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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nur einen Augenblick lang zögerte, nur ein einziges Mal, dann würde alles über ihm zusammenbrechen. Ransoms treu Ergebene standen bereit, und hinter ihnen warteten fanatische Splittergruppen mit solch grotesken Überzeugungen, dass sie selbst der goldhaarigen Cordelia eine Gänsehaut bereiteten. LaBeauf und seine Verschwörung der Gleichberechtigten zum Beispiel – die Levellers.
    Wir haben das Ungeheuer geweckt , dachte er. Das geht so lange gut, wie wir es reiten können. Aber was, wenn es anfängt nachzudenken?
    »Wir sind heute hier«, fuhr er unverblümt fort, »um eine entscheidende Änderung unserer Linie zu erörtern. Wie Sie alle wissen, haben wir unseren Streitkräften mithilfe einer Politik des meritokratischen Egalitarismus neues Leben eingehaucht.«
    Das soll heißen, wir haben jeden getötet, den wir für unzuverlässig hielten oder der auf irgendeine Weise unfähig gewirkt hatte.
    »Doch nun sind wir an einen Punkt gelangt, wo die Wirksamkeit der – strengen Politik, wie sie unmittelbar nach dem Umsturz erforderlich war, immer mehr nachlässt.«
    Und damit meine ich, dass wir ein junges, energisches, tüchtiges und bis ins Mark verängstigtes Offizierskorps herangezogen haben. Diese Angst zehrt allmählich alle Vorteile der vorher genannten Tugenden auf.
    Die hingeschiedenen Legislaturistensprosse, welche die Volksflotte vor dem Umsturz geführt hatten, waren wirklich kein Verlust. Das Komitee und seine politischen Offiziere mussten sich nun jedoch ins Gedächtnis rufen, dass die neuen Leute dem neuen Regime alles verdankten. Das Berufssoldatenkader und die Wehrpflichtigen, die in der Volksflotte des alten Regimes die untergeordneten Ränge eingenommen hatten, wurden nun durch eine Flutwelle von revolutionären Freiwilligen verwässert, die man aus den Eilausbildungskursen in den Dienst schickte.
    »Ändern müssen wir einfach –«, begann er, da wurde die Tür wurde aufgerissen. Pierre blickte erstaunt auf. Ein Offizier der Komiteeschutztruppe stürzte herein.
    »Sir!«, rief er. »Sir, wir haben einen Notfall!«
    Bürgerin Admiral Esther McQueen mochte das Komitee für Öffentliche Sicherheit nicht besonders. Zwar hatte es ihr bereits die eine oder andere Wohltat erwiesen: Es hatte ihr die Legislaturisten aus dem Weg geräumt. Unter dem Anden Regime wäre sie in den Raumstreitkräften der Volksrepublik Haven nicht besonders weit aufgestiegen. Doch da alle herrschenden Legislaturistenfamilien ermordet wurden und man jeden an die Wand stellte, der kein überzeugendes Bild seiner Loyalität zu zeichnen wusste oder es wagte, ein Gefecht gegen die Manties zu verlieren, kam es für alle Überlebenden zu raschen Beförderungen.
    McQueens Problem mit dem Komitee bestand indes darin, dass es insgesamt von Flottenführung nicht mehr verstand als eine Herde Schweine in der Suhle. Als sei das nicht schon schlimm genug, weigerten die Komiteemitglieder sich zudem entschieden, ihr Unwissen einzugestehen – und das war potenziell tödlich. Hinzu kam, dass das Komitee jeden erschießen ließ, der ein Gefecht verloren hatte – und jeden, der mit jemandem verwandt war, der ein Gefecht verloren hatte, jeden, der mit jemanden befreundet war, der ein Gefecht verloren hatte, und auch alle Anverwandten, dieser Angehörigen und Freunde. Auf die Dauer rief dergleichen doch ernsthafte Besorgnis hervor, und ganz gewiss ermutigte es niemanden zu einem kühlen, wagemutigen Führungsstil. Ganz offensichtlich war das Komitee überzeugt, Befehlshaber könnten Siege erringen, ohne ein Risiko einzugehen.
    Quer durch den Warteraum warf sie einen Blick auf ihren Volkskommissar – übersetzt: politischen Wachhund – Erasmus Fontein. Auch er wartete geduldig, sah aus dem Fenster – sie waren im 105. Stockwerk – und blickte über die Turmspitzen von Nouveau Paris. Noch immer besaß Havens Hauptstadt eine gewisse, leicht gerupft wirkende Schönheit, der weder die groteske Wirtschaftspolitik der Legislaturisten und der damit einhergehende Verfall etwas hatten anhaben können, noch die Spannungen des langen Krieges mit Manticore. Aus dieser Höhe sah man nur die prachtvollen Umrisse der Türme, nicht aber die nackten Fenster und zerbrochenen Lampen, nicht die geronnene Wut und das erstickende Misstrauen, den Terror der Massenverhaftungen und die kalte Furcht, wenn wieder jemand über Nacht verschwunden war, als hätte er nie existiert. Man sah auch nicht den Albtraum der Volksgerichte und der Pöbeljustiz, die noch schlimmer

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