Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
die Kopfzahl der Gutsherrngarde niemals mehr als fünfzig betragen durfte, reichte bis in den graysonitischen Bürgerkrieg zurück.
    Benjamin der Große hatte nicht vierzehn Jahre lang den bittersten Bruderkrieg in der Geschichte der Menschheit geführt, nur damit sein Sohn oder Enkel sich den alten Problemen erneut stellen mußte. Auf beiden Seiten hatten die Gutsherrnarmeen, die ja aus persönlichen Gefolgsleuten bestanden, den Kern der ausgebildeten Truppen gestellt, und daher setzte die Benjaminische Verfassung dem Umfang aller persönlichen Gutsherrnkohorten ein für allemal eine Obergrenze. Darüber hinaus ergriff Benjamin eine weitere Vorsichtsmaßnahme: Er verlieh jedem persönlichen Waffenträger ein Offizierspatent im graysonitischen Heer.
    Die dahinterstehende Überlegung war recht einfach. Wenn alle Waffenträger zur Army gehörten, konnte ein Protector die Waffenträger eines aufmüpfigen Gutsherrn zumindest theoretisch in den aktiven Heeresdienst berufen und ihn dadurch der fünfzig persönlichen Gefolgsleute berauben, die ihm zustanden. Daß ein Gutsherr, dem nur fünfzig Waffenträger erlaubt waren, sich stets nur die besten Männer aussuchen würde, gewährleistete außerdem, daß die Army im Falle des Falles auf einen hochkalibrigen Kader von Reserveoffizieren zurückgreifen konnte. In den Überlegungen Benjamins hatte dieser zusätzliche Nutzen allerdings nur eine zweitrangig Rolle gespielt.
    Unter einem späteren (und schwächeren) Protector stellte das Oberste Planetare Zivilgericht fest, daß Waffenträger ihre Offizierspatente allein deshalb erhielten, weil sie Waffenträger waren – in erster Linie also aufgrund des Treueids, den sie auf ihren Gutsherrn ablegten. Das Gericht vertrat daher die Ansicht, ihre erste Pflicht liege darum bei dem Gutsherrn, dem sie dienten, und nicht bei der Army. Deshalb konnten sie fortan nur mit Einwilligung ihres Lehnsherren in den aktiven Heeresdienst berufen werden, eine Zustimmung, die natürlich kein Gutsherr jemals erteilt hätte, wenn er mit dem Protector auf Kriegsfuß stand.
    Obwohl Benjamins Vorsorge damit der Grundlage beraubt worden war, bestanden die konstitutionellen Bestimmungen fort. Da graysonitische Marineinfanteristen nichts anderes waren als Heeressoldaten, die an Bord von Schiffen Dienst taten, und da LaFollet, Candless und Whitman Offizierspatente des Heeres besaßen, waren sie technisch tatsächlich Offiziere der Marineinfanterie. Die Argumentationskette mochte einige brüchige Stellen aufweisen, da sie allein auf den Besonderheiten der graysonitischen Gesetzgebung beruhte, doch war sie unwiderlegbar. Alle Personalakten über Honors Waffenträger befanden sich nach wie vor an Bord der Jason Alvarez , so daß den Haveniten kein dokumentierter Gegenbeweis zur Verfügung stand.
    Für Honor war die Erleichterung, daß Luchner die Waffenträger als Marines akzeptierte, nicht mehr als ein flackerndes Licht inmitten der Schwärze, die sie umgab; neben dem Gefühl der Niederlage, das die Menschen um Honor beherrschte, verblaßte der kleine Triumph zur Nichtigkeit. Gleichzeitig dankten fast alle ihrem Schicksal, daß sie überlebt hatten, doch selbst diese kleine Erleichterung spendete keinen echten Trost, sondern gab Anlaß zu weiterer Scham: die Überlebenden der Prince Adrian fühlten sich schuldig für ihre Dankbarkeit, als wäre diese doch so menschliche Reaktion etwas Verachtenswertes … und auch diese Gewissensnöte strömten über Nimitz auf Honor ein.
    In ihrem Mund schmeckte sie die innerliche Finsternis, die ihre Offiziere erfüllte; sie schloß die Augen und drückte sich Nimitz enger an die Brust. Wie die meisten der Offiziere, die zum Beiboothangar der Katana marschierten, trug der Baumkater noch seinen Raumanzug. Dadurch war er für Honor zu schwer, um ihn sich auf die Schulter zu setzen, wo der eigentliche Stammplatz des ‘Katers war. Mit Vorbedacht ließ sie ihn weiterhin den Anzug tragen. Als der Grund dafür ihr erneut vor Augen stand, umschloß sie Nimitz unwillkürlich fester mit den Armen.
    Eine grauenvolle und sehr persönliche Furcht nagte beharrlich an ihr. Honor hatte ihr Bestes gegeben, um sie aus ihrem Bewußtsein zu verbannen, sie zu ignorieren oder sich so intensiv ihren Pflichten zu widmen, daß sie zumindest behaupten konnte, die schreckliche Befürchtung zu ignorieren. Alle ihre Bemühungen waren vergebens, reine Selbsttäuschung. Über Honors Anstrengungen, das Gefühl zu unterbinden, lachte die Furcht nur

Weitere Kostenlose Bücher