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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Gegenwart bewußt. In ihrem Lachen nahm er einen melancholischen Unterton wahr, das Wissen, wie sehr ein Verlust schmerzen konnte. Die unterschwellige Trauer vergrößerte nur ihre Kraft, so als hätte der durchlittene Schmerz ihren stählernen Kern noch gehärtet, und darüber war White Haven froh. Froh für sie und froh für die Royal Manticoran Navy. Viel zu wenige Offiziere der Königin besaßen Captain Harringtons Kaliber, und mehr als alles andere wollte White Haven sie wieder in manticoranischer Uniform sehen – selbst wenn das bedeutete, daß sie den Breslau-Einsatz annehmen mußte.
    Das Geplänkel mit Henke war beendet, und Captain Harrington blickte auf.
    »Verzeihen Sie, Mylord. Captain Henke und ich sind alte Kumpane, aber ich hätte mich davon nicht ablenken lassen dürfen. Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Ich bin als Bote gekommen, Dame Honor«, antwortete er. »Ihre Majestät bat mich, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ihre Majestät?« Als der Earl nickte, setzte Honor sich aufrechter hin.
    »Im Auftrag Ihrer Majestät soll ich Sie bitten, die Wiedereinberufung in den aktiven Dienst zu akzeptieren, Mylady«, erklärte er ruhig, und das helle Funkeln, das in ihren schokoladenbraunen Augen aufblitzte, überraschte ihn. Sie wollte etwas sagen, schloß jedoch den Mund und zwang sich, tief durchzuatmen, dann erlosch der Funke wieder; er schwand nicht etwa, es war, als würde er von der Erkenntnis verdeckt, wer und was mittlerweile aus Captain Harrington geworden war. White Haven verspürte noch mehr Respekt für die Frau, zu der sie geworden war.
    »Aktiver Dienst?« wiederholte sie nach kurzer Pause. »Selbstverständlich fühle ich mich geehrt, Mylord, aber gewiß sind Sie und Ihre Majestät sich der anderen Verpflichtungen bewußt, denen ich obliege?«
    »Dessen sind wir uns bewußt, und die Admiralität ebenfalls«, antwortete White Haven mit unverändert ruhiger Stimme. »Nicht nur als Gutsherrin von Harrington, sondern auch als Offizier der graysonitischen Navy haben Sie im Jelzin-System Enormes geleistet, und deshalb hat Ihre Majestät mich angewiesen, Sie zu bitten , die Wiedereinberufung anzunehmen. Außerdem soll ich Ihnen versichern, daß Ihre Majestät Sie nicht – weder jetzt noch später – in den aktiven Dienst befehlen wird. Das Sternenkönigreich hat Sie sehr schlecht behandelt …«
    Honor wollte etwas sagen, aber White Haven hob die Hand. »Bitte, Mylady. So ist es, und das wissen Sie auch. Um genau zu sein, hat das Oberhaus Sie herabgesetzt, und das ist eine Verunglimpfung Ihrer Person und Ihrer Uniform – Ihrer Ehre und der Ehre des Sternenkönigreichs. Ihre Majestät weiß das, der Herzog von Cromarty weiß das, die Navy weiß das, und die meisten unserer Bürger wissen es auch. Wohl niemand könnte es Ihnen verübeln, wenn Sie beschließen würden, hier zu bleiben, wo man Ihnen den verdienten Respekt erweist.«
    Honors Gesicht flammte auf, aber ihre Verbindung zu Nimitz übermittelte ihr die Aufrichtigkeit des Earls.
    Baumkatzen waren schon immer imstande gewesen, menschliche Emotionen zu lesen, aber soweit sie wußte, war sie der erste Mensch, der je die Gefühle einer ‘Katz wahrnehmen konnte – beziehungsweise, mit Nimitz’ Vermittlung, die Gefühle anderer Menschen . Diese Fähigkeit hatte sie erst im Laufe der vergangenen fünfeinhalb T-Jahre erlangt, und in gewisser Hinsicht versuchte sie noch immer, sich über die Auswirkungen klar zu werden. Obwohl sie diese Fähigkeit mittlerweile als Erweiterung ihrer Sinne betrachtete, gab es hin und wieder Situationen, in denen sie sich wünschte, die Gefühle anderer Personen nicht wahrnehmen zu können, und so war es auch jetzt. Sie wußte, daß es sich bei dieser Verbindung um eine Art ›Einbahnstraße‹ handelte. White Haven hatte keine Möglichkeit, ihre Reaktion auf seine Emotionen zu empfinden, aber der tiefe, mitfühlende Respekt, der von ihm auf sie überströmte, war ihr schrecklich peinlich. Was auch immer jemand anders von ihr denken mochte, sie kannte ihre eigenen Schwächen und Fehler viel zu gut, als daß sie auch nur einen Augenblick lang glaubte, einen solchen Respekt zu verdienen.
    »Das habe ich nicht gemeint, Mylord«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. Ihr Sopran klang ein wenig heiser, deshalb räusperte sie sich. »Ich verstehe durchaus die Reaktion des Oberhauses. Möglicherweise bin ich damit nicht einverstanden, aber ich kann die Lords verstehen, und als ich tat, was ich tat, war ich mir über ihre

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