Honor Harrington Bd. 16
Brückendisplay stand, »ich stell’ die erewhon’sche Jurisdiktion in dieser Angelegenheit keineswegs infrage. Mich soll aber auch der Teufel hol’n, wenn ich hier nur rumsitze und die Däumchen drehe.« Er warf einen kühlen Blick auf ein anderes Display, das die taktische Lage in der Umgebung von The Wages of Sin darstellte. »Wenn dieser so genannte Frachter auch nur anfängt, seine Impeller aufzuheizen, dann mach’ ich aus ihm eine Gaswolke. Sei’n Sie dessen versichert, Sir. Wenn Sie sich dummstell’n woll’n, ist das Ihre Sache, aber da zieh ich nicht mit.«
Der Admiral setzte zu einer Erwiderung an, doch Oversteegen - er war zum ersten Mal ein wenig grob geworden - entschied sich, ihm ins Wort zu fallen. »Genug, Sir. Bei allem schuld’gen Respekt, Sie wissen genauso gut wie ich - jeder außer einem Vollidioten weiß es, und ich hoffe doch sehr, Sie feuern die Idioten, die bei Ihnen für die so genannte Orbitalsicherheit zuständig sind -, dass dieser ›Frachter‹ dort nichts zu suchen hat. Er ist Teil des Planes, worin immer dieser Plan besteh’n mag. Fest steht nun, dass Manticore sich auf diesen Plan nicht einlässt. Wenn die Prinzessin stirbt - Schicksalsschlag. Das Sternenkönigreich und das Haus Winton trauern, aber sie geben nicht nach; sie zittern nicht einmal. In der Tat, Sir, wäre Ihre Majestät - ich kenne die Dame persönlich, sie ist mit mir verwandt - die Erste, die mich rügen würd’, wenn ich zuließe, dass ihr Haus als Geisel gegen ihre Sternnation benutzt wird.«
Erneut wollte der Admiral etwas sagen, und erneut wurde er unterbrochen - diesmal allerdings nicht von Oversteegen. Jemand - der über beträchtliche Autorität verfügen musste - hatte das Signal der Navy mit seinem eigenen überlagert.
Oversteegen sah sich einem Mann gegenüber, den er nicht kannte. Was natürlich nicht viel zu sagen hatte, da es die Regierung High Ridge - der er in diesem Augenblick zum wiederholten Mal im Stillen die Pest an den Hals wünschte - nicht für erforderlich gehalten hatte, ihn mit den ausführlichen Dossiers zu versorgen, die nach seiner Abkommandierung von ihm anfordert worden waren.
Zum Glück verfügte Oversteegen über sehr gute Signal- und Taktikabteilungen.
»Das Signal kommt von der Raumstation, Sir«, sagte Lieutenant Theresa Cheney. Der Signaloffizier gab eine Anfrage in ihre Konsole und zuckte mit den Schultern. »Es folgt jedoch den üblichen Flottenprotokollen und unterliegt auch einem Flottenschlüssel, ist also in jedem Fall von der Regierung ermächtigt.«
»Betty hat ihn identifiziert, Sir«, meldete Commander Blumenthal und nickte Lieutenant Gohr zu.
»Das ist Walter Imbesi, Sir«, sagte der Zwote Taktische Offizier der Gauntlet. »In der Regierung hat er offiziell keine Position, aber er ist im Grunde der allseits anerkannte Kopf der Opposition. Die, wie ich Ihnen gesagt habe, hier auf Erewhon ein bisschen anders funktioniert. Und weil ich mir recht sicher bin, dass Fuentes, Havlicek und Hall an Bord des Shuttles waren, das vor nicht allzu langer Zeit angedockt hatte, glaube ich sagen zu können, dass er für sie spricht. Sie setzen ihn als potenziellen Sündenbock ein.«
Oversteegen nahm die Informationen mit halbem Ohr auf, während er gleichzeitig den einleitenden Worten Imbesis zuhörte. Imbesi fasste sich zum Glück knapp und kam gleich zum Punkt. Oversteegens ohnehin nicht sehr große Geduld war mittlerweile zum Zerreißen strapaziert.
»Wenn ich Ihr Ansinnen richtig versteh’, Mr Imbesi, dann möchten Sie, dass ich - ich persönlich, ja? - an Bord der Raumstation komm’ ? Bedaure, Sir, aber es war’ eine Pflichtvergess’nheit, wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt mein Schiff verlass ’ n würd’, wo wir - verzeih ’ n Sie meine Offenheit - vielleicht am Rand von Feindseligkeiten steh’n.«
Imbesi seufzte und sagte mit einem schwachen, ironischen Lächeln: »Wie ich sehe, genießen Sie den Ruf, halsstarrig zu sein, nicht ohne Grund. Das soll übrigens ein Kompliment sein. Also gut, Captain Oversteegen. Können Sie sicher sein, dass an Bord dieses Frachters niemand unser Gespräch entschlüsseln kann? Oder sonst jemand?«
Oversteegen kniff die Augen zusammen und sah Cheney an, die nachdrücklich nickte.
»Wir verwenden hier alliierte Technik, Mr Imbesi. Auf beiden Seiten«, entgegnete Oversteegen und wandte sich wieder dem Com zu. Er hatte ganz bewusst nicht von ›manticoranischer‹ Technik gesprochen, sondern von ›alliierter‹. Imbesi fiel
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