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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mehr als zwanzig T-Jahre lang hinausgezögert. Infolgedessen konnte sie aufs Genaueste nachempfinden, wie das häßliche Entlein sich gefühlt haben mußte, und Honor vermutete, daß sie die Athletik nur deshalb stets so sehr geliebt hatte, weil sie ihr als eine Art Ausgleich für ihr unattraktives Gesicht erschienen war. Doch der Sport hatte sie nicht nur auf der Höhe der körperlichen Leistungsfähigkeit gehalten, er hatte auch die Gaben, die sie besaß, noch maximiert. Was immer jedoch im Unterbewußtsein auch vorgehen mochte, sie wußte, daß sie in Form war und sich geschmeidig bewegte. Die ordentlichen und doch fließenden Gewänder betonten die grazilen Linien ihres Körpers und ihrer Beine mit einer Unbefangenheit, die einst die graysonitische Gesellschaft schockiert hätte.
    Sie machte vor dem Spiegel einen Knicks, den sie so lange hatte üben müssen, bis sie ihn beherrschte, und lachte leise, als ihn die stattliche Dame vor ihr mit aristokratischer Würde erwiderte. Kaum vorzustellen, wie weit dieses Spiegelbild von ihrer Kindheit als sphinxianische Freisassentochter entfernt war, und wie wenig es mit Captain Honor Harrington von der Royal Manticoran Navy gemein hatte.
    Und das ist auch ganz gut so , sagte sie sich in einem Anflug der vertrauten Verbitterung, denn Captain Harrington war sie nicht mehr. Oh, auf die Uniform, die sie drei Jahrzehnte lang getragen hatte, besaß sie nach wie vor ein Recht, aber sie weigerte sich, das Schwarz und Gold anzulegen. Es war nicht die Schuld der Navy, daß man sie ihres Kommandos entbunden und auf inaktiven Status zurückgestuft hatte, auf Halbsold. Wenn überhaupt jemand »Schuld« daran trug, dann sie selbst, denn sie hatte von vornherein gewußt, daß die Politiker der Navy keine andere Wahl lassen würden als sie ablösen zu lassen, wenn sie beim Duell einen Peer des Königreichs tötete. Aber warum auch immer es so weit gekommen war, Honor Harrington klammerte sich nicht an die symbolische Krücke einer Uniform, wenn die dazugehörigen Pflichten ihr versagt blieben. Wenn die Zeit kam, diese Pflichten erneut zu verrichten, wenn es jemals soweit war, dann …
    Sie vernahm ein tadelndes »Bliek!« und drehte sich mit ausgebreiteten Armen zu Nimitz um, der auf sie zusprang und in einer fließenden Bewegung auf ihre Schulter kletterte. Der Baumkater vermied sorgfältig die Bänder an ihrem Hut und versenkte unmittelbar über ihrem rechten Schlüsselbein die Krallen seiner Handpfoten in die Weste. Honor spürte den vertrauten Druck gegen ihre Schulter, als sich die Krallen seiner Echtpfoten weiter unten an ihrem Rücken in das Kleidungsstück bohrten, um Nimitz’ übliche, halb stehende Sitzhaltung zu unterstützen. Die mörderischen Krallen des Baumkaters waren über einen halben Zentimeter lang, aber was wie natürliches Veloursleder aussah, war nichts dergleichen. Honor fragte sich, wer darüber wohl glücklicher sei – Nimitz oder Andrew LaFollet? Die wie ein Heroldsrock geschnittene Weste bestand aus dem gleichen Material, das auch in Honors Uniformjacken eingenäht war, um sie vor Nimitz’ Krallen zu schützen; aus der Sicht ihres Chefleibwächters war der Umstand, daß es einen Pulserbolzen kleineren Kalibers aufhalten würde, ein willkommener Bonus.
    Sie mußte grinsen und streckte den Arm hoch, um Nimitz unter dem Kinn zu kraulen. Schließlich rückte sie die beiden einzigen ›Schmuckstücke‹ zurecht, die sie trug. Der goldene Stern von Grayson blinkte an seinem blutroten Band direkt an ihrer Kehle, gleich darunter hing der ebenfalls goldene Schlüssel des Patriarchen, das Zeichen eines Gutsherrn, an seinem schweren, kompliziert gearbeiteten Kettchen. Zu offiziellen Anlässen mußte Honor den Orden und das Ehrenzeichen tragen, und offiziell war der Anlaß heute ganz bestimmt. Außerdem, gestand sie sich in einem Anflug von Humor ein, konnte sie genausogut zugeben, daß ihr der Anblick gefiel.
    »Nun?« fragte sie Miranda.
    Die Zofe unterzog sie einer intensiven Musterung, bevor sie nickte. »Sie sehen wunderbar aus, Mylady«, sagte sie, und Honor mußte lachen.
    »Ich nehme das als Kompliment, aber Sie sollten Ihre Gutsherrin wirklich nicht anschwindeln, Miranda.«
    »Selbstverständlich nicht, Mylady; deswegen tue ich’s auch nicht.« Ganz wie bei ihrem Bruder funkelte auch in Mirandas Augen der Schalk.
    Honor schüttelte den Kopf. »Haben Sie schon einmal eine diplomatische Laufbahn ins Auge gefaßt?« fragte sie. »Es will mir vorkommen, als wären

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