Honor Harrington Bd. 16
Pläne voll und ganz unterrichtet. Ich will nicht sagen, dass mir sehr wohl dabei ist, zwo solch - schwungvolle junge Damen aus meiner Obhut zu lassen. Leider bleibt mir keine andere Wahl. Meine Abreise ist ebenso dringend wie unerwartet.«
»Verstehe.« Auf dem Combildschirm nickte Oversteegen langsam. Zilwicki hielt fest, dass er nicht etwa nach Einzelheiten stocherte, worin der dringende Zweck der Reise denn bestehe.
»Ha’m Sie die Botschafterin informiert, dass Sie Ihre Königliche Hoheit entfesselt ha’m?«, fragte der Captain höflich.
Zilwicki verbiss sich, über Oversteegens Wortwahl aufzulachen, und schüttelte den Kopf. »Nein. Erstens ist es meine fromme, wenngleich recht optimistische Hoffnung, dass Web in der Lage ist, einen hinreichend mäßigenden Einfluss auszuüben, sodass ›entfesselt‹ dann doch ein etwas kräftiger Ausdruck ist. Zwotens ist es in dem eher wahrscheinlichen Fall, dass meine Hoffnung enttäuscht und ›entfesselt‹ zur treffenden Beschreibung der Zustände wird, überhaupt nicht die Angelegenheit der Gräfin Fraser.«
»Deborah hat die Weisheit sicher nicht mit Löffeln gegess’n, Captain«, räumte Oversteegen ein. »Sie ist aber - leider, und Gott helfe uns allen - Ihrer Majestät offizielle Botschafterin auf Erewhon. Wenn Ihre Tochter und Prinzessin Ruth also versehentlich The Suds niederbrennen sollt’n oder was Ähnliches anstellen, ist sie es, von der man anschließend erwartet, dass sie das Tohuwabohu ausbadet. In diesem Lichte hielt’ ich für angebracht, wenn Sie so höflich wär’n, sie über das Damoklesschwert zu informier’n, das Sie gerade über ihr’m Kopf aufgehängt ha’m.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht. Andererseits hat die Gräfin Fraser, bei allem schuldigen Respekt, in ihrem ganzen Leben nichts getan, was in mir auch nur die leiseste Anteilnahme für kleine Überraschungen weckt, die ihr vielleicht bevorstehen könnten.«
»Hmmmmm.« Oversteegen rieb sich einen Augenblick lang nachdenklich das Kinn, dann zuckte er mit einem Laut, der sich verdächtig nach einem Glucksen anhörte, die Schultern. »Wenn ich’s mir recht überleg’, fällt mir nichts ein, womit sie verdient hätt’, dass ich mir um sie große Sorgen machte.«
»Sehen Sie«, entgegnete Zilwicki, seinerseits achselzuckend. Dann jedoch wurde seine Miene ernst. »Dennoch schlafe ich vielleicht ein bisschen besser, Captain, wo ich nun weiß, dass Sie Lieutenant Griggs - und Web - den Rücken decken, während ich fort bin.«
»Ich fühl’ mich geschmeichelt«, murmelte Oversteegen. »Also gut, Captain Zilwicki. Ich hab’ nicht die Absicht, mich in die Angelegenheiten Ihrer Königlichen Hoheit einzumischen, aber ich behalt’ sie wenigstens aus der Ferne im Auge.«
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte Zilwicki dem aristokratischen Gesicht auf seinem Combildschirm mit einer Aufrichtigkeit, die ihn entfernt erstaunte. Am ironischsten an der ganzen Geschichte war vermutlich, dass Anton, wie er begriff, die
Wahrheit sagte: Er fühlte sich in der Tat besser, seit er wusste, dass Oversteegen im Spiel war. Ließ man seine Manierismen beiseite, war der Kreuzerkommandant außerordentlich tüchtig und ... jemand, den nicht zu mögen Zilwicki schwer fiel. »Ich danke Ihnen.«
»Ach, gern gescheh’n, Captain«, antwortete Oversteegen mit einem weiteren schwachen Lächeln. » Gauntlet , aus.«
Gideon Templeton gelangte zu einer Entscheidung und erhob sich. »Verdoppelt - oder verdreifacht, wenn nötig - die Beobachtung meiner Schwester. Jetzt, da Zilwicki aus dem Spiel ist, sollte sich uns schon bald eine Gelegenheit zum Losschlagen bieten. Eine bessere Chance erhalten wir nicht.«
Abraham, sein Stellvertreter, wirkte ein wenig unsicher. »Sie hat noch immer diese Leibwächter, Vetter. Zilwicki hat sie bei ihr gelassen.«
Gideon zuckte mit den Achseln. Seine Lippen krümmten sich unter einem Anflug von Verachtung. »Das sind nur Schläger. Der Kopf ist jetzt verschwunden.«
Das verächtliche Grinsen erblühte voll. »Wenn man jemanden ›Kopf‹ nennen kann, der solche Dummheiten begeht wie Zilwicki. Frauen sich selbst zu überlassen! Warte es nur ab, Abraham: Ehe du dich versiehst, wenden sich die Huren dem Huren zu. Das liegt in ihrer tierhaften Natur. Und da die Manticoraner so dumm waren, meiner Schwester den Titel einer ›Prinzessin‹ zu verleihen, ist sie in der Lage, die Einwände ihrer Leibwache zu übergehen.«
Er verfiel wieder in das Starren an die Wand, als finde er
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