter lautem Bumms mit dem Po auf dem dicken Teppich landen. Eilends schwärmten ihre Schwestern herbei.
    Elaine Mayhew folgte ihnen, und Honor bemerkte, daß Benjamins jüngere Frau erneut schwanger war. Elaine war jünger als Katherine

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