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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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konnte er schon sagen? Er begnügte sich mit einem höflichen Nicken, machte einen Schritt zur Seite und ließ Honor mit einer Handbewegung den Vortritt.
    Sie gehorchte, und jeder Schritt fuhr ihr durch Mark und Bein. Ihr Gang ließ alle Spannkraft vermissen und offenbarte eine tiefe Müdigkeit, die nichts mit ihrem körperlichen Zustand zu tun hatte; genauer gesagt, kam diese Müdigkeit zu ihrer physischen Erschöpfung hinzu, und Honor glaubte fast, daß sie auch dann noch auf ihr lasten würde, wenn sie sich körperlich wieder erholt hätte.
    Alistair McKeon ging neben ihr. Sein brennender Schmerz – seine Beschämung – machte ihr noch weitaus mehr zu schaffen als ihre eigene Qual. Wie gern hätte sie ihn aufgerichtet, doch wie hätte sie ihm Trost spenden sollen? Selbst wenn Honor seine Pein hätte lindern können, wäre McKeon doch nicht in der Verfassung gewesen, ihn anzunehmen. Er wirkte wie ein Vater, der den Verlust seines Kindes betrauert und sich selbst die Schuld daran gibt. Daß er sich nichts vorzuwerfen hatte, war für McKeon im Augenblick völlig unerheblich.
    Und McKeons Gefühle waren längst nicht die einzigen, die auf Honor einstürmten. Hinter ihr ging Andrew LaFollet, dessen völlig unbeteiligte Miene seinen inneren Aufruhr nach außen hin verbarg; Honor aber spürte jede Nuance seiner panischen Hilflosigkeit – und des Gefühls, versagt zu haben. Von James Candless und Robert Whitman drangen dieselben Emotionen auf Honor ein, denn alle drei waren sie graysonitische Waffenträger und außerstande, die Frau vor Unheil zu bewahren, die zu schützen sie geschworen hatten. Die drei Waffenträger verzehrten sich vor Sorge, und diese Empfindungen drohten Honor zu übermannen.
    Am liebsten wäre sie zu den dreien herumgewirbelt und hätte sie angebrüllt, augenblicklich damit aufzuhören – sie angefleht, ihr doch wenigstens diese Gefühle zu ersparen, sie wenigstens davor zu beschützen. Selbst wenn jemand diesem Befehl hätte nachkommen können, wäre Honor dennoch im Unrecht gewesen, ihn zu erteilen. Die fremden Gefühle, die an ihrer Seele nagten, entsprangen dem grundlegenden Wesen ihrer Waffenträger. Nur weil die drei ihr so treu ergeben waren, konnten sie derart außer sich geraten. Wie also hätte sie es über sich bringen sollen, die Nöte der drei Graysons noch zu verschlimmern, indem sie ihnen offenbarte, wie sehr deren Elend Honor quälte?
    Nein, dergleichen stand einfach außer Frage. Honor hatte im Gegenteil alles getan, um die drei Waffenträger in ihrer Nähe zu behalten; gegenüber den Haveniten hatte sie die drei deshalb als Offiziere der graysonitischen Marineinfanterie identifiziert. Mit großen Augen hatte McKeon vernommen, wie sie Luchner erklärte, LaFollet sei ein Colonel der Marines, und wie sie Candless und Whitman als Lieutenants bezeichnete. Obwohl Alistair McKeon mit keinem Wort darauf eingegangen war, glaubte er nun von ihr, sie hätte zu einer Lüge Zuflucht genommen, um zu verhindern, daß man Candless und Whitman von ihr trennte; die Haveniten hatten nämlich die Kriegsgefangenen unterteilt und dabei die Offiziere von den Mannschaften und Unteroffizieren separiert. Doch McKeon hatte nur die halbe Wahrheit erkannt: Zwar hatte er den Grund durchschaut, aus dem Honor die drei Waffenträger als Marines identifizierte, aber gelogen hatte sie nicht.
    Auf Grayson besaß das Wort ›Waffenträger‹ mehrere Bedeutungen. Zunächst bezeichnete es so gut wie alle Polizeikräfte, gewann aber eine zusätzliche Nuance, sobald man es auf die Gefolgsleute eines Gutsherrn bezog. Bei genauerem Hinsehen bestand die ›Harringtoner Gutsgarde‹ aus zwei getrennten Truppenkörpern: Innerhalb der Gutsgarde existierte noch ein kleinerer Truppenkörper, dessen genaue Bezeichnung ›Guts herrn garde‹ lautete. Dieser umfaßte nur fünfzig Mann, denn die Verfassung des Planeten Grayson gestand jedem Gutsherrn nur fünfzig persönliche Waffenträger zu. Die Harringtoner Gutsgarde als Ganzes schloß diese Gutsherrngarde ebenso mit ein wie jeden anderen uniformierten Polizisten des Guts. Zur Verwirrung Außenstehender wurden sie alle ›Waffenträger‹ genannt, obwohl ihre Aufgabenbereiche sich völlig voneinander unterschieden. Die Gutsherrngarde stellte Honors persönliche Leibwache und wurde vom Rest der Garde unterstützt, wann immer es erforderlich erschien. Ersatzleute für die Gutsherrngarde stammten in der Regel aus den Reihen der ›regulären‹ Gutsgarde. Der Grund dafür, daß

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