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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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hinter ihm durch die Lüftungsrohre kroch. Zunächst war er davon ausgegangen, dass es seine Kameraden waren, die ihn unterstützen wollten. Doch nach einer Weile hatte er an kleinen Einzelheiten, die er nicht bewusst zu deuten vermochte, der leisen Geräusche bemerkt, dass die Personen hinter ihm Frauen waren.
    Das konnte nur bedeuten, dass Abraham Templeton irgendwie zur Strecke gebracht worden war und diese Frauen hinter ihm auf der Gegenseite stehen mussten. Der selbstsichere - geradezu wilde - Unterton des Gelächters, das eben ausgebrochen war, erhärtete seine Einschätzung, dass es sich um bittere Feinde handelte.
    Während er seine Verfolgung der Prinzessin fortsetzte, begann er sich zu überlegen, welche Möglichkeiten ihm blieben. Er war sich beinahe sicher, dass es wirklich keinen Sinn hatte, der Manticoranerin länger nachzusetzen. Er hatte zwar nie gewusst, was die Templetons mit dieser Operation - diesem absoluten Fiasko - bezweckt hatten, doch worin ihr Plan auch bestanden haben mochte, mittlerweile war es egal.
    Kurz erwog er, die Verfolgung aufzugeben und die Flucht zu versuchen. Er war sich beinahe sicher, dass sie ihm gelänge - dass er zumindest eine Lüftungsverkleidung aufbrechen und in die Hauptkorridore der Station entweichen könnte. Die
    Prinzessin war an ihnen vorbeigekrochen, doch ihr fehlte auch die Körperkraft, die Verkleidung einfach aus dem Rahmen zu treten. Er hingegen mit seinen gentechnisch verstärkten Muskeln war zweifelsohne dazu in der Lage.
    Ob er dann aber aus der Raumstation entkam ...
    Wahrscheinlich nicht. Gleichzeitig wurde ihm jedoch klar, dass es ihm auch egal war. Wie so viele Schwätzer erfreute sich auch der, der da durch die Lüftungsrohre des Wages of Sin kroch, nicht völliger geistiger Gesundheit. Oder vielleicht sollte man eher sagen, dass ihm das verzerrte Geschichtsbild seiner Subkultur einen Todeswunsch einflößte, der an den der alten nordischen Berserker denken ließ. Lieber im letzten Gefecht als Held sterben aisjammernd in einem Universum zu verblassen, in dem die Untermenschen herrschten.
    Umso besser also, wenn er vor seinem Tod seine Verachtung für die Untermenschen noch einmal zur Schau stellte. Zum Teufel mit Templeton und seinen religiösen Fetischen. Hier, am Ende, kehrte der Schwätzer zu seinem eigenen Glauben zurück. Er hatte schon früher Frauen vergewaltigt, aber noch keine Prinzessin. Unter den gegebenen Umständen fiel ihm nichts ein, was sich als letzte obszöne Geste vom Scheiterhaufen herunter besser geeignet hätte.
    Vor ihm, aber ohne großen Vorsprung, überwältigte Berry allmählich die Verzweiflung - nicht ihr Wille versagte, sondern ihr Körper. Sie war zwar jung, doch die unnatürliche und ungewohnte Strapaze, rasch durch die Lüftungsrohre zu kriechen, hatte ihre Kräfte ausgelaugt. Jahre war es her, dass sie wie eine Maus durch die unterirdischen Gänge Chicagos gehuscht war - und im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Helen hatte Berry nie Gefallen an körperlicher Ertüchtigung gefunden.
    Wenn ich das überlebe, gelobte sie sich fest, dann lasse ich mir von Daddy ein komplettes Trainingsset kaufen.
    Victors Stimme war wieder da. »Ich brauche den Kerl lebend, Thandi. Und keine Einwände. Er ist ein Schwätzer, also wird Templeton ihn nicht weiter eingeweiht haben als unbedingt nötig. Und du hast schon genügend Leichen hinter dir zurückgelassen, um selbst deinen teuren Captain Rozsak zufrieden zu stellen.«
    Die Betonung auf dem Nachsatz war anders, überlegte Thandi. Aus ihr sprach wirklich eine Regung, nicht nur Victors übliche ruhige, entspannte Selbstsicherheit.
    Thandi genoss diese Regung kurz. Sie genoss sie deswegen, weil sie sie augenblicklich erkannte. Es war gar nicht lange her, dass sie selbst das Gleiche empfunden hatte.
    Nein, wie interessant. Ich glaube, Victor ist ein klein bisschen eifersüchtig.
    Ein fröhlicher Gedanke - und zugleich ein wenig vernünftiger, denn eine Romanze zwischen einem solarischen Marinesoffizier und einem havenitischen Spion wäre ein klassisches Beispiel für eine Liebe, die unter einem schlechten Stern stand. Trotzdem machte der Gedanke Thandi froh. Und wieso auch nicht? Sie hatte das Universum nie für sonderlich vernünftig gehalten.
    »Klar, Victor. Du müsstest mir ›lebend‹ nur ein bisschen genauer definieren. Ich warne dich, meine eigene Definition ist ziemlich streng.«
    Victors Lachen gehörte ebenso wie seine Stimme in die Tenorlage. Beides hatte dennoch nichts

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