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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gestolpert.
    Als Honor um ihr Gleichgewicht kämpfte, schoß LaFollets Hand vor und packte ihren Arm. Nimitz keckerte laut vor Überraschung, als der Anschwall erschrockenen Wiedererkennens Honor durchfuhr. Ihr gelang es, in aufrechter Haltung zu bleiben und sogar fast normal weiterzugehen, aber sie konnte die Augen nicht mehr von dem Mann vor der Pinassenluke abwenden. Das durfte doch nicht wahr sein! Was im Namen all dessen, was heilig war, machte der Kerl ausgerechnet hier ?
    »Mylady?« fragte LaFollet leise, aber mit deutlich hörbarer Besorgnis.
    Honor schüttelte den Kopf wie ein Boxer, der gerade einen linken Haken hatte einstecken müssen. »Nichts, Andrew.« Geistesabwesend tätschelte sie ihm die Hand, mit der er sie noch immer am Ellbogen stützte. Dann – sie näherten sich schon den Stufen der Rampe – wandte sie den Blick bewußt von der Luke ab. »Ich mußte nur plötzlich an etwas denken.«
    LaFollet murmelte etwas, und Honor ahnte, daß sie ihn nicht täuschen konnte – besonders, als er selbst die wartenden Offiziere musterte und spekulativ die Stirn runzelte. Wenigstens merkte er mittlerweile, wenn es ihr lieber war, daß er das Thema fallenließ. Er sagte nichts, während sie als erste die Rampe hinaufstieg.
    Der schlanke Mann am oberen Ende der Treppe salutierte vor ihr. »Guten Morgen, Lady Harrington«, sagte er mit einem Akzent, der nicht von Grayson stammte. Er sah in der Uniform eines Captains der GSN wesentlich natürlicher aus als Honor sich in der eines Admirals vorkam. Seine tiefe Stimme klang ruhig, aber in seinen Augen flackerte die Vorsicht. Honor fühlte sich zu sehr im Gefühlsaufruhr, als daß sie über Nimitz die Emotionen ihres Gegenübers hätte ertasten können, aber das wollte sie nicht zeigen. Sie verbarg ihren Schock hinter der ruhigen Maske, die man sich in dreißig Jahren Navydienst aneignet, erwiderte die Ehrenbezeugung und reichte dem Mann die Hand.
    »Guten Morgen, Captain Yu«, antwortete sie. Sein Händedruck war fest, und als sie den Kopf schräglegte, zuckte etwas wie ein Lächeln über seine Lippen – aber es war nicht ganz ein Lächeln.
    »Ich hielt es für eine gute Idee, auf den Boden zu kommen und Sie zu empfangen, Mylady«, sagte er in Beantwortung der unausgesprochenen Frage. »Ich bin Ihr neuer Flaggkommandant.«
    »Das sind Sie?« Honor war erstaunt, so wenig überrascht zu klingen.
    »Jawohl, Mylady.« Yus dunkle, ruhige Augen suchten ihren Blick, fanden ihn und hielten ihm einen Moment stand, dann ließ er ihre Hand los und wies auf den stämmigen weiblichen Captain Junior Grade neben sich. »Und das, Mylady, ist Ihre Stabschefin. Ich glaube, Sie kennen sich schon«, sagte er, und Honor riß erneut die Augen auf – diesmal aber vor Freude.
    »Mercedes!« Sie trat eilig vor und schloß die Hand des Captains in ihre beiden. »Ich hatte nicht die geringste Ahnung, daß Sie nun in graysonitischem Dienst stehen!«
    »Ich bin halt ein falscher Fuffziger, Mylady«, antwortete Mercedes Brigham. »Ich tauche immer wieder auf. Andererseits, die Entwicklung vom Lieutenant Commander zum Captain J. G. ist ja auch nicht zu verachten für eine alte Dame, die mal glaubte, sie würde als Lieutenant in Pension gehen.«
    »Das finde ich aber auch«, pflichtete Honor ihr bei, ließ Brighams Hand los und deutete auf die eigenen Ärmelstreifen. »Wo wir gerade von plötzlichen, unerwarteten Beförderungen sprechen …«
    »Stehen Ihnen gut, Mylady«, sagte Brigham leise. »Ich habe von dem ganzen Mist an der Heimatfront gehört, und es ist gut, Sie wieder da zu sehen, wohin Sie gehören.«
    »Danke«, sagte Honor genauso leise, dann sammelte sie sich und wandte sich wieder an ihren neuen Flaggkommandanten. »Nun, Captain Yu, es sieht so aus, als wären wir alle vorangekommen, seitdem wir uns zum letzten Mal begegneten.«
    »Jawohl, das meine ich auch, Mylady.« In seiner Antwort erwiderte Yu die leichte Spitze in Honors Feststellung weder mit Ironie noch mit einem entschuldigenden Tonfall. Er trat von der Luke zurück. Nach manticoranischer Tradition ging der ranghöchste Offizier zuletzt an Bord eines Beiboots und verließ es als erster, bei den Graysons mußte Honor die Pinasse als erste besteigen und würde sie als erste wieder verlassen. Deshalb lud Yu sie höflich mit einer Geste ein, ihm voranzugehen.
    »Meine Offiziere und Ihr Stab erwarten an Bord der Terrible Ihren Bescheid, Mylady«, sagte er.
    »Dann wollen wir sie nicht warten lassen, Captain«, antwortete

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