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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hatten sie noch? Wenn die Möglichkeiten der Haveniten besser waren, als erwartet, bestand kaum noch eine Chance, die Gutsherrin in Sicherheit zu bringen, denn dazu waren schlichtweg zu viele SyS-Leute an Bord. Und wenn ihre Offiziere ihnen sagen konnten, wo sie die Flüchtigen abfangen sollten …
    »Ich mach’s«, sagte Candless gelassen. Er hatte die Augen nicht vom Schacht angewandt und LaFollet nicht angeblickt, doch sein beiläufiger Ton bewies, daß er genau dem gleichen Gedankengang gefolgt war wie der Major. »Gehen Sie rund sechzig Meter zurück und probieren Sie es mit dem Wartungstunnel auf Deck Neunzehn«, sagte er. »Commander McGinley zeigt Ihnen den Weg.«
    »Einen Augenblick mal!« begehrte McGinley auf. »Wir können Sie doch nicht …«
    »Doch, das können wir«, entgegnete LaFollet sanft. »Hier.« Er reichte ihr das Klemmbrett und deutete mit dem Daumen über die Schulter den Schacht hinab. »Gehen Sie«, sagte er im Befehlston. McGinley starrte ihn an, dann holte sie scharf Luft, wandte sich um und glitt ins Zwielicht davon. LaFollet blickte Candless ins Gesicht.
    »Du hast dich entschlossen, Jamie?« fragte er leise.
    »Das habe ich.« Candless’ Antwort klang fast kindlich ernst, und er drehte den Kopf, um LaFollet ein letztes Mal anzugrinsen. »Es war ‘ne schöne Zeit, Major. Jetzt schaffen Sie nur die Gutsherrin hier raus.«
    »Das werde ich«, schwor LaFollet; es handelte sich um mehr als ein Versprechen, es war ein Eid, und Candless nickte zufrieden.
    »Du verschwindest jetzt lieber, Andrew«, sagte er viel sanfter. »Und wenn ihr hier raus und in Sicherheit seid, dann sag ihr …« Er verstummte, weil ihm die Worte fehlten, und LaFollet nickte.
    »Ja«, versprach er, legte seinem Kameraden den Arm um die Schulter und drückte ihn fest. Dann wandte er sich ab und kletterte wieder den Schacht hinunter.
    Nach wenigen Minuten hatte er Honor, Venizelos und McGinley erreicht, die sich sogleich umwandte und losmarschierte. Als ein Schrapnellgewehr hustend das Schnellfeuer eröffnete, blickten Honor und Venizelos den Schacht hinauf, und LaFollet schritt rasch an ihnen vorbei.
    »Hier entlang, Mylady«, sagte er und bedeutete den beiden, ihm zu folgen, doch Honor rührte sich nicht vom Fleck.
    »Wo ist Jamie?« wollte sie wissen, und LaFollet verharrte. Einen Augenblick lang starrte er McGinley hinterher, dann seufzte er.
    »Er kommt nicht mit uns, Mylady«, sagte er so sanft er konnte.
    » Nein! Ich kann doch …«
    »Doch, Sie können!« raunzte er Honor an, die vor der Mischung aus Stolz und Schmerz auf seinem Gesicht zurückfuhr. »Wir sind Waffenträger , Mylady, und Sie sind unsere Gutsherrin. Und Sie haben verdammt noch mal zu tun, was immer erforderlich ist!«
    Unfähig, auch nur ein Wort zu sagen, starrte Honor ihm ins Gesicht, dann ließ sie die Schultern sinken. Ihr persönlicher Waffenträger nahm sie wie ein Kind bei der Hand.
    »Kommen Sie, Mylady«, forderte er sie leise auf. Honor folgte ihm den Schacht hinab. Über ihnen bellte Jamie Candless’ Schrapnellgewehr auf.
     

30
     
    Scotty Tremaine kroch aus dem Elektronikschacht der Pinasse und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Niemals hätte er für möglich gehalten, was er gerade getan hatte, und die Problemlosigkeit, mit der das Undenkbare sich bewerkstelligen ließ, bereitete ihm eine Gänsehaut. Viele Männer und Frauen waren bessere Bordmechaniker für Beiboote als er – zum Beispiel Horace Harkness –, doch hätte es keines Genies bedurft, um die Modifikationen durchzuführen, die Tremaine soeben vorgenommen hatte. Genau das war daran so furchterregend. Keinerlei ernsthafte Schutzmaßnahmen hatten ihn behindert, denn niemand, der alle Sinne beisammen hatte, wäre je auf die Idee gekommen, daß jemand absichtlich eine Wahnsinnstat wie diese begehen könnte.
    Und doch war sie nun ausgeführt. Tremaine hoffte, daß Harkness sich dabei ebensowenig geirrt hatte wie bei den anderen Aspekten seines Plans. Soweit sie wußten, war bislang alles perfekt abgelaufen – soweit sie wußten –, doch erschien es Tremaine ungerecht, einem einzigen Mann so viel Verantwortung auf die Schultern zu laden.
    Aber wir haben sie ihm nicht aufgebürdet, nicht wahr? Er hat sich von vornherein ›freiwillig‹ gemeldet. Wir haben nichts weiter dazu beigetragen, als auf unserm Hintern zu sitzen und zu glauben, er wäre wirklich zu den Havies übergelaufen.
    Bei diesem Gedanken überkam Tremaine ein neuerlicher Schwall brennender Scham,

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