Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
solche Furcht einzuflößen, und deshalb hatte er nun den Schritt von der Planung zur Vorbereitung seines Vorhabens getan. Steilman wollte sich so weit von Harrington entfernen, wie er nur konnte, aber er wußte nun, daß MacBride die Wahrheit gesagt hatte: Harrington war viel gefährlicher als jeder Bosun. Die Grenze dessen, was die Alte sich bieten ließ, war schnell überschritten, und Steilman spürte mit unbehaglicher Gewißheit, daß Harrington durchaus die Prinzipien von Beweis und Verfahren vergessen könnte, wenn ein bestimmtes Maß erreicht war. Von Harrington wollte er noch weiter als von MacBride entfernt sein.
    Andererseits war Randy Steilman fest davon überzeugt, mit allem durchzukommen, was er tun wollte. Wenn er sich die Anzahl der Gelegenheiten ins Gedächtnis rief, zu denen er degradiert oder zu Arrest verurteilt worden war, hätte er vielleicht anders denken sollen, aber dem war nicht so, und das hatte einen bestimmten, simplen Grund: Keine der Bestrafungen, die man ihm auferlegt hatte, war jemals dem nahegekommen, was er anderen antat, und im Grunde nahm er an, daß es auch niemals anders kommen konnte. Diese Überzeugung beruhte auf keiner Überlegung, sondern auf etwas Tieferliegendem, etwas, das Steilman nicht in Frage stellte, weil er niemals darüber nachdachte, und das machte ihn so gefährlich. Er hatte noch nie getötet, aber er war davon überzeugt, dazu fähig zu sein – und diesmal hatte er sich einen Mord fest vorgenommen.
    Genaugenommen fieberte er dem Mord förmlich entgegen, denn damit würde er seine Macht endgültig und jedem beweisen – und es wäre sein Abschiedsgeschenk, sein »Ausstand« an die Navy, die er seit langem haßte. Seine aktuelle Dienstzeit lief erst seit vier Jahren, und er hätte sich niemals erneut verpflichtet, wenn er gewußt hätte, daß ein Krieg vor der Tür stand. Er war sich nicht sicher, weshalb er überhaupt die Neuverpflichtung erwogen hatte, aber wahrscheinlich lag es daran, daß er nichts außer dem Leben in der Navy kannte. Noch immer wunderte er sich, daß die Navy seinen Antrag auf Neuverpflichtung überhaupt angenommen hatte; in den zehn vorherigen Jahren war seine Führungsakte stetig schlimmer geworden. Normalerweise hätte die Navy seine weiteren Dienste mit Entschiedenheit abgelehnt. Doch Steilman fehlte diesbezüglich der Weitblick, und so war ihm nie der Gedanke gekommen, daß er nur aus einem einzigen Grund wiedereingestellt worden war: Anders als er hatte die Navy von dem drohenden Krieg gewußt und die Einstellungsvoraussetzungen für erfahrenes Personal stark gesenkt, weil sie bald jeden ausgebildeten Raumfahrer dringend benötigen würde.
    Steilman war lediglich in den Sinn gekommen, daß er in diesem Krieg den Tod finden konnte. Die Verlustlisten der RMN waren weit kürzer als die der Volksflotte, aber sie wuchsen ständig, und Randy Steilman sah keine Veranlassung, weshalb er sich für Königin und Vaterland den Hintern wegschießen lassen sollte.
    Folglich war ihm die Entscheidung zur Desertion leichtgefallen, das Desertieren wies nur leider einen entscheidenden Haken auf: In Friedenszeiten kam man für Desertion mindestens dreißig Jahre ins Gefängnis, in Kriegszeiten vor das Erschießungskommando – ebenfalls nicht gerade ein Herzenswunsch Steilmans. Die Einsatzmuster während des Krieges machten es noch schwieriger, das Schiff zu verlassen. Steilman gehörte nicht zu der Sorte Leute, die irgendein Kommandant gerne an Bord eines Zerstörers oder Leichten Kreuzers gehabt hätte, denn die kleinen Besatzungen dieser Schiffe mußten ausnahmslos hart schuften, und die großen Schiffe kreuzten nicht mehr wie in Friedenszeiten umher, sondern waren zu Flotten und Kampfverbänden zusammengefaßt. Nur die leichten Kriegsschiffe wurden zu Geleitdienst und Piratenabwehr eingesetzt, und nur sie legten von Zeit zu Zeit an einem fremden Hafen an, wo man es schaffen konnte, in der ansässigen Bevölkerung unterzutauchen.
    Bis jetzt. Als Steilman erfuhr, daß man ihn Harringtons Schiff zugeteilt hatte, war er zunächst entsetzt gewesen. Der Rest seiner idiotischen Crewkameraden konnte seinetwegen gern das Deck verehren, über das der Salamander schritt, und darüber schwafeln, was für eine tolle Kommandantin sie doch im Gefecht wäre. Randy Steilman interessierten nur die Verlustlisten, die sie im Laufe der Jahre zusammengebracht hatte, angefangen mit dem Basilisk-Vorposten. Sollten die anderen doch ruhig faseln, daß niemand es hätte

Weitere Kostenlose Bücher