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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wir zwo Manticoraner an Bord haben, Captain. Wir fanden sie in einem anderen Piratenschiff; sie hatten einiges durchgemacht.«
    »Manticoraner?« Honor zog die Augenbrauen hoch und wollte weitere Fragen stellen, da fiel ihr auf, wie erschöpft Caslet und seine Begleiter waren. Also zügelte sie sich; sie wollte ihren Gefangenen wenigstens Zeit geben, sich zu sammeln. Zweifellos hätte ein hartgesottener Mitarbeiter des ONI angeführt, es sei besser, sie zu verhören, solange sie noch unter Schock ständen, weil sie dann eher etwas ausplaudern würden, das sie andernfalls verschwiegen hätten. Zu schade, beschied Honor; der Krieg zwischen dem Sternenkönigreich und der Volksrepublik war gräßlich, aber dennoch wollte Honor Harrington diese Menschen mit dem schuldigen Respekt behandeln.
    »Commander Cardones, mein Erster Offizier«, sagte sie und winkte Rafe nach vorn. »Er wird Sie zu Ihren Quartieren führen. Ihre persönlichen Habe lasse ich Ihnen so schnell wie möglich bringen, damit Sie aus den Raumanzügen herauskommen. Später, beim Abendessen, werden wir weiterreden.«
    »Meine Leute …« begann Caslet und brach ab. Das waren nicht mehr »seine« Leute, sondern Kriegsgefangene, und für sie war nicht mehr er, sondern nun Captain Harrington verantwortlich. Immerhin hatte er den Eindruck, daß die Manticoraner sie anständig behandeln würden, und so nickte Caslet. Dann verließen er und seine Begleiter hinter Cardones die Galerie. Zwei Marines folgten der Gruppe, und Honor sah ihnen bedauernd hinterher.
    »Was wollen wir mit der Vaubon anfangen?« erkundigte sich Cardones. Er stand mit Honor auf der Brücke der Wayfarer , blickte in den Plot und fragte sich, was die Behörden des Schiller-Systems wohl dachten. Selbst silesianische Überwachungssensoren mußten die Emissionen des kurzen, heftigen Gefechts aufgefaßt haben, doch kein einziges Schiff näherte sich, um Fragen zu stellen. Möglicherweise bedeutete diese Zurückhaltung, daß der Systemgouverneuer von Schiller ähnlich wie Hagen eine »Vereinbarung« mit den Piraten hatte, vielleicht handelte es sich aber auch schlicht um Besonnenheit. Nach Erkenntnissen des manticoranischen Nachrichtendienstes war das größte Schiff der Systemverteidigung von Schiller eine Korvette, und ein derart leichtes Schiff sollte niemanden reizen, der die Graser eines Großkampfschiffes an Bord hatte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. Nimitz, der auf der Lehne des Kommandosessels lag, keckerte, und so griff sie nach oben, um ihn zu streicheln, ohne die Augen vom Plot zu nehmen.
    Caslet war der üblichen Prozedur für die Kapitulation eines Schiffes gefolgt. Wenn ein Kommandant genügend Zeit hatte, sollte er die Crew in Beibooten dem feindlichen Zugriff entziehen und sodann die Sprengladungen zünden, aber in einer taktisch aussichtslosen Situation galten andere Regeln. Der Feind mußte eine Gelegenheit zur Kapitulation geben, und der besiegte Kommandant sollte sie annehmen, statt seine Crew sinnlos zu opfern. Denn schließlich gab es in einem Schiff, das im Nahgefecht kampfunfähig geworden war, normalerweise nur wenige Überlebende, und der Preis dafür, lebend von Bord zu kommen, bestand darin, dem Gegner das Schiff zu übergeben, das diesem wiederum als intakte Prise erhalten blieb.
    Doch bevor das besiegte Schiff geentert wurde, mußte sein Kommandant die Massenspeicher der Computer löschen und zerstören, dazu sämtliches Gerät, das der Geheimhaltung unterlag – was Caslet getan hatte. Zweifelsohne wollte das ONI die Vaubon trotzdem unter die Lupe nehmen, und vorher würden Honors Suchmannschaften auch noch den letzten Winkel nach etwaigen Ausdrucken und Speicherchips durchforsten. Trotzdem stand keine überwältigende Datenausbeute zu erwarten. Die RMN hatte ohnehin genügend Volksflottenschiffe erbeutet, um mit der havenitischen Technologie mehr oder weniger vertraut zu sein. Honor rechnete mit keinem überwältigenden Schatzfund in der Vaubon . Eine Entscheidung stand nun jedoch an: was mit der Prise und mit den Gefangenen zu geschehen hatte.
    »Am wichtigsten scheint mir«, dachte sie laut, »daß Haven nichts vom Ausgang dieses Gefechts ahnt. Die Verlustziffern in Poznan weisen ja deutlich darauf hin, was die Vaubon hier zu suchen hatte, aber wenn sie zum Handelskrieg eingesetzt war, dann ist sie nicht allein. Deshalb müssen wir zunächst dafür sorgen, daß unsere Leute vor den Havies von der Kaperung erfahren.«
    »Durchaus vernünftig, Ma’am. Aber

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