Honor Harrington 7. In Feindes Hand
erhält sie eine gute Chance, den Bogey abzufangen, falls er versucht, sich hinter die Hypergrenze zurückzuziehen. Aber weil sie ihre Gondeln zurücklassen muß, um überhaupt zum Schuß zu kommen, würde ich gern zusätzlich die Raiden und die Claymore alarmieren, damit sie der Nuada und der Dirk beistehen, falls wir es mit einem Schlachtkreuzer oder etwas noch Größerem zu tun haben.«
»Hm …« Zachary kratzte sich an der Nasenspitze. »Wieviel Zeit würden wir denn verlieren, wenn wir lediglich Turner informieren, damit er sich um alles selbst kümmert?« erkundigte sie sich, obschon sie die Antwort bereits kannte. Sie fragte nur, um sicherzustellen, daß die Antwort offiziell protokolliert wurde. Erst dann konnte die Katana sich vorwagen.
»Die Nuada steht etwa zwoundzwanzig Lichtminuten von uns und achtzehn von der Dirk entfernt«, erklärte Luchner. »Turner würde wenigstens vierzig Minuten ab dem Augenblick brauchen, in dem wir das Signal auf die Reise schicken, um die Dirk zu informieren, und zwo weitere, bis die Raiden und die Claymore Bescheid wüßten. Wenn wir die anderen Schiffe gleichzeitig mit der Nuada informieren, gewinnen wir wenigstens dreizehn Minuten für alle Schiffe, dank unserer räumlichen Anordnung sogar neunzehn für die Dirk .«
»Das klingt mir ganz nach hinreichender Rechtfertigung, uns einzumischen«, befand Zachary und blickte auf ihrem eigenen Combildschirm Kuttner an. »Bürger Kommissar?«
»Ich stimme zu. Und wir sollten wohl auch die Count Tilly informieren.«
»Jawohl, Sir«, bestätigte Zachary respektvoll und verkniff sich die Bemerkung, daß sie ohnehin Befehl habe, dem Flaggschiff unverzüglich jeden Kontakt zu melden. Das hätte Kuttner klar sein müssen – schließlich war er bei genügend Besprechungen anwesend gewesen –, aber es mochte sich als unklug erweisen, Volkskommissare an Dinge zu erinnern, die sie von sich aus wissen sollten.
»Also gut, Fred. Kümmern Sie sich darum. Und halten Sie uns über alle weiteren Entwicklungen auf dem laufenden«, ordnete Zachary an.
»Jawohl, Bürgerin Captain.« Luchner beendete das Gespräch und wandte sich dem wachhabenden Signaloffizier zu. »Wärmen Sie mal Ihren Sender vor, Hannah«, sagte er.
15
»Noch immer kein Signal von Commodore Yeargin?« wollte Alistair McKeon wissen. Vierzig Minuten waren seit der Rücktransition der Prince Adrian in den Normalraum verstrichen. Nun hatte sie sich fast zweieinviertel Lichtminuten weit systemeinwärts bewegt und auf 21.400 Kps beschleunigt. Seit einer halben Stunde empfand man das tiefe Schweigen in den Empfängern der Signalstation als befremdlich.
»Nein, Sir«, gab Lieutenant Sanko zurück. Trotz der militärischen Kürze der Antwort war ihm seine Anspannung deutlich anzumerken. McKeon drehte den Kopf und schaute Honor an. In seinen grauen Augen stand innere Unruhe; die Emotionen der Umstehenden, die auf Nimitz einströmten, ließen den Baumkater unheilahnend mit dem Schwanz zucken.
Die Nervosität auf der Brücke des Kreuzers hatte als vages Unbehagen begonnen, weil der erwartete Anruf von den Außenposten des Systems ausblieb – nicht bedrohlicher als ein Jucken an einer Stelle, wo man sich nicht kratzen kann. Während die Prince Adrian mit konstanten 400 g Beschleunigung systemeinwärts vordrang, hatte sich diese vage Vorahnung in echte Beklommenheit verwandelt. Auch wenn der Kreuzer nicht in der Lage war, überlichtschnelle Signale abzusetzen, besaßen die Schiffe der Kampfgruppe Adler sehr wohl die Kapazität dazu. Sarah DuChene hatte den Kurs eigens so geplant, daß die Prince Adrian im Erfassungsbereich einer der Sensorplattformen Commodore Yeargins in den Normalraum eintrat. Daher hätte die Plattform den Kreuzer normalerweise orten, identifizieren und über den Gravimpulssender der Plattform an Yeargins Flaggschiff melden müssen – und innerhalb von zehn Minuten nach seiner Ankunft hätte Alistair McKeon ein überlichtschnelles Signal von der Enchanter empfangen müssen.
Doch dieses Signal war nun lange überfällig. Während eine Minute nach der anderen verstrich, ohne daß die Prince Adrian eine Nachricht erhielt, hatte Honor ihr Bestes getan, um unbesorgt zu wirken. Sie sagte sich, daß es für die Merkwürdigkeit eine einfache Erklärung geben müsse. Yeargin stehen nicht besonders viele Sensoren zur Verfügung, und vielleicht hat sie beschlossen, sie anders zu verteilen, und unsere Informationen sind obsolet. Aber warum plaziert sie dann
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