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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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entgegnete Draskovic. Sie runzelte leicht die Stirn, doch ihre Miene und ihre Stimme wirkten eher nachdenklich als missbilligend. Ein Offizier von Oversteegens Leistungen - und Beziehungen, rief sie sich zu Gedächtnis - besaß das Recht, gelegentlich eine unübliche Bitte zu äußern. »Normalerweise kommandieren wir unterhalb der Geschwaderebene keine Nachrichtenoffiziere ab.« .
    »Dessen bin ich mir bewusst, Ma’am.« Oversteegen, so begriff Draskovic, ging nicht auf die klar auf der Hand liegende Natur ihrer letzten Bemerkung ein. »Wenn ein Schiff allein eingesetzt wird, übernimmt normalerweise der Taktische Offizier diese Aufgabe. Commander Blumenthal, mein T. O., ist ’n ausgezeichneter Mann und genießt mein volles Vertrauen, sowohl als Taktischer Offizier als auch in den normalen nachrichtendiensdichen Funktionen. Ich hab’ aber den Eindruck, dass die Lage der Gauntlet durch die gegenwärtige Position Erewhons gegenüber dem Sternenkönigreich nicht gerade normal sein wird. Unter diesen Umständen halte ich es für ratsam, jemanden abzukommandier’n, der sich mit erewhonischer Politik und Flottenstärke ein bisschen gründlicher befasst hat. Um es offen zu sagen, hab’ ich, wenn’s recht ist, sogar einen speziellen Offizier im Sinn.«
    »Wirklich?«, fragte Draskovic, und Oversteegen nickte. »Nun, Captain, Sie wissen ja, dass die Navy sich stets bemüht, Personalanfragen von Kommandanten nach Möglichkeit zu erfüllen. Ich darf davon ausgehen, dass Sie Grund zu der Annahme haben, dass der Offizier, an den Sie denken, zur Abkommandierung auf Ihr Schiff bereitsteht?«
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Und um wen handelt es sich?«
    »Lieutenant Betty Gohr«, antwortete Oversteegen, und erneut runzelte Draskovic die Stirn, ein wenig finsterer als zuvor, denn der Name ließ in ihrem Gedächtnis entfernt ein Glöckchen klingen. »Sie ist ein bisschen weder Fleisch noch Fisch«, fuhr der Captain fort. »Sie hat als Taktischer Offizier angefangen und sich dann mit dem Nachrichtenwesen befasst, weil sich das auf ihr’m Lebenslauf ganz gut ausmachte. Als der Waffenstillstand kam, hat sie als unser nachrichtendienstlicher Verbindungsoffizier zur erewhonischen Navy gedient.«
    »Gohr«, wiederholte Draskovic. Ihr Blick wurde plötzlich stechend. »Sollte das etwa die Lieutenant Gohr sein, die den Artikel über Verhörmethoden für die Proceedings geschrieben hat?«
    »Tatsächlich, das ist sie«, bestätigte Oversteegen ihr, und Draskovics Stirnrunzeln verfinsterte sich. An die Einzelheiten des Artikels konnte sie sich nicht mehr richtig erinnern, doch der Kern stand ihr noch deutlich vor Augen - kein Wunder bei dem Tumult, den er in gewissen Kreisen ausgelöst hatte.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es klug wäre, auf eine derart sensible Position einen Offizier abzustellen, der öffentlich den Einsatz von Folter zur Erlangung von Informationen befürwortet hat, Captain«, sagte sie schließlich in entschieden frostigem Ton.
    »Tatsächlich hat Lieutenant Gohr nie zum Einsatz von physischer Gewalt geraten, Admiral«, korrigierte Oversteegen sie höflich. »Sie hat beschrie’m, dass die zunehmende Verbreitung militärischer Konditionierungsprogramme und die Achtung von Wahrheitsdrogen ’s immer leichter machen, konventionellen Verhörmethoden zu widerstehen, und dass dadurch die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung, die Nachrichtenoffizieren zur Verfügung steh’n, stark eingeschränkt wer’n. Folter hat sie als eine mögliche Methode diskutiert und angemerkt, dass sie unter bestimmten Umständen vielleicht wirksam sein könne. Sie hat aber gleichzeitig festgestellt, dass Folter zusätzlich zu ihrer moralischen Fragwürdigkeit bekanntermaßen meist unzuverlässig ist, und wandte sich dann in ganzer Breite den anderen Methoden zu, die dem vernehm’ den Offizier sonst noch zur Verfügung steh ’ n. Vielleicht hat sie sich unglücklich ausgedrückt, denn diversen oberflächlichen Lesern entging, dass sie bestimmte Techniken nicht empfahl, sondern nur diskutierte und verwarf. Die öffentliche Empörung und Hysterie, die ihr Artikel hervorgeruf’n hat, kamen meiner Meinung nach allein dadurch zustande, dass man sowohl ihre Absichten als auch ihre Argumente bewusst falsch darstellte.«
    Draskovic musterte ihn mit einem harten Blick. Er könnte Recht haben, dachte sie, denn sie musste zugeben, dass sie den betreffenden Artikel selbst nie gelesen hatte. Doch was immer Lieutenant Gohr wirklich geschrieben hatte,

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