Honor Harrington 7. In Feindes Hand
verteilt hatte –, »ist die Ladung des Geleitzugs zum größten Teil für Treadway bestimmt, dem Endpunkt der Reise. Ich habe keine detaillierte Aufstellung, aber es handelt sich vermutlich hauptsächlich um Technik und Personal, mit denen man die Werftanlagen aufpäppeln will, die wir von den Havies erbeutet haben. Die Frachtliste für Adler liegt mir vor. Offensichtlich hat der Protector zugestimmt, Marines abzustellen, um Samovar zu besetzen, den einzigen bewohnbaren Planeten des Adler-Systems, bis die Royal Army sie ablöst. Ein Großteil dieses Konvois hat Munition geladen, Waffen und Gerät für Bodenkämpfe sowie Ausrüstung für die Marineinfanteristen. Dazu kommt eine Menge humanitärer Hilfsgüter. Offenbar war das System in ziemlich schlechtem Zustand, bevor die Allianz die Havies rausgeworfen hat, und die Einheimischen scheinen uns der alten Regierung vorzuziehen.«
»Und Sie sagen, all das stand in dieser Meldung?«
»Jawohl, Mylady.«
»Dann haben Sie und Commander Venizelos wohl recht mit Ihrer Vermutung, wohin es uns demnächst verschlagen wird. Um ehrlich zu sein, erfreut mich diese Neuigkeit. Wir haben sechzig Prozent des Geschwaders beisammen, und ich würde es lieber sinnvoll nutzen, als es hier im Orbit sitzen zu haben – außerdem würden wir dadurch ein wenig operative Erfahrung erwerben. Sprechen Sie doch noch einmal mit Ihrem ›Vögelchen‹ bei Command Central. Merken Sie ihm gegenüber an, daß wir glauben, für gerade diese Aufgabe wie geschaffen zu sein. Schließlich sollen die Lamettahengste erfahren, daß wir sehnsüchtig und eifrig unsere Pflicht tun wollen, habe ich recht?« fragte sie mit schiefem Lächeln.
»Jawohl, Mylady.« Venizelos’ Ton enthielt genau die angemessene Mischung aus Respekt und Resignation, und ringsum erhob sich leises Lachen.
»Und während der Commander damit beschäftigt ist, Carson«, fuhr Honor an ihren Flaggleutnant gewandt fort, »rufen Sie bitte Captain Greentree und Captain McKeon an. Richten Sie ihnen aus, daß ich sie heute abend zum Essen erwarte. Sie sind ebenfalls eingeladen, Andy, und Sie auch, Marcia. Wenn wir uns freiwillig für den Geleitdienst melden, dann würde ich vorher gern noch ein paar Geschwaderübungen abhalten, und die sollten wir so früh wie möglich planen.«
»Jawohl, Mylady!« Clinkscales blieb auf seinem Stuhl sitzen, erweckte aber dennoch den Anschein, er sei aufgesprungen, habe salutiert, die Hacken zusammengeknallt und sich außerdem noch verbeugt. Honor verbarg ein Lächeln.
»Also gut. Ich glaube, damit hätten wir alles abgedeckt. Es sei denn, jemand möchte noch etwas zur Sprache bringen?« Als sich niemand meldete, nickte Honor zufrieden. »Gut. Falls mich in der nächsten Stunde jemand braucht, findet er mich in der Turnhalle. Danach würde ich gern von Ihnen und Marcia die ersten Vorschläge hören, Andy.«
»Jawohl, Mylady.«
»Gut.« Honor erhob sich, nahm Nimitz von der Stuhllehne und setzte ihn sich auf die Schulter, während ihre Untergebenen sich ebenfalls erhoben. »Eine gute Besprechung, Herrschaften. Vielen Dank.«
Sie erhielt ein zufriedenes Gemurmel zur Antwort, und sie verabschiedete sich lächelnd mit einem weiteren Nicken, dann hielt sie auf die Luke zu, um die Verabredung mit ihrem Sparringspartner einzuhalten, für die sie bereits zu spät dran war.
»Earl White Haven ist da, Sir«, meldete der Schreibersmaat.
Er trat beiseite, um Hamish Alexander in das genügsame, aber behagliche Büro einzulassen, dann zog er sich zurück und schloß geräuschlos die altmodische Tür hinter sich.
»Aha, Admiral White Haven!« Hochadmiral Wesley Matthews erhob sich und trat vor seinen Schreibtisch, um dem Earl die Hand zu reichen. »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihren Terminplan durcheinandergebracht habe. Ich danke Ihnen, daß Sie so kurzfristig kommen konnten.«
»Eigentlich haben Sie gar nichts durcheinandergebracht, Hochadmiral Matthews«, versicherte ihm White Haven. »Mein Stab hält im Moment eine Gefechtssimulation zwischen Admiral Greenslade und Konteradmiral Ukovski ab, und wir sind diesmal nur Schiedsrichter. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Bitte, setzen Sie sich doch«, sagte Matthews und winkte seinen Besucher in einen der bequemen Sessel vor seinem Schreibtisch, dann setzte er sich in einen anderen und überlegte dabei noch immer, wie er sein Ansinnen nun genau vortragen sollte. Hamish Alexander war ihm zwar technisch untergeben, aber doppelt so alt und einer der
Weitere Kostenlose Bücher