Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
entfernt. Selbst die Reise nach Trevors Stern dauert etwa fünfzig Tage, und wenn die Zeitdilatation das auch auf vierzig subjektive Tage zusammenkürzt, ist das immer noch mehr als ein T-Monat, in dem die Lebenserhaltungssysteme Schaden nehmen könnten. Wenn wir sie noch weiter weg schicken …« Sie zuckte mit den Schultern.
»Das weiß ich.« Honor runzelte die Stirn und rieb sich die Nasenspitze noch fester, dann seufzte sie auf. »Ich hatte gehofft, sie gleich nach Manticore schicken zu können, aber Alistair und Sie haben natürlich Recht, Cynthia. Je kürzer die Reise, desto besser. Aber in diesem Fall müssen sie sehr vorsichtig sein, wenn sie sich den Vorposten außerhalb des Systems nähern.«
»Vorsicht sollte sich machen lassen«, versicherte McKeon ihr. »Ich weiß von mir, dass ich teuflisch vorsichtig werde, wenn ich abgrundtiefe, entsetzliche Furcht empfinde.«
»Also gut.« Honor blickte in die Runde. »Cynthia, Sie und Fritz kümmern sich bitte um eine möglichst vorsichtige Abschätzung, welche Lebenserhaltungskapazität uns für jedes Schiff zur Verfügung steht. Gaston«, wandte sie sich an Commodore Simmons, »Sie legen die Reihenfolge fest, in der die Leute evakuiert werden. Drei Listen brauche ich sofort: eine mit allen, die mit der ersten Fuhre reisen, wobei wir annehmen, dass wir nur die Longstops verwenden; eine mit den Leuten, die sich am besten als Besatzungsmitglieder eines Kriegsschiffs eignen; und schließlich eine mit allen, die ebenfalls von diesem Planeten wegwollen, aber nicht in diese beiden ersten Kategorien fallen. Diese Liste muss die genaue Reihenfolge enthalten, in der sie herausgebracht werden, sobald zusätzlicher Schiffsraum verfügbar ist. Auf keinen Fall möchte ich, dass es wegen der Evakuierung zu Panik oder gar zu Handgreiflichkeiten kommt.«
»Jawohl, Ma’am. Kommt für die Plätze auf den Listen eine Art Lotterie infrage?«
»Das entscheiden Sie, wenn Sie sehen, wie es auskommt. Was die zwote Liste angeht, so hätte ich gern in den Kriegsschiffen möglichst nur Freiwilligenbesatzungen, aber wenn jemand mit hinreichender Erfahrung verfügbar ist, sich aber sträubt, dann brauchen wir ihn oder sie trotzdem. Jeden widerstrebenden Helden müssen Sie eben überreden, sich freiwillig zu melden. Schreiben Sie alle, bei denen Sie das nicht schaffen, auf eine Liste, mit denen werde ich dann sprechen.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Alistair, Sie und Jesus werden es möglich machen, das Nachschulungsprogramm so stark zu beschleunigen wie es nur geht. Gaston hat nun einmal Recht: Wir müssen bei so gut wie jedem das Wissen auffrischen. Die augenblicklichen ›Kadetten‹ an Bord der Krashnark und der Bacchante müssen innerhalb der nächsten zwoundsiebzig Stunden ausgewechselt werden. Straffen Sie die Kurse auf eine Woche.«
»Das ist nicht viel Zeit«, wandte McKeon ein.
»Nein, aber mehr Zeit haben wir nun einmal nicht«, erwiderte Honor ungerührt. »Der Anteil von erfahrenen Leuten in den Kursen muss erhöht werden. Sie können dann aushelfen, um die Leute zu schulen, die alles vergessen haben, während sie gleichzeitig ihre Fertigkeiten aufpolieren. Offen gesagt gebe ich mich bei den Geleitschiffen mit halbausgebildeten Besatzungen zufrieden. Hauptsache, wir können sie überhaupt bemannen. Später kann an Bord der Schiffe weiter ausgebildet werden, wenn die Havies uns die Zeit lassen, aber wenigstens sollte die Besatzung sich verteidigen können – oder fliehen, wenn sich das Blatt zu unseren Ungunsten wendet.«
»Verstanden«, sagte McKeon.
»Gut. Harry«, wandte sie sich an Benson, »am liebsten hätte ich Sie weiter auf der Krashnark , aber ich brauche Sie in der Kontrollzentrale – wenigstens vorläufig. Auch dort müssen wir die Ausbildung forcieren. Wir haben dort ein wenig nachgelassen, als wir vier vollständige Wachcrews ausgebildet hatten. Die Bedienkonsolen der Orbitalwaffen sind aber den Geschütz- und Werferkonsolen an Bord der havenitischen Kampfschiffe sehr ähnlich. Deshalb wollen wir so viele Leute am Boden ausbilden wie wir können.«
»Jawohl, Ma’am.« Benson nickte scharf, und Honor wandte sich an Caslet und warf ihm ihr gewohntes schiefes Lächeln zu.
»Was Sie betrifft, Warner, so halten Sie sich für jeden verfügbar – für jeden, überall, jederzeit, sechsundzwanzig Stunden rund um die Uhr. Ich weiß, wir bekommen es nur mit der SyS zu tun, und nicht mit der Volksflotte. Trotzdem müssen wir so gut vorbereitet sein wie möglich, und
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