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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bleiben. Er brauchte Wärme, und mit einem Grunzen setzte sich neben ihn und hob ihn sich mit einer Hand in den Schoß, so behutsam sie nur konnte. Als er sich zusammenkrümmte und einen Laut ausstieß, der sehr an das Maunzen eines misshandelten Katzenwelpen denken ließ, zuckte sie heftig zusammen, aber sie legte ihn nicht zurück, sondern barg ihn in ihrer Flugjacke, deren Reißverschluss sie geöffnet hatte, und hüllte ihn in die Jackenschöße, so gut sie es mit einer Hand vermochte. Dann lehnte sie sich, vor Schmerzen wimmernd, an den Baum, hielt den Baumkater zärtlich fest und versuchte, mit ihrer Körperwärme seinen Schock und Blutverlust zu bekämpfen.
    Weder dachte sie an das Comgerät, das sie verloren hatte, noch an ihre Eltern oder ihre Schmerzen. Sie dachte an gar nichts mehr, sondern saß nur da und barg den Leib ihres geschundenen Beschützers; sie dachte an nichts, weil ihr zu mehr die Kraft fehlte.
     
    Die Ältesten des Clans vom Hellen Wasser saßen im Kreis um das junge Zwei-Bein. Sie waren alle anwesend, sogar Sang-Weberin, die den anderen gefolgt war, um Singt-wahrhaftig für die unfassbare Torheit zu strafen, sich selbst auf solch törichte Weise in Gefahr zu bringen. Doch nun wurde hier niemand gestraft oder getadelt. Statt dessen beobachteten die anderen Ältesten unsicher und verwirrt, wie Singt-wahrhaftig und Kurzer Schweif dichter an das Zwei-Bein herankrochen. Der oberste Kundschafter und die zweithöchste Sagen-Künderin des Clans kauerten sich zu beiden Seiten des fremdartigen Jungen nieder, und ihre Nasen waren kaum eine Handspanne von ihm entfernt. Nachdem sie es ausgiebig beschnüffelt hatten, versuchten sie, in den Bund zwischen ihm und Klettert-flink einzugreifen.
    Singt-wahrhaftig legte ungläubig die Ohren zurück, so überrascht war selbst sie von dem, was sie spürte – obwohl sie geahnt hatte, was auf sie zukam. Trotz der Fremdartigkeit des Zwei-Beins war seine Verbindung mit Klettert-flink mindestens so stark wie die jedes vermählten Paares, dem sie je begegnet war. Und noch mehr, die Verbindung hatte ihre größtmögliche Stärke noch gar nicht erreicht. Das war doch nicht möglich – nicht mit einem Wesen, das offensichtlich völlig geistesblind war wie ein Zwei-Bein. Und doch war es geschehen. Singt-wahrhaftig wurde schwindelig, als sie versuchte, die Bedeutung dieser einfachen Tatsache, dieser umwerfenden Entdeckung zu erfassen.
    Alle erwachsenen Kämpfer ihres Clans saßen oder hockten ringsum. Keiner ließ das Junge aus den Augen, und alle teilten seine Schmerzen, als litten sie selbst daran, während es sich schleppenden Schritts Klettert-flink näherte. Wie Singt-wahrhaftig nahmen auch sie wahr, wie sehr sie sich um ihn sorgte, seine Zartheit und panische Furcht, seine … Liebe. Und wie Singt-wahrhaftig hatten sie beobachtet, wie das Junge – selbst wohl kaum mehr als ein Welpe – mit der Schnur Klettert-flinks Blutung stoppte, bevor er daran sterben konnte. Dann sahen sie zu, wie es ihn an sich zog und die eigene Körperwärme mit ihm teilte. Daraufhin erhob sich vom ganzen Clan leiser, anerkennender Gesang. Obschon der Clan nur indirekt in den Bund von Klettert-flink und dem Zwei-Bein einzugreifen vermochte, linderte er die Furcht und die Schmerzen des Zwei-Beins und senkte es mild in schwachen Geistesnebel. Die Leute vom Hellen Wasser nahmen seinen Schmerz in sich auf und trösteten das Junge, bis es in einen schlafartigen Zustand sank. Das durften sie gefahrlos tun, denn nichts, was durch den Wald wandelte, vermochte Klettert-flink und sein Zwei-Bein zu bedrohen, solange sie die beiden mit einem wachsamen Ring aus Krallen und Zähnen schützend umgaben.
    All das sah und begriff Singt-wahrhaftig, doch tief in ihrem Innern wollte sie – wie sie noch nie etwas zuvor gewollt hatte – das Zwei-Bein hassen. Vielleicht würde Klettert-flink überleben. Sein Geistesleuchten war schwach, aber noch vorhanden, und seine Schwester spürte, wie sein Bewusstsein sich langsam, aber hartnäckig zurück an die Oberfläche kämpfte. Doch er war schwer verletzt, und an diesen Verletzungen war nur das Zwei-Bein Schuld. Für das Zwei-Bein hatte er sich auf den aussichtslosen Kampf eingelassen, für das Zwei-Bein hatte er sich mit seinem Leben eingesetzt und es – nur allzu wahrscheinlich – verloren. Selbst wenn er überlebte, hätte er nur noch eine Echthand, und auch daran trug das Zwei-Bein die Schuld.
    So dringend Singt-wahrhaftig das Zwei-Bein hassen wollte, so

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