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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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kneteten die grauen Strähnen an seinen Schläfen. Alle anderen verfolgten ebenso gebannt wie er die Vorgänge. Der Kampf war nun so nahe gekommen, dass sich das Gebäude immer wieder schüttelte unter der Gewalt, die seinen tragenden Streben angetan wurde. Eine gepeinigte Stimme drang aus dem Lautsprecher: »Nein, George, nicht!«
    Die Kamera hatte einen Verwundeten erfasst, der vor einer Panzerstahltür zusammengesackt war. Er blickte auf, das Gesicht verzerrt, und arbeitete beharrlich an dem Schlauchverbinder auf seinem Schoß. Mit unsicherem Griff öffnete er die Verbindung endlich und ließ erschöpft den Kopf in den Nacken sinken. Unter dem Durst, den der Blutverlust mit sich bringt, fuhr seine Zunge über Lippen so trocken wie Papier. Als von draußen auf dem Korridor vorsichtige Schritte zu hören waren, öffnete er wieder die Augen. Die zerschmetterten, versengten Möbel waren einmal sehr kostbar gewesen, und auf dem Boden lag ein zusammengerollter seegrüner Teppich. Dieser Teppich sog die dicke Flüssigkeit auf, die aus dem Panzerkabel drang. Im Gewebe des Teppichs bildete sie einen unverdächtigen Fleck, der sich langsam ausdehnte. Hätte der Verwundete die Flüssigkeit auf den nackten Fußboden fließen lassen, hätte sie dort eine schlüpfrige Lache gebildet.
    Gestalten in Kampfanzügen schwärmten durch den Korridor; die Gruppen gaben sich gegenseitig Feuerschutz. Pulsergewehre jaulten, wenn sie die zur Seite abgehenden Räume ›überprüften‹; gelegentlich schleuderte eine detonierende Handgranate Splitter und Staub auf den Gang. Das Sichtfeld verengte sich, als der verletzte Mann an der Tür den Kopf auf die Brust sinken ließ; nun waren nur noch der runde feuchte Fleck auf dem Teppich zu sehen und die Leichen ringsum, sowohl Aufständische als auch Gardisten des Vorsitzenden.
    »Wir brauchen den Zugangskode, Verräter«, sagte eine kalte, hasserfüllte Stimme.
    Der Verwundete hob den Kopf und erblickte sein eigenes blutiges Gesicht auf dem spiegelnden Helmvisier des Feindes, der vor ihm stand. Die Angreifer traten die am Boden liegenden Waffen außer Greifweite.
    »Nein, George, nicht!« Offensichtlich konnten auch die Angreifer die Stimme hören, hoben die Köpfe und blickten sich um. Der Mann mit dem Visierhelm lachte.
    »George, sei nicht tapfer – sei vernünftig.« Und dann setzte der Angreifer den Fuß auf das gebrochene Bein des Sitzenden und entlockte ihm einen gequälten Schmerzensschrei. »Den Zugangskode! Raus damit, und zwar sofort !«
    »Ich … geb’ …«, keuchte der Mann.
    Der Mann mit dem Visierhelm nickte und beugte sich näher, um zu lauschen. Nun konnte Pierre das Gesicht durch das Visier sehen – er sah das Entsetzen, als der Verwundete das brennende Feuerzeug auf den Teppich fallen ließ und alle ahnten, was bevorstand.
    »Nein, George, nicht – es hat doch keinen Sinn – lass es –«
    Für nur einen Augenblick zeigte sich im Display eine sengendheiße Flamme, dann sah man blasenschlagendes, sich kräuselndes und schmelzendes Plastik und schließlich nichts mehr. Ein lang gezogenes, hohles Donnern erschütterte das Gebäude – drang durch Lüftungs- und Aufzugsschächte. Zwei Dutzend Augenpaare schwenkten auf das Display, das das Gebäude von außen zeigte, und sahen, wie auf halber Höhe des Regierungsturms ein hervorquellender Flammenball die Fenster von innen zerschmetterte.
    Saint-Just war eifrig an seiner Konsole beschäftigt. »Das war Teil der automatisierten Verteidigungssysteme«, sagte er mit seiner farblosen Bürokratenstimme. »Nicht betriebsfähig. George Henderson führte einen Stoßtrupp durch die Lüftungsschächte in ein vom Feind besetztes Stockwerk, um die Vorrichtung von Hand wieder in Funktion zu setzen. Er hatte Erfolg.«
    »Wie lange noch, bis wir die Systeme zurückhaben?«
    »Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten«, antwortete der Chef der SyS. »Captain Henderson hat uns Zeit gekauft; von ihren Verlusten abgesehen müssen die Levellers nun warten, bis das Stockwerk wieder abgekühlt ist, oder sie müssen Feuerwehrausrüstung herbeischaffen. Andererseits haben wir ebenfalls schwere Verluste erlitten. Nach wie vor hängt alles in der Schwebe.«
     
    Liberty und Equality massten jeweils vierzehn Millionen Tonnen, fast das Doppelte eines Superdreadnoughts wie der Rousseau , und waren entsprechend gepanzert und bewaffnet. Normalerweise hatte ein Kampfschiff im Gefecht auf kurze Reichweite gegen solche Festungen in etwa die Chance einer

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