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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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drohend. Stennis schluckte, hielt seinem Blick aber stand.
    »Du weißt genau, wovon ich rede.« Nun schaute er zur Seite und blickte die anderen in der stummen Bitte um Unterstützung an. »Ich weiß, daß du sauer auf Lewis bist, aber wenn du mit deinem Scheiß weitermachst, dann versaust du uns noch allen unseren Plan.«
    Randy Steilman legte das Kartenspiel auf den Tisch, schob seinen Stuhl ein paar Zentimeter zurück und sah Stennis mit haßerfüllten Augen direkt ins Gesicht. »Hör zu, du kleiner Scheißer«, sagte er leise. »Der ›Plan‹, von dem du sprichst, ist meine Idee. Ich hab’s eingefädelt, und ich allein sage, wann es losgeht. Und was ich bis dahin tue, geht dich gottverdammt noch mal einen Scheißdreck an, kapiert?«
    Plötzlich herrschte tiefes Schweigen in der Kabine, und auf Stennis’ Stirn erschienen Schweißperlen. Nervös blickte er auf die geschlossene Luke, dann beugte er sich näher zu Steilman. Seine Worte wählte er sehr sorgfältig, aber in seiner Stimme lag ein unnachgiebiger Unterton.
    »Ich behaupte ja gar nichts anderes. Du hast es dir ausgedacht und vorbereitet, und was mich betrifft, hast du das Sagen. Aber Himmel, Randy! Du bringst uns noch alle in den Bunker, wenn du weiter diesem Wanderman nachstellst oder dich mit Unteroffizieren anlegst. Und was wird dann aus unserem Plan? Ich sage ja nur, daß wir alle mit drinstecken, und wenn irgendwer rausfindet, was wir vorhaben, dann gehen wir alle sehr, sehr lange in den Knast. Wenn wir Glück haben.«
    Steilmans Lippen bebten, und seine Augen funkelten wütend, aber er spürte, daß die anderen Stennis wenigstens ansatzweise zustimmten. Alle hatten sie vor ihm Angst – woraus Steilman beträchtliche Befriedigung zog –, aber er brauchte seinerseits jeden einzelnen von ihnen, damit der Plan funktionierte. Und er konnte sich nicht darüber hinwegtäuschen, daß jeder einzelne seiner Komplizen, wenn man ihn – oder sie – genügend einschüchterte, auspacken würde, um sich vor dem Kriegsgericht ein wenig Gnade zu erkaufen.
    Aber das hieß noch lange nicht, daß er sich von irgend jemandem vorschreiben ließ, was er tun durfte und was nicht, und dieser kleine Mistkerl von Wanderman und seine Freundin würden nur bekommen, was sie verdient hatten. Randy Steilman war daran gewöhnt, vor das Bordgericht gestellt und degradiert zu werden. Auch der Arrest war ihm nicht unbekannt, und im großen und ganzen gehörten diese Unannehmlichkeiten für ihn zum Leben, er nahm sie hin. Aber niemand dufte es wagen, sich ihm in den Weg zu stellen, ohne die Folgen zu spüren. Das war seine unbeugsame Leitlinie, die wichtigste Stütze seines Lebens. Steilman erfreute sich an seiner eigenen Brutalität und der Furcht, die er damit in anderen weckte. Denn diese Furcht verlieh ihm ein Gefühl der Macht, und ohne dieses Gefühl müßte er sich sehen, wie er wirklich war. Darüber hatte er zwar nie nachgedacht, doch es blieb eine Tatsache. Wanderman und Lewis zu gestatten, keine Angst vor ihm zu haben, vermochte er genausowenig, wie ohne Kontragravgeschirr zu fliegen.
    Im Grunde wußte er, daß er in Impeller Eins zu weit gegangen war. Schon vor Jahren hatte Steilman gelernt, daß es auch für ihn Grenzen gab – dank der Abreibung, die Sally MacBride, damals noch Chief Petty Officer, ihm eines Abends zukommen ließ. In Impeller Eins hatte er sich gelangweilt und war ärgerlich gewesen über das Leistungsniveau, das Maxwell erreicht hatte – vor allem, weil es ihn zwang, härter zu arbeiten. Außerdem versuchte Lewis, Wanderman zu einer Aussage zu drängen – und selbst wenn er von allen anderen Auswirkungen des Zwischenfalls absah: Er hatte dem emporgekommenen Miststück noch immer den scharfen Tadel durch Ihre Hoheit und Durchlautigkeit Lady Harrington zu verdanken.
    Irgendwo tief in sich verspürte er noch immer ein furchtsames Frösteln, als er sich an den eisigen Ton und die noch kälteren Augen der Kommandantin erinnerte. Sie hatte nicht geschrien, nicht herumgeblökt wie manche Offiziere, deren Zorn Steilman sich im Laufe der Jahre zugezogen hatte. Sie hatte ihn nicht einmal beschimpft. Sie hatte ihn nur mit eisiger, geringschätziger Verachtung angesehen und ihre Zunge als Präzisionsinstrument benutzt, um ihre Abscheu auf ihn einzupeitschen. Der furchtsame Schauder wurde stärker, und Steilman unterdrückte ihn rasch, versuchte ihn zu verleugnen, aber die Angst war da und machte ihn zornig.
    Zuvor hatte nur Sally MacBride je vermocht, ihm

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