Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
traurig ein. »Da bin ich mir sicher. Aber es ist auch egal.«
Die Kontrollleiste enthielt eine Tastatur und Noniusregler sowie ein Multifunktionsdisplay, das im Augenblick als Oszilloskop fungierte. Rovald ließ die Finger der einen Hand auf der Kante ruhen, während sie mit der anderen dem Knurrer den Kopf tätschelte. Das Tier drängte sich eng an sie und knurrte zufrieden.
»Ma’am«, entgegnete Rovald zu deKyper, »ich habe diese Frequenz errechnet , und nicht geraten, wo sie vielleicht liegen könnte. Es handelt sich um die gemeinsame Frequenz aller Bücher in ihrer Sammlung; vorausgesetzt, die Bücher waren komplett.«
Mincio musste an die Forscher vergangener Generationen denken, die alphanische Bücher nach eigenen subjektiven Maßstäben übersetzt hatten. Sie würde ihre eigenen Übersetzungen anfertigen und ihren Studenten von den Wundern der alphanischen Zivilisation berichten. Später würde einer ihrer Schüler ihren Platz einnehmen, das bequeme Leben eines Dozenten für Vormenschliche Zivilisationen führen und andere – notwendigerweise abweichende – Übersetzungen produzieren.
Rovald und deKyper blickten sich an. Keine von ihnen war zornig, doch beide bestanden sie darauf, dass die andere sich irren müsse. Ob Professor oder Amateur, es machte keine Unterschiede.
DeKyper sackte plötzlich zusammen. »Es spielt überhaupt keine Rolle«, wiederholte sie. »Noch mehr Orloffs werden nach Hope kommen und auf die anderen Alphanerwelten. In ein paar Generationen ist von den Alphanern nichts mehr übrig bis auf ein paar Glasscherben in Museen. Außer einer Hand voll Wissenschaftler wird jeder sie vergessen haben, und dann ist unsere Chance verloren zu erkennen, aus welchen Gründen eine Sternenreisende Zivilisation verschwinden kann. Bis es uns eines Tags genauso ergeht.«
Feuerwerk strahlte über Kuepersburg auf. Flackerndes rotes Licht fiel kurz durch das Schlafzimmerfenster ein. Das Hologramm über der Testapparatur tanzte plötzlich mit erheblich größerer Vielfalt.
Voll Mitgefühl ergriff Mincio die alte Dame bei der Hand. DeKyper hatte Recht, das wusste sie. Zur Zerstörung bedurfte es keines Orloffs oder anderer Barbaren seines Schlages. Mincio hatte schon genug Welten gesehen, auf denen die wachsende menschliche Bevölkerung alphanische Hinterlassenschaften niederriss, um Platz für eigene Bauwerke zu schaffen. Die Menschen würden stets die Relikte der Vergangenheit zerstören, solange keine wirtschaftlichen Gründe für ihre Erhaltung sprachen.
Das aber erforderte entweder politischen Willen von Seiten der Solaren Liga – eines Staatsgebildes, das schon seit Jahrhunderten nicht in der Lage war, eine Gemeinschaftsanstrengung ins Leben zu rufen –, oder einen Massentourismus, der mit etwas genährt wurde, das auch für den Mann auf der Straße verständlich war.
Von einem Lichtmuster, das über einem Kristall in der Luft zitterte, ging für einen gewöhnlichen, anspruchslosen Touristen jedoch keinerlei Anreiz aus. Selbst Edith Mincio konnte ihr ganzes Leben mit den alphanischen Lichtmustern verbringen und würde sie dennoch nicht mehr verstehen als der wissenschaftlich ungebildete Durchschnittsmensch, auch wenn sie vielleicht in der Lage war, sich das Gegenteil einzureden.
»Es tut mir so leid«, sagte sie zu deKyper.
»He!«, rief Rovald. »Tu das –«
Der Knurrer hatte einen der Noniusregler auf der Kontrollleiste berührt und verstellte ihn fast unmerklich. Dann nahm das Tier seine vierfingrige Hand wieder fort.
Statt des Lichtgeflirres über dem Buchkristall schritten dort nun Geschöpfe einher: schlanke, schuppige Wesen in schmucker Kleidung, die Werkzeuge benutzten.
Die drei Frauen blickten sich an. Keine von ihnen brachte ein Wort über die Lippen.
Am Himmel über ihnen entfaltete das Feuerwerk seine ganze Pracht.
Anmerkung des Autors: Leserinnen und Leser mag erstaunen, dass sowohl der Höhepunkt dieser Geschichte als auch die beschriebenen archäologischen Methoden sich eng an tatsächliches Geschehen anlehnen, welches sich 1795 im östlichen Mittelmeer zutrug.
Eine Feuertaufe
von S. M. Stirling
Nur selten trat das Komitee für Öffentliche Sicherheit der Volksrepublik Haven zum Plenum zusammen. Dagegen sprachen zum einen Sicherheitsbedenken, und zum anderen waren nach der Auslöschung der Parnassisten die internen Rivalitäten zu heftig geworden. An dem langen Tisch, den das neue Regime von der alten Legislaturistenregierung geerbt hatte,
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