Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden
spürte, wie sich ihr Mund zu einem schiefen Lächeln verzog.
»Wohl nicht«, pflichtete sie ihm bei, nickte Cousins zu und lehnte sich zurück.
»Danke«, sagte von Ravenheim.
»Gern geschehen, Hoheit «, antwortete Honor, entschlossen, ihm an Weltgewandtheit in nichts nachzustehen, und er lächelte. »Ich muß zugeben«, fuhr Honor fort, »daß Sie mir ein wenig im Vorteil zu sein scheinen, Sir.«
»Ich bitte Sie, Mylady. Wie Sie wohl wissen, haben auch wir nicht nur einen Nachrichtendienst. Unser Ruf als schändliche Militaristen wäre bald dahin, führten wir nicht genau Buch über jeden einzelnen, der unser Territorium durchquert. Ich fürchte, auf Ihrer Seite war der eine oder die andere ein wenig zu redselig, was Ihr Geschwader und seine Aufgabe betrifft. Vielleicht wollen Sie Admiral Givens darauf aufmerksam machen.«
»Oh, das will ich, Sir. Das will ich ganz bestimmt«, versicherte Honor ihm, und er lächelte wieder.
»Weswegen mein Cousin mich gebeten hat, Sie zu kontaktieren: Ich soll Ihnen versichern, daß das Anderman-Reich keinerlei Einwände gegen Ihren Aufenthalt in unserem Raumgebiet hat und daß wir für Ihre Besorgnis bezüglich Silesia vollstes Verständnis besitzen. Seine Majestät würde es jedoch als persönliche Gefälligkeit betrachten, wenn Admiral Caparelli so freundlich wäre, uns bei der nächsten Reise eines Q-Schiffs vorab zu informieren. Wir verstehen selbstverständlich, daß Sie Ihren Einsatz vor der Konföderation verbergen möchten, aber es ist doch ein wenig grob, auch uns im Dunkeln lassen zu wollen.«
»Ja, das verstehe ich, Mylord. Bitte richten Sie Seiner Majestät meine Entschuldigung für dieses … Versäumnis aus.«
»Das ist nicht erforderlich, Mylady. Seine Majestät verstehen vollkommen, daß das Versäumnis nicht Ihr Verschulden, sondern das Ihrer Vorgesetzten war.« Der Admiral schien an dem Gespräch großes Vergnügen zu finden, aber was er ihr versicherte, klang völlig aufrichtig, so daß Honor nickte. »Ungeachtet dessen wäre es mir eine Ehre, wenn Sie so freundlich wären, mit mir an Bord meines Flaggschiffs zu dinieren. Ich fürchte, daß Ihr Ruf Ihnen vorauseilt, und meine Offiziere und mein Stab würden Sie liebend gern kennenlernen. Außerdem hat mich der Kaiser instruiert, Ihnen offiziell logistische Unterstützung durch die Flotte anzubieten. Mein Nachrichtenoffizier würde Ihnen zudem gern unsere neusten Erkenntnisse und Prognosen über Lage und Entwicklung in der Konföderation mitteilen.«
»Aber … vielen Dank, Mylord – sowohl von mir als auch im Namen meiner Königin.« Honor versuchte ihr Erstaunen zu verbergen, aber sie wußte, daß ihr das nicht gelang, und Ravenheim schüttelte höflich den Kopf.
»Mylady«, sagte er, und nun klang seine Stimme sonorer und weitaus ernsthafter, »das Reich und das Sternenkönigreich haben Frieden, und wir kennen die Höhe Ihrer Verluste. Piraterie ist der Feind aller zivilisierten Sternennationen, und wir bieten Ihnen gern jede Hilfe an, die wir leisten können.«
»Vielen Dank«, wiederholte sie, und er schmunzelte gleichmütig.
»Wäre Ihnen achtzehn Uhr dreißig angenehm?« fragte er.
Honor blickte auf das Chronometer, das auf Ortszeit kalibriert war, und nickte.
»Jawohl, Sir. Das würde mir passen. Da wäre noch eins, Mylord.«
»Ja, bitte?«
»Zwar weiß ich nun, daß unser Sicherheitsschirm so dicht ist wie ein Sieb, zumindest was die Nachforschungen des Reiches betrifft, aber ich wäre sehr dankbar, wenn wir es vermeiden können, anderen weitere Tips zu geben.«
»Natürlich, Mylady. Ihr Konvoi wird drei Tage lang im System bleiben. Wenn Sie eine Pinasse zur Alpha-Station nehmen, wird eine meiner Pinassen Sie aufnehmen und zu mir an Bord der Derfflinger bringen. Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen bereits einen Liegeplatz im zivilen VIP-Hangar Alpha Sieben Eins Null zu reservieren, und der Abschirmdienst der Station wird darauf achten, daß die Galerie unbesetzt ist, wenn Sie andocken.«
»Ich danke Ihnen erneut, Mylord. Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.« Honors trockener Tonfall verkündete, daß sie sich geschlagen gab. Ravenheim hatte nicht nur gewußt, daß sie kommen würde, sondern sogar ihre Bitte um Anonymität vorausgeahnt. Vielleicht ist es ganz gut, daß wir Frieden haben mit den Andermanern , dachte sie. Gott helfe uns, wenn die Havies uns jemals ähnlich kalt erwischen! Wenigstens verhielt sich der Großadmiral dabei, wie man es von einem Gentleman erwarten
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