Honor Harrington Bd. 16
breiten Hände auf der Tischplatte. Hände und Finger waren so dick, dass die entstandene Doppelfaust fast schinkengroß erschien. Donald X war in den Sklavenzuchttanks Manpowers ins Universum gekommen und hatte als Namen nur seine Seriennummer getragen: F-67d-8455-2/5. Das vorangestellte F bedeutete einen Sklaven, der für lebenslange körperliche Schwerstarbeit gezüchtet worden war. Jahre später hatte sich Donald dann zwar für eine andere Laufbahn entschieden, doch sein ausgewachsener Körper trug nach wie vor die Auswirkungen dieser ursprünglichen Widmung. Er war nicht besonders groß, aber stämmig und muskulös.
»Was kann ich für Sie tun, Victor Cachat?«
»Sie kennen meinen Namen noch?«
Donalds schmales Lächeln weitete sich ein wenig. »Sie sind sehr schwer zu vergessen. Und jetzt frage ich noch mal...« Er löste die Hände voneinander und hob die eine beschwichtigend. »Nur die Ruhe, Kameraden, kein Problem.«
Victor drehte sich um und sah zwei andere Besatzungsmitglieder, die in der Luke standen, durch die er die Messeabteilung betreten hatte. Offenbar gehörten sie ebenfalls dem Audubon Ballroom an. Victor hatte sie nicht einmal kommen hören und ermahnte sich aus gegebenem Anlass, dass er es mit
Leuten zu tun habe, die man allgemein als die gefährlichsten Terroristen der Milchstraße ansah.
Oder Freiheitskämpfers das kam auf die jeweilige Perspektive an.
Freiheitskämpfer, sagte sich Victor mit Nachdruck. Er drehte sich wieder zu Donald um und erklärte: »Ich muss Jeremy sprechen.«
Donald zuckte mit den Schultern. »Wird schwierig. Jeremy ist woanders.«
Victor war nicht erstaunt. Es wäre pures Glück gewesen, wenn sich der Kopf des Ballroom bequemerweise auf Erewhon befunden hätte.
»Trotzdem muss ich ihn sprechen, so bald, wie er nur hier sein kann.«
»Einfach so, hm? Und was genau gibt Ihnen das Recht, Jeremy herbeizuzitieren?«
»›Recht‹ hat gar nichts damit zu tun. Das richtige Wort heißt ›Gelegenheit‹.« Er zögerte kurz. Doch dann fiel ihm ein, dass Donald Jeremy recht nahe stand, und fügte hinzu:
»Wie würde dem Ballroom denn ein eigener Planet gefallen?«
17
»Commander, es sieht aus, als würde die Pottawatomie Creek ihren Parkorbit verlassen.«
Bei Lieutenant Gohrs Meldung wandte sich Linda Watson der taktischen Sektion zu. Dem Lieutenant gelang es immerhin, den fremdartigen Namen des Schiffes korrekter auszusprechen als die meisten Besatzungsmitglieder der Gauntlet. Das war Watsons erster Gedanke. Ihr zweiter bestand darin, sich zu wundern, wohin Anton Zilwicki da wohl aufbrach.
Die Operadonszentrale der Gauntlet hatte Zilwickis Fregatte seit der Ankunft des Kreuzers unauffällig im Auge behalten. Nicht dass man die Gauntlet dazu aufgefordert hätte. Offiziell hatte Botschafterin Fraser der Ankunft des leichten Kampfschiffs noch keinerlei Beachtung geschenkt. Vielleicht war sie der Ansicht, dass sie Gleiches mit Gleichem vergelte, wenn sie Ruth Wintons Taxi die kalte Schulter zeigte, nachdem ihr die manticoranische Königin durch deren Entsendung öffentlich eine Ohrfeige versetzt hatte. Oder noch eher dem Taxifahrer, bedachte man, wie ... unbeliebt ein gewisser Anton Zilwicki sich bei der Regierung gemacht hatte.
Captain Oversteegen hatte daraufhin aus eigenem Ermessen beschlossen, sich im Stillen über das Schiff und die Umtriebe seiner Passagiere auf dem Laufenden zu halten. Nichts hatte bislang darauf hingedeutet, dass die Pottawatomie Creek irgendwohin aufzubrechen gedachte.
Zilwicki war nicht angehalten, die Gauntlet über seine Pläne zu unterrichten. Als Privatbürger des Sternenkönigreichs konnte er kommen und gehen, wie er wollte. Und obwohl die Pottawatomie Creek im Manticore-System gefertigt worden war,
war sie im Alizon-System registriert. Eine rechtliche Formsache nur, doch der Anschein musste aufrechterhalten werden, wenn man ein Schiff fuhr, das im Grunde ein Westentaschen-Freibeuter war.
In Anbetracht dessen, wer zu den Passagieren der Pottawatomie Creek gehörte, jedoch ...
Sie berührte eine Comtaste an der Armlehne des Kommandosessels.
»Hier Kommandant«, sprach fast augenblicklich eine Stimme aus ihrem Ohrhörer.
»Hier Eins-O, Sir. Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, aber unsere Freundin mit dem unaussprechlichen Namen verlässt anscheinend die Umlaufbahn.«
»So, so, tut sie das?« Vielleicht drei Sekunden lang herrschte Schweigen, dann hörte Watson: »Lieutenant Cheney soll sie anruf n, Linda. Sagen Sie ihr,
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