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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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ihr, ohne sie wirklich anzusehen. Berry und er saßen auf den ersten beiden Sitzen des kleinen Shuttles, dessen andere vier Plätze Lieutenant Gohr und drei Marines von der Gauntlet eingenommen hatten. Weil die vorderen Sitze nach hinten gingen, blickten Victor und Berry die Manticoraner direkt an.
    »Wir können noch kehrtmachen«, sagte er. »Sie brauchen es nur zu sagen.«
    »Ich habe mich wohl nicht klar ausgedrückt. Ich fühle mich wohl. Dass es nicht funktionieren wird, liegt nur an Ihnen.«
    Victor runzelte die Stirn. Berry sah Betty Gohr an.
    »Eine Frage, Lieutenant: Hat dieser Mann auch nur die geringste Ähnlichkeit mit dem Hauslehrer einer königlichen Prinzessin?«
    Lieutenant Gohr lachte. »Er gleicht ihm wie ein Falke der Maus. Sie hat Recht, Special Officer Cachat. Ich hatte gerade das Gleiche gedacht.«
    Victor zuckte gereizt mit den Achseln. »Noch schauspielere ich ja noch nicht. Sobald wir an Bord gehen ...«
    Gohr schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Wenn Sie nur diese Rolle spielen wollten ... vielleicht. Ich weiß nicht, wie gut Sie als Schauspieler sind. Trotzdem kann auch der beste Schauspieler der ganzen Galaxis nicht zwo Partien gleichzeitig spielen. Das Problem ist, dass Sie sich zugleich auch auf Folter vorbereiten. Sich stählen, damit Sie wenigstens zwo Stunden lang durchhalten. Was immer nötig ist, um Lieutenant Palane die Zeit zu verschaffen, die sie braucht. Und verschaffen werden Sie ihr sie, nicht wahr? Ich bezweifle nicht sehr, dass Sie einer der seltenen Menschen sind, die der Folter widerstehen, bis sie in Bewusstlosigkeit fallen.«
    Victor wiederholte das unvermeidliche Achselzucken. »Ich habe eine hohe Schmerzschwelle, das ist alles. Um genau zu sein, die vierthöchste, die auf der Systemsicherheitsakademie der Volksrepublik je verzeichnet wurde.« Seine Lippen zuckten. »Jawohl, das hat zur Ausbildung gehört. Heutzutage, nachdem Saint-Just gestürzt ist, hat man es angeblich vom Lehrplan gestrichen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das wirklich begrüßen soll.«
    Berry begriff, dass er noch immer nicht verstanden hatte, was sie meinte. Sie tauschte einen Blick mit Gohr. Der manticoranische Lieutenant atmete durch und fuhr fort:
    »Hören Sie, Special Officer Cachat, zufällig ...«
    »Nennen Sie mich Victor.«
    »Also gut, Victor. Zufällig bin ich so etwas wie eine Expertin für Gefechtspsychologie. Während meiner Zeit in London Point habe ich auf dem Gebiet gearbeitet. Damals habe ich mich auch mit... Verhörtechniken befasst.« Victor sah sie fast groß an.
    Berry ebenfalls. Sie wusste, dass London Point ein Vorgebirge auf Saganami Island war, wo das Royal Manticoran Marinecorps eine der härtesten Kriegsschulen für die Befehlshaber kleiner Kampfeinheiten in der ganzen bekannten Galaxis unterhielt. Ihr Vater hatte ihr einmal davon erzählt. Was hatte ein Navyoffizier dort zu suchen gehabt?
    Gohr bemerkte offenbar ihre Neugierde, doch sie schüttelte nur den Kopf und sprach weiter. »Ich habe ein paar Artikel darüber in psychologischen Fachzeitschriften veröffent-
    licht. Und«, sie verzog ironisch den Mund, »einen in den Naval Proceedings. Dieser Artikel hat leider eine etwas größere Leserschaft gefunden.«
    Erneut schüttelte sie den Kopf, und sie nahm wieder die sachliche Miene beruflicher Konzentration an.
    »Der springende Punkt ist, dass ich erstens weiß, wovon ich rede, und Zwotens, dass ich mich nicht auf technische Details wie Schmerzschwellen beziehe. Ich glaube wirklich, dass Ihnen gar nicht klar ist, was für ein außergewöhnlicher Mensch Sie sind, Victor.«
    Er sah sie finster an. »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen. Abgesehen von meinen persönlichen Eigenarten - wie jeder Mensch sie besitzt - unterscheide ich mich nicht von anderen.« Schroff: »Als Manticoranerin widersprechen Sie mir da wahrscheinlich. Doch ich erkenne keinerlei Unterschiede durch Erziehung oder Herkunft an. Es gibt in diesem Universum keine Übermenschen - und auch keine Untermenschen.«
    Sie erwiderte seinen Ausdruck. »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Und lassen Sie Ihre havenitische Ideologie für einen Augenblick beiseite. Ich wollte nicht andeuten, dass Sie entweder ›über‹ oder ›unter‹ dem normalen Standard stehen. Sie sind - Sie erkennen doch hoffentlich die Realität der menschlichen Verschiedenartigkeit an? - ein sehr ungewöhnlicher Typ Mensch. Einen Typ, den man manchmal als ›geborenen Killer‹ bezeichnet.«
    Victor wandte den Blick ab,

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