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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wurde. Doch lag es in der Verantwortung des Logistikoffiziers im Flottenstab, dass seinem Kommandeur stets alles zur Verfügung stand, was er brauchte (und sicherheitshalber sogar noch von allem ein bisschen mehr). Challott schien jedoch jede Eigeninitiative fremd zu sein. Ganz gewiss würde sie sich nicht exponieren, indem sie auf inoffizielle Kanäle zugriff, und Giscard bezweifelte sehr, dass sie in der Lage war, zukünftigen Bedarf vorherzusehen und sich darauf vorzubereiten. Nun, damit konnte er leben, wenn es sein musste. Immerhin schien sie eine tüchtige Lagerverwalterin zu sein. Wenn Giscard und noch jemand – vielleicht Macintosh? – die schwere Arbeit leisteten, sich zu überlegen, was gebraucht wurde und wo es womöglich zu finden war, dann konnte man sich wahrscheinlich darauf verlassen, dass Challott wenigstens die Schreibarbeit verrichtete, um das Material zu bekommen.
    Er bemerkte, dass seine Gedanken ihn zu einem besinnlichen Schweigen verleitet hatten, und er riss sich zusammen. Es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen.
    »Guten Morgen, Bürgerinnen und Bürger«, sagte er. »Ich weiß wohl, dass wir heute zum ersten Mal Gelegenheit haben, uns alle zusammenzusetzen, und wünschte, wir hätten mehr Zeit, einander kennen zu lernen, bevor wir uns ins kalte Wasser stürzen. Aber leider haben wir diese Zeit nicht. Die Einheiten für das Unternehmen Ikarus werden aus der ganzen Republik zusammengezogen; allein dieser Vorgang nimmt zwo T-Monate in Anspruch. Gemeinsame Übungen und Manöver sind aufs Allernötigste beschränkt, dazu benötigen wir mindestens weitere vier Wochen. Unser Befehl lautet, baldmöglichst das Unternehmen zu beginnen, und daher besprechen wir die Einzelheiten und die Zusammensetzung unserer Kampfverbände jetzt und nicht erst, wenn die Geschwader eingetroffen sind.«
    Er blickte von einem Gesicht zum anderen, ließ seine Worte einsickern und merkte sich die Mienen, die sie dabei machten. Keiner wirkt sonderlich überrascht, dachte er.
    »Bürgerin Kommissar Pritchart und ich haben in der Vergangenheit mit einigem Erfolg zusammengearbeitet«, fuhr er fort. Ein Admiral, der die Anwesenheit seines Wachhunds nicht erwähnte und sich nicht demonstrativ seiner Autorität unterwarf, behielt sein Kommando für gewöhnlich nicht lange, da konnte Esther McQueen so viele Reformen von oben initiieren wie sie wollte. »Ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir mehr an Initiative, Arbeitseifer und Vorschlägen interessiert sind als an der gewissenhaften Beachtung aller Nuancen des militärischen Protokolls. Bürgerin Kommissar?«
    Kühl blickte er Pritchart an, und sie nickte.
    »Ich begrüße diese Aussage, Bürger Admiral. Schließlich und endlich zählt nur eins: die Niederwerfung unseres plutokratischen Feindes – und natürlich aller Elemente innerhalb der Volksrepublik, die sich gegen die Bedürfnisse des Volkes verschwören oder in ihrer Erfüllung versagen.«
    Ein kühler Luftzug schien durch die Abteilung zu gehen, und Giscard presste die Lippen zusammen – mehr als diesen Ausdruck des Widerspruchs durfte ein besonnener Admiral sich nicht gestatten. Er räusperte sich und fuhr in alltäglichem Ton fort:
    »In den kommenden Tagen werden wir den grundlegenden Plan des Kriegsministeriums auseinandernehmen, uns die Bauteile ansehen und ihn wieder zusammensetzen. Wie Sie sich denken können, hat jeder von Ihnen einen eigenen Verantwortungsbereich und bringt eigene Erfahrungen ein. Allerdings möchte ich nicht, dass jemand einen Gedanken oder eine Frage nicht äußert, weil sie nicht aus seinem oder ihrem ›offiziellen‹ Fachgebiet stammt. Der Erfolg unseres Unternehmens ist erheblich wichtiger als verletzte Eitelkeit, und ich bevorzuge es, wenn meine Offiziere wagen, eine möglicherweise ›dumme‹ Frage zu stellen und Vorschläge zu unterbreiten, von deren Praktikabilität sie nicht hundertprozentig überzeugt sind. Bürgerinnen und Bürger, den Mund halten und gescheit tun kann jeder; aber gescheit sein kann nur jemand, der es auf sich nimmt, im Rahmen der Pflichterfüllung möglicherweise dumm dazustehen. Denken Sie immer daran, dann kommen wir, wie ich glaube, gut miteinander aus.«
    Diesmal blickte er Pritchart absichtlich nicht an. Das tat er weniger, um die Volkskommissarin herauszufordern, als vielmehr um klar zu unterstreichen, von wem in diesem Kreise die professionelle Autorität auszugehen hatte.
    »Nun also«, sagte er und wandte sich an Macintosh.

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