Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
vornehmlich leichte Kräfte ein. Nun aber konnte Honor zum erstenmal ein kaiserliches Wallschiff näher in Augenschein nehmen, und sein Anblick war durchaus beeindruckend.
    Nachrichtendienstlich war sie über die Superdreadnoughts der Seydlitz -Klasse, zu der SMS Derfflinger gehörte, in Kenntnis gesetzt worden. Sie waren eine halbe Million Tonnen kleiner als die manticoranische Sphinx -Klasse, also etwas über eine Dreiviertelmillion Tonnen leichter als die neusten manticoranischen Super-dreadnoughts der Gryphon -Klasse, aber trotzdem masste Ravenheims Flaggschiff noch über sieben Millionen Tonnen. Seine Rumpfform war typisch für alle impellergetriebenen Kriegsschiffe: Es verjüngte sich zu beiden Spitzen hin und wies dort die Hammerköpfe auf, die man umgangssprachlich oft als ›Klotzköpfe‹ bezeichnete, aber im Gegensatz zu dem Weiß, das sowohl die RMN als auch die Volksflotte bevorzugten, war der Rumpf in vernebelndem Grau gehalten. Anstelle einer Rumpfnummer trug das Schiff gleich achtern des vorderen Impellerrings seinen Namen in rot eingefaßten, wenigstens fünf Meter hohen Goldbuchstaben. Die Bewaffnung war anders angeordnet als in den Schiffen, die Honor kannte. Die Energielafetten befanden sich in einem einzigen, verhältnismäßig leichten Batteriedeck zwischen zwei sehr schwer bestückten Raketenwerferdecks, und Honor spitzte die Lippen zu einem stummen Pfiff. Die Derfflinger war zwar kleiner als ein Superdreadnought der RMN, und die Magazinkapazität für derart viele Raketenwerfer hatte offensichtlich so viel Masse verschlungen, daß für Energiewaffen nicht mehr viel übrigblieb. Aber während das Schiff in einem Gefecht auf Energiewaffendistanz jedem seiner manticoranischen Gegenstücke unterlegen gewesen wäre, feuerte SMS Derfflinger die anderthalbfache Raketenbreitseite eines Schiffes der Sphinx -Klasse. Honor wußte das aus ihren Nachrichtendienstmeldungen, aber es tatsächlich vor sich zu sehen war doch ein gewisser Schock für sie. Die Armierung besaß deutlich mehrere Vorteile, aber die Derfflinger würde tief in der Tinte stecken, wenn es einem Gegner einmal gelingen sollte, sie in ein Nahgefecht zu verwickeln.
    Das Schiff lag auf seiner Parkumlaufbahn vor den Sternen, ein Berg aus Stahl und Panzer, auf dem wie Juwelen die grünen und weißen Lichter eines geankerten Sternenschiffs blitzten. Noch während Honor die Derfflinger musterte, begriff sie, weshalb sich die andermanische Flotte mit kleineren Superdreadnoughts zufriedengab. Wenn man bei den Trägheitskompensatoren den gleichen Wirkungsgrad zugrunde legte, ließ die geringe Masse die Derfflinger eine höhere Beschleunigung erzielen als eine Gryphon , und diese Beweglichkeit paßte perfekt zu der Doktrin, der die kaiserliche Flotte offenbar anhing: ein Gefecht vornehmlich mit Raketen zu bestreiten. Natürlich könnten die Andies bei Gelegenheit herausfinden, daß ihre Raketen gegen die RMN weniger erfolgreich sind als sie wahrscheinlich glauben , dachte Honor und verkniff sich ein Lächeln. Die manticoranischen Raketengondeln und die verbesserten Trägheitskompensatoren würden vermutlich ausreichen, um die Vorteile der Derfflinger wettzumachen. Zumindest in der ersten Breitseite konnte ein manticoranischer Superdreadnought der Geschoßmasse eines Superdreadnoughts der Seydlitz -Klasse mehr als gleichkommen, und die besseren manticoranischen Kompensatoren würden auch den Beschleunigungsvorteil der Andermaner ausgleichen.
    Andererseits , überlegte sie, und dabei verging ihr das Lächeln gründlich, hat ihr Nachrichtendienst offenbar alles über unser Geschwader herausgefunden. Ich frage mich, ob die etwa versuchen, auch unsere Kompensatorpläne in die Hände zu bekommen? Na, das ist ja ein herrlicher Gedanke!
    Die Pinasse schloß zu dem Großkampfschiff auf und schaltete den Impeller ab. Dann steuerte sie mit Manövrierdüsen unter den Behemoth, und ein Traktorstrahl zog sie nach oben in die leuchtende Höhle eines Beiboothangars. Sanft setzte der Strahl die Pinasse in ein Dockgerüst ab, und als die mechanischen Dockklammern sie sicherten, erbebte unter dem Teppich das Deck.
     
    Ein tadellos herausgeputzter Korvettenkapitän salutierte, und die Seite nahm Haltung an, als Honor sich aus der Zugangsröhre schwang. Das Intercom verzichtete auf die übliche Ankündigung eines an Bord kommenden Offiziers, aber Bootsmannspfeifen schrillten. Dabei handelte es sich um die altmodische, lungenbetriebene Abart, nicht die elektronische

Weitere Kostenlose Bücher