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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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auftauchen.«
    Honor musterte ihn nachdenklich. Kein Kommandant gab gerne zu, daß sein Schiff möglicherweise nicht ganz einsatzbereit sein könnte, und Yu hätte mehr Grund gehabt als andere, dergleichen vor ihr zu verheimlichen. Er mußte wissen, daß er ihr nun für den Fall, daß sie ihn nicht als Flaggkommandanten wollte, den perfekten Vorwand bot, ihn loszuwerden. Wenn die Indienststellung der Terrible sich verzögerte, dann hätte sie keine andere Wahl, als einen der anderen Kommandanten als diensttuenden Flaggkommandanten einzusetzen. Später konnte sie dann mit dem Argument, bereits ein funktionierendes Kommandoteam aufgebaut zu haben, den anderen Captain anstelle von Yu als Flaggkommandanten behalten.
    An Yus Ton war indessen nichts Ausweichendes. Er erteilte ihr den Rat, wie seiner Meinung nach den Bedürfnissen des Geschwaders am besten gedient wurde, und sie wußte, daß er recht hatte. Aber dadurch wurde in ihr nur eine merkwürdige Ablehnung, sein Angebot anzunehmen, geweckt. Sie begriff nicht ganz, was sie dazu trieb, aber sie stellte fest, daß sie den Kopf schüttelte.
    »Noch nicht, Captain. Wir wollen erst einmal sehen, was Ihre Testläufe ergeben.« Plötzlich lächelte sie. »Ich habe selbst einmal ein fußkrankes Flaggschiff kommandiert. Das mindeste, was ich tun kann, ist doch wohl, Ihnen gegenüber ebenso viel Geduld zu beweisen wie mein Admiral mit mir hatte.«
    Yus Augen klärten sich ein wenig. Er antwortete nicht, sondern nickte nur sehr knapp, was sowohl Dankbarkeit als auch Zustimmung bedeuten konnte. Honor wandte sich wieder an Paxton.
    »Also schön, Commander. Wir kümmern uns gleich um operative Details. Ich glaube, wir sind recht weit vom Thema abgekommen.«
    »Jawohl, Mylady.« Paxton blickte wieder auf sein Memopad. »Ganz gleich, welche Einsatzänderungen uns hier im Jelzin-System bevorstehen, Hochadmiral Matthews hat beschlossen, den Endicott-Vorposten mit dem halben Zwoten Schlachtkreuzergeschwader zu verstärken. Damit trägt er seiner Sorge Rechnung, daß …«
    Seine klare, präzise Stimme fuhr fort, die Details der Einsätze und die Gründe dafür zu erläutern, und Honor lehnte sich, gespannt lauschend, in ihren Sessel zurück.
     
    Bürger Vizeadmiral Alexander Thurston las die kurz und knapp abgefaßte Depesche und achtete sorgfältig darauf, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Leicht fiel es ihm nicht, seine Mißbilligung für die zugrundeliegende Dummheit zu verschleiern, aber im Laufe des vergangenen Jahres hatte er nur zu oft Gelegenheit erhalten, sich darin zu üben. Er legte das Nachrichtenpad auf die Schreibunterlage und nahm sich noch einen Moment, bis er sich der Perfektion seiner Maske gewiß war, dann erst blickte er auf.
    Thurston mochte offiziell der Kommandeur von Unternehmen Dolch sein, doch der Mann, der vor seinem Schreibtisch saß, wußte es besser. An Bürger Michael Preznikovs einfachem Dienstoverall befand sich kein einziges Abzeichen, aber gerade diese Abwesenheit aller Ranginsignien machte eine ganz eigene Art von Arroganz aus.
    Der Umstand, daß unter allen Männern und Frauen an Bord von VFS Conquistador allein Preznikov kein Abzeichen trug, identifizierte ihn als den Kommissar des Schlachtschiffes, den direkten Repräsentanten des Komitees für Öffentliche Sicherheit.
    Und, wie sich Thurston immer wieder erinnerte, als den einen an Bord der Conquistador , der jeden anderen für immer verschwinden lassen konnte – einschließlich jedes Bürger Vizeadmirals, der so dumm war, jene Zivilbehörde zu kritisieren. Das wollte Thurston so lange sorgfältig beachten, bis die Zeit gekommen war, die Verhältnisse zu ändern.
    »Ein Problem, Bürger Admiral?« fragte Preznikov gerade, und Thurston wählte überaus sorgfältig einen Tonfall von rein dienstlicher Besorgnis, als er antwortete.
    »Eine weitere Verzögerung«, sagte er so milde, wie er nur konnte. Dann reichte er dem Kommissar die Depesche, denn Preznikov hatte das Recht, jede Mitteilung einzusehen, ganz gleich, ob offizieller oder privater Natur. Während der Kommissar das Display musterte, biß Thurston die Zähne zusammen.
    Alexander Thurston gehörte zu den sehr wenigen Offizieren, die unter dem alten Regime auch ohne Verbindung zu irgendeiner Legislaturistenfamilie den Rang eines Captains erreicht hatten. Unter dem Komitee für Öffentliche Sicherheit verschaffte ihm dieser Umstand gewisse Vorteile, denn der Mangel an jeder Protektion, der ihm unter dem alten Regime den Zugang

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