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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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herbeitappte und eine starke, sehnige Echthand zu ihr ausstreckte.
    »Schön, dich wiederzusehen, Stinker«, sagte sie und schüttelte ihm die dargebotene Hand. »In letzter Zeit irgendwelche guten Sellerieplantagen geplündert?«
    Nimitz verzog über ihre Auffassung von Humor nur die Nase, aber über die telempathische Verbindung spürte Honor sein Vergnügen an dem Geplänkel. Selbst die Einheimischen der beiden anderen bewohnten Planeten des Sternenkönigreichs, Manticore und Gryphon, neigten immer wieder dazu, die Intelligenz sphinxianischer Baumkatzen zu unterschätzen. Mike und Nimitz hingegen waren alte Freunde. Sie wußte so gut wie Honor, daß Nimitz klüger war als die meisten zweibeinigen Personen und daß er, obwohl er keine menschlichen Laute zu formen und sprechen vermochte, mehr Standardenglisch verstand als die meisten heranwachsenden Manticoraner.
    Außerdem war Henke die Sucht bekannt, die jede ‘Katz teilte, und mit einem Grinsen fischte sie einen Selleriestengel aus der Uniformtasche und reichte ihn Nimitz. Der ‘Kater packte ihn fröhlich und begann zu kauen, bevor seine Gefährtin auch nur ein Wort dazu äußern, geschweige denn einen Einwand erheben konnte. Honor seufzte.
    »Noch keine fünf Minuten bist du hier, und schon ermutigst du ihn wieder! Du bist ein schlechter Mensch, Mike Henke.«
    »Muß am verderblichen Einfluß meiner Freunde liegen«, entgegnete Henke heiter, und nun mußte Honor lachen.
    Hamish Alexander lehnte sich zurück und betrachtete die beiden Frauen aufmerksam, aber unaufdringlich. Das letzte Mal hatte er Honor Harrington nach dem Duell gesehen, bei dem sie Pavel Young getötet hatte, den Earl von North Hollow. Dieses Duell, daß sie die Karriere gekostet hatte, hätte sie beinahe mit ihrem Leben bezahlt, denn North Hollow hatte sich früher als erlaubt umgedreht und ihr in den Rücken geschossen. Bei ihrer letzten Begegnung waren Captain Harringtons linker Arm und die chirurgisch regenerierte Schulter noch bewegungsunfähig gewesen. Aber die körperliche Verwundung verblaßte zur Bedeutungslosigkeit gegenüber der seelischen Qual, die sich ihr tief eingeprägt hatte.
    White Havens Blick verdüsterte sich, als er an ihren Schmerz dachte. Der bezahlte Mord an dem Mann, den sie geliebt hatte, war mit dem Tod North Hollows vielleicht gerächt gewesen, aber das brachte Paul Tankersley nicht ins Leben zurück. Die Rache hatte Lady Harrington zwar geholfen, den Verlust zu überleben, ihren Schmerz hatte die geübte Vergeltung jedoch in keiner Weise gemindert. White Haven hatte sich mit aller Kraft bemüht, das Duell zu verhindern, weil er wußte, welche Folgen es für Captain Harringtons Karriere haben würde, doch war dieser Versuch ein Fehler gewesen. Sie hatte das Duell ausfechten müssen , ihr war keine andere Wahl geblieben. Für sie war der Zweikampf einem Akt der Gerechtigkeit gleichgekommen, den sie aufgrund ihrer Erziehung und allem, was sie ausmachte, unbedingt hatte verwirklichen müssen. White Haven hatte das schließlich eingesehen, sosehr er die Konsequenzen auch bedauerte. Er fragte sich, ob ihr überhaupt klar war, wie vollkommen er ihre Motive begriff – oder wieviel er über Trauer und Verlust wußte. Seit mehr als fünfzig T-Jahren war White Havens Frau am ganzen Körper gelähmt. Vor dem unglücklichen Flugwagenunfall war Emily Alexander die beliebteste HD-Schauspielerin im ganzen Sternenkönigreich gewesen, und der Schmerz, den White Haven auch nach so langer Zeit noch immer empfand, hatte ihn alles über die Qualen gelehrt, die der Liebe entspringen konnten, denn er mußte mit ansehen, wie ihre unerschütterliche Willenskraft, ihr Mut in einem gebrechlichen, nutzlosen Kerker aus Fleisch vor sich hin vegetierte. Die Honor Harrington, die er nun vor sich hatte, war immerhin nicht mehr die von der Trauer niedergeschmetterte Frau mit dem weißen Gesicht, von der er sich an Bord des Schlachtkreuzers Nike verabschiedet hatte. Zum allerersten Mal sah er sie nicht in Uniform und war fasziniert, wie wohl sie sich in graysonitischer Kleidung zu fühlen schien – und wie majestätisch sie wirkte. Ob sie überhaupt wußte, wie sehr sie sich verändert hatte? Wie sehr sie gewachsen war? White Haven kannte sie nicht anders denn als hervorragenden Offizier, doch hier auf Grayson hatte sie noch etwas hinzugewonnen. Sie war nur halb so alt wie er, aber während sie mit Captain Henke scherzte, war White Haven sich dennoch deutlich der unaufdringlichen Macht ihrer

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