Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Nordamerikanischen Föderation und der Karibik. Hinzu kam eine kleine Minderheit gebürtiger Ukrainer. Die Expedition bestand aus 38.000 Erwachsenen und 13.000 Minderjährigen. Das ›Recht‹ auf das Sonnensystem war von der in Paris (Frankreich, Alterde) ansässigen Erkundungsfirma Franchot et Fils erworben worden. ›FF‹ besaß einen guten Ruf, und das Erkundungsschiff Suffren hatte die Strecke nach Manticore in nur zwanzig Jahren zurückgelegt. Die Crew der Suffren hatte die sorgfältige Arbeit geleistet, die man von FF gewöhnt war, doch alle Daten waren mit der Warnung versehen, dass sie seit 650 Jahren überholt sein würden, wenn die Kolonisten ihr Ziel erreichten. FF verkaufte seine Rechte am Manticore-System schließlich für annähernd 5,75 Milliarden EuroDollar an die Manticore Colony Ltd. Zu dem Rechtetransfer gehörte auch, dass FF alle Daten über das Manticore-System an die Hochsicherheitsdatei im Weltenarchiv der Irdischen Bundesregierung übermittelte und aus ihren eigenen Datenbanken löschte. Der Löschvorgang war eine übliche Sicherheitsmaßnahme, um Manticore Colony gegen die Besetzung des Planeten durch spätere Expeditionen mit schnelleren Schiffen zu schützen, denn es war bereits abzusehen, dass Fortschritte in der Hyperraumtechnik solchen Schutz bald durchaus erforderlich machen könnten. Trotzdem war durch nichts gewährleistet, dass keine schnelleren, leistungsfähigeren Hyperschiffe vor den rechtmäßigen Kolonisten auf Manticore eintrafen. Deshalb entschied sich der Aufsichtsratsvorsitzende von Manticore Colony, Roger Winton (der bereits im Vorfeld zum ersten Planetaren Administrator gewählt worden war), den Manticore Colony Trust von Zürich zu gründen.
Der Trust diente einem einzigen Zweck: das gesamte Kapital, das der Manticore Colony Ltd. nach Ausrüstung der Expedition übrig blieb (etwas weniger als eine Milliarde EuroDollar) zu investieren und die auflaufenden Zinsen dazu einzusetzen, über die Rechte der Kolonisten an ihrer neuen Heimat zu wachen. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich als sehr klug, denn als die Jason schließlich am 21. März 1416 R D. im Manticore-System eintraf, entdeckte ihre Besatzung eine bescheidene Ansiedlung auf dem Planeten, den sie Manticore tauften. Die Ansiedlung war mit Angestellten des Manticore Colony Trust besetzt, genauso wie die vier kleinen, im Sol-System gebauten Fregatten, die das Doppelsternsystem vor Squattern schützten. Der Trust hatte in den vergangenen sechs Jahrhunderten so gut gearbeitet, dass Manticore nun über einen sehr günstigen Kontostand verfügte, und die vier Fregatten wurden zu den ersten Schiffen der Manticoran System Navy (der späteren Royal Manticoran Navy). Darüber hinaus stellte der kleine MCT-Posten moderne Datenbanken und sorgsam ausgewählte Lehrer zur Verfügung, welche die Kolonisten mit dem technischen Fortschritt der zurückliegenden sechs Jahrhunderte vertraut machten. Mit dieser Maßnahme hatte selbst Winton nicht gerechnet, und so hatte er guten Grund, sowohl mit seiner Entscheidung für den Trust zufrieden zu sein als auch mit dem Fleiß und der Voraussicht, die eine ganze Reihe von MCT-Managern im Laufe der Jahre bei der Verrichtung ihrer Aufgaben bewiesen hatte.
Dass die junge Kolonie solch ungewöhnliche Helfer und außerweltliche finanzielle Rücklagen besaß, erwies sich als großes Glück, denn nach fast vierzig Jahren, in denen die Entwicklung überaus günstig verlaufen war, brach die Katastrophe über die Siedler herein.
Aus zwei Gründen hatte schon das Anfangsgebot für Manticore sehr hoch gelegen: Zum einen war es höchst ungewöhnlich – ja, einzigartig –, dass ein G0/G2-Doppelstern nicht weniger als drei Welten besaß, die sich für die menschliche Besiedlung eigneten. Zum anderen waren Manticore und Sphinx, die beiden bewohnbaren Planeten, die den GO-Stern Manticore A umkreisten, außerordentlich erdähnlich. Obwohl jeder seine eigene, einzigartige Biosphäre aufwies, deuteten die Erkundungsberichte darauf hin, dass irdische Lebewesen es außergewöhnlich leicht hätten, sich an alle drei Planeten anzupassen. Genauso war es dann auch: Irdische Getreidesorten gediehen gut, und die einheimische Flora und Fauna bot zahlreiche essbare Arten. Zwar gaben diese nicht sämtliche essenziellen Nährstoffe her, die Menschen brauchen, doch waren die Erfordernisse an die Terraformierung denkbar gering. Im Grunde brauchten nur irdische Getreidepflanzen eingeführt zu werden, dazu gewisse
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