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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Honor befürchtet, daß Miranda ihren offiziellen Titel ›Zofe‹ als herabsetzend empfinden würde, aber der Beruf besaß auf Grayson einen weitaus höheren sozialen Status als seine Bezeichnung einen Außerweltler vermuten ließ. Die Zofe einer Grayson aus der Oberschicht wurde gut bezahlt, genoß einen tiefen Respekt vor ihrem Berufsstand und wurde nicht im geringsten als Untergeordnete betrachtet. Miranda kam Honor sehr gelegen, denn sie benötigte eine kulturkundige Gefährtin weitaus dringender als eine Dienerin. Miranda war mit Leichtigkeit in diese Rolle geschlüpft.
    Möglicherweise machte sie um Honors Äußeres manchmal ein wenig zu viel Aufhebens, aber dabei schien es sich um einen unvermeidbaren Bestandteil des Kulturerbes der weiblichen Graysons zu handeln. Und auf einem Planeten, auf dem es dreimal so viele Frauen gab wie Männer und die einzige vollkommen akzeptierte weibliche ›Laufbahn‹ die der Frau und Mutter war, ergab dieses Verhalten durchaus einen Sinn. Zwar wünschte sich Honor ab und zu, Miranda würde ein bißchen weniger Wind machen, aber im Grunde war sie sich darüber im klaren, daß ihre neue Rolle von ihr verlangte, sich die von Miranda gelehrten Fertigkeiten so schnell wie möglich anzueignen. Im Grunde unterschied es sich auch nicht davon, daß sie als Navyoffizier stets das bestmögliche Erscheinungsbild zu bieten hatte; das einzige, was sich verändert hatte, waren die Regeln, nach denen dieses »bestmögliche Erscheinungsbild« definiert wurde.
    Honor nahm von Miranda ihren Hut entgegen, bedankte sich mit einem Nicken und setzte ihn sich mit einem milden Lächeln auf. Sie hätte ein Uniformbarett bevorzugt oder einen weichen Filzhut in dem Stil, den man früher als »Fedora« bezeichnet hätte, aber trotzdem vertrieb eine Art verschmitzter Freude das Trübsal aus ihren Augen, als sie ihren Hut zurechtrückte und ihr Spiegelbild bewunderte.
    Wie bei fast allen graysonitischen Frauenhüten besaß auch dieses Exemplar eine breite Krempe, die auf der rechten Seite allerdings im rechten Winkel nach oben geklappt war. Damit erinnerte die Kopfbedeckung ein wenig an den Hut der Wildhüter von der Sphinxianischen Forstbehörde. Honor hatte auf der ungewöhnlichen Form mehr oder weniger aus dem gleichen Grund bestanden, weshalb die Leute von der SFB solch einen Hut trugen: Baumkatzen ritten auf der Schulter ihrer Person, und eine normale Krempe hätte Nimitz gestört. Außerdem verlieh der hochgeklappte Rand dem Hut eine gewisse schneidige Eleganz, die von dessen fast spröder Einfachheit noch unterstrichen wurde. Der weiße Hut verzichtete auf die üblichen bunten, mit Federn besetzten Verzierungen der traditionellen Frauenhüte zugunsten eines einfachen Bandes, das vom gleichen dunklen Jadegrün war wie Honors Weste und sich in eine hüftlange, zweispitzige Schleppe teilte. Wie die lange, elegante Pracht ihres Kleides betonte auch der Hut Honors Körpergröße, floß sogar nahezu mit ihren Bewegungen – und paßte ganz zu dem Bild, das sie im Geiste von sich hatte.
    Beim Anblick der Frauen aus der graysonitischen Oberklasse mußte Honor unwillkürlich an die Pfauen von Alterde denken: prunkvoll, farbenprächtig, lebhaft – und für Honors Geschmack bei weitem zu barock. Der Schmuck dieser Frauen war überladen, ihre weiten Westen strotzten vor Brokat und Stickereien; ihre Kleider waren eine einzige Woge figurkaschierenden Röcken, Falten und Spitzen. Nicht ohne Bedacht waren Honors Kleidungsstücke völlig unterschiedlich: In Kleidern dieses Stils hätte jemand ihrer Körpergröße so massiv wie ein Haus gewirkt, und sie hatte Mirandas unglaublich taktvoll angedeuteten Hinweis nicht benötigt, daß ihr die angeborene Fähigkeit der Graysonfrauen fehle, solche Kostüme mit Grazie zu handhaben. Honor arbeitete daran, aber solche Fertigkeiten waren schwieriger zu erlangen als man glauben mochte, wenn man sie in der Praxis angewendet sah – besonders aber für eine Frau, die ihr ganzes Leben in Uniform verbracht hatte. Also rief sie sich ins Gedächtnis, daß eine gute Taktikerin Nachteile dadurch überwand, daß sie ihre Vorteile maximierte. Wenn die einheimische Mode nicht zu ihr paßte, dann benutzte sie eben rücksichtslos ihren Status als Gutsherrin, um eine neue Mode zu kreieren, und Miranda hatte sich mit Enthusiasmus in das Projekt gestürzt.
    Honors scharfkantig gemeißelte Schönheit war von der Art, welche erst im reifen Alter erblüht. Der Prolong-Prozeß hatte diese Reife

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