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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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töten konnten, ohne die Gefangenen ebenfalls umzubringen!«
    »Ja, aber –«
    »Hinterfragen Sie sich doch nicht ständig!«, drängte Ramirez sie. »Alistair hat Recht. Es war weder Ihre Schuld noch die von Clinkscales. Schuld hatte dieses dämliche Schwarzbein. Als der erste Schuss abgefeuert war …«
    Er zuckte die Achseln, und Honor seufzte. Natürlich hatten er und Alistair Recht. Nimitz und sie spürten außerdem, dass auch Benson den Vorgesetzten zustimmte. Trotzdem …
    Honor seufzte noch einmal und rang sich ein unzufriedenes Nicken ab. Sie wusste, dass sie sich trotz Ramirez’ Beharrlichkeit die Schuld gab und dass es nichts änderte, wenn er Recht hatte. In der Hoffnung, dass eine doppelte Bedrohung die Bereitschaft zum Widerstand minimieren würde, hatte sie den Einsatz so angeordnet, wie er durchgeführt worden war, und eigentlich hätte ihr Plan aufgehen sollen. Abgesehen von dem ersten Schusswechsel – wenn man solch ein einseitiges Massaker denn so nennen konnte – hatte der Plan sogar gut funktioniert. Doch sie führte den Befehl, und darum war es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alles plangemäß verlief. Das war ihr nicht gelungen, und ob es nun vernünftig war oder nicht, sie suchte die Schuld daran bei sich.
    Dennoch konnte sie es sich nun nicht leisten, darüber zu brüten, und setzte gerade zu einer Erklärung an, als sich die Tür des Besprechungsraums öffnete und Geraldine Metcalf eintrat. Ein Fremder in einem orangefarbenen Overall folgte ihr. Beim Anblick des Kleidungsstücks erlitt Honor einen völlig unkontrollierten Gefühlssturm – Abscheu, Wut und unleugbar Angst – denn den gleichen Overall hatte sie im Schiffsgefängnis der Tepes tragen müssen. Zudem war sie überrascht, Metcalf zu sehen. Die Lage an Bord der Krashnark hatte sich gerade erst beruhigt, und Honor war eigentlich der Meinung, Metcalf sorge als Marchants Erster Offizier in dem Kreuzer dafür, alles unter Dach und Fach zu bringen. Doch sie war hier … und Honor erstarrte, als Metcalfs Gefühle sie trafen wie ein Hammerschlag.
    »Gerry?«, fragte sie knapp.
    »Verzeihen Sie, Ma’am«, sagte Metcalf. Ihre Stimme klang merkwürdig belegt, fast gelähmt. Sie hatte die Arme steif hinter dem Rücken verschränkt. Nun richtete sie sich stocksteif auf und nahm eine Art Habtachtstellung ein. »Ich weiß, ich hätte nicht einfach hereinplatzen dürfen, Mylady«, fuhr sie mit unveränderter Stimme fort, »aber das hier ist Commander Victor Ainspan, der ranghöchste manticoranische Kriegsgefangene an Bord der Krashnark . Solomon und ich dachten, Sie sollten so schnell wie möglich hören, was er zu sagen hat.«
    »Und das wäre?« Honor klang geradezu gelassen, doch das verdankte sie nur ihrer jahrzehntelangen Kommandoerfahrung, mit der sie ihre Stimme beherrschte. Unter der nach außen hin sichtbaren Gelassenheit vibrierten ihre Nerven wie zum Zerreißen gespannte Kabel, an der die gezackten Spitzen von Metcalfs innerem Aufruhr zupften. Nur unter Aufbietung aller Willenskraft blieb sie sitzen.
    »Die Gefangenen an Bord der Krashnark , Ma’am«, erklärte Metcalf. »Alles Kriegsgefangene, keine politischen Häftlinge, und fünfzehn von ihnen gehören zur Navy von Sansibar.«
    »Sansibaraner?« Honor zog die Augenbrauen zusammen. Das größte Schiff der Kalifatsnavy war ein Schwerer Kreuzer, und ihre Einheiten wurden fast ausschließlich zur Verteidigung des eigenen Heimatsystems eingesetzt, wie also …
    »Sansibaraner«, bestätigte Metcalf ihr rau. Ihre Nasenflügel bebten. »Mylady, nach Aussage der Gefangenen hat Haven vor zwo T-Monaten einen schweren Schlag gegen das Sansibar-System geführt.«
    Hinter Honor stieß Alistair McKeon eine ungläubige Verünschung aus, doch sie konnte den Blick nicht von Metcalfs Gesicht nehmen. »Sie haben das System überrollt – verleiteten den Wachverband zu einem Frontalangriff, löschten ihn mit Raketengondeln aus und vernichteten, als sie freie Bahn hatten, sämtliche Industrieanlagen im ganzen Sonnensystem.«
    Ramirez und Benson sahen sich perplex an. Beide waren sie schon zu lange auf Hell und zu unvertraut mit der Astrografie der Allianz, um einschätzen zu können, wie tief die havenitischen Schiffe in alliierten Weltraum eindringen mussten, um das Sansibar-System anzugreifen. McKeon und Honor hingegen wussten es genau.
    »Mein Gott, Gerry. Sie sind sich sicher?«, fragte McKeon.
    »Ob ich mir sicher bin, ist egal, Skipper; die Gefangenen sind sich jedenfalls einig

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