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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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früheren Erfahrungen beiseite zu schieben.
    Sie ging zu Ginny. »Zeigen Sie mir, wo er schläft.«
    »Na, das wird aber auch Zeit. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.«
    Als Ginny den zweiten Satz beendete, grinste sie bereits und zerrte Thandi zum Ausgang.
    »Er wird ja so begeistert sein, Sie zu sehen. O ja!« Ginny drohte ihr mit dem Finger. »Lassen Sie sich bloß nicht von seinem lausigen Fischblick täuschen, haben Sie verstanden! Das ist nur Verstellung. Naja, so was in der Art. Aber dahinter - okay, weit dahinter - ist er auf Sie viel schärfer als je auf diese nichtsnutzige, erbärmliche ...«
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    »... höchst zweifelhaft, Königliche Hoheit. Ich versicher’ Ihnen, die Cherwell-Konvention gibt mir ...«
    Der Sprecher unterbrach sich und hob eine Augenbraue, als Berry in den Raum trat. Der hochgewachsene, schmal gebaute Offizier trug die Uniform der Royal Manticoran Navy mit den Rangabzeichen eines Captain of the List und sah aus wie eine weit jüngere, erheblich sportlichere Ausgabe des manticoranischen Premierministers. Seine Gliedmaßen zeigten das Charakteristikum der Janviers von High Ridge - als wären sie zu lang für den restlichen Körper und Berry sank das Herz. Dann aber sah sie seine Augen. Dunkle Augen, die in keiner Weise an die halb geschlitzten, unaufhörlich berechnend wirkenden Augen erinnerten, mit denen der Premierminister vor die Welt trat. Es waren die Augen eines Mannes, der nicht bereit war, sich egal was von egal wem bieten zu lassen, doch sie waren zugleich klar und nachdenklich.
    Der Captain verzog ironisch den Mundwinkel. »Und das ist dann wohl die angebliche ›Prinzessin Ruth‹.« Er stand auf und verbeugte sich höflich mit der Anmut und Ungezwungenheit eines Mannes, der in den höchsten Kreisen des manticoranischen Adels zur Welt gekommen und aufgewachsen war. »Captain Michael Oversteegen. Freue mich zu seh’n, dass Sie relativ unbeschadet aus Ihr’m Abenteuer hervorgegangen sind, Ms Zilwicki. Jedenfalls machen Sie auf mich diesen Eindruck.«
    Als Berry den aristokratisch schleppenden Tonfall des Mannes hörte, war sie froh, dass sich rasch umgezogen hatte, bevor sie zu Prinzessin Ruth und dem Captain stieß. Sie vermutete stark, dass Oversteegen hinter seiner jovialen Fassade die
    unbewussten Vorurteile des typischen manticoranischen Adligen verbarg, der ein Mädchen, das in Fetzen vor ihm erschien, einfach nicht ernst genommen hätte - ungeachtet dessen, dass diese Fetzen aus kostbarstem Material bestanden und sie einen sehr vernünftigen Grund für den Zustand hatte, in dem sie sich befand. Erscheinungsbild blieb Erscheinungsbild. Captain Oversteegens Uniform war makellos.
    Der Lieutenant hatte sich ebenfalls erhoben. Der schlanke Captain wandte sich ihr zu und machte eine lässige Handbewegung. »Darf ich Ihnen meinen Zwoten Taktischen Offizier vorstell'n, Lieutenant Betty Gohr?«
    Statt sich zu verbeugen, streckte Gohr in einer recht abgehackten Bewegung die rechte Hand vor. Sie lächelte verbindlich, doch in ihren Augen schien eine unruhige Frage zu lauern.
    »Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen«, sagte sie und stieß die Worte fast hervor: »Aber ich möchte doch gern wissen, wieso Ihr Vater mich kennt.«
    Berry riss die Augen auf. »Das weiß ich nicht, Lieutenant Gohr. Ich vermute aber, das liegt daran, dass Sie in der Geheimdienstarbeit entweder sehr gut oder sehr schlecht sind. Mein Vater legt Wert darauf, solche Dinge im Auge zu behalten.«
    Oversteegen lachte, was Berry an den Laut eines edlen Pferdes erinnerte: ein hohes, abrupt endendes Wiehern.
    »Das ist sehr gut«, verkündete er. »Die zwote Möglichkeit trifft auf den Lieutenant mit Sicherheit nicht zu.« Er bedachte Gohr mit einem schiefen Lächeln. »Offenbar können Sie heut Nacht dann doch noch gut schlafen, Lieutenant.«
    Die Frage stand noch immer in Gohrs Augen, aber sie wirkte nicht mehr so nervös. »Verdammte Schnüffler«, murmelte sie.
    Vermutlich hatte sie nicht gewollt, dass jemand ihre Bemerkung hörte, doch Berry hatte ein sehr gutes Gehör. Grinsend entgegnete sie: »Genau. Das beschreibt meinen Vater aufs i- Tüpfelchen genau. Verdammter Schnüffler.«
    Mit so viel kultivierter Nonchalance, wie sie aufbringen konnte, ließ sich Berry neben Ruth auf die Couch sinken. »Glauben Sie nur nicht, ich hätte mir noch keine Gedanken gemacht, was ich tun soll, wenn ich einen Freund habe. Bah! Schlimm genug, dass mein Vater ein Schnüffler ist - aber er muss ja auch noch ein sehr guter

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