Honor Harrington Bd. 16
Forderung in den Unterhandlungen wird es sein, dass man dich die eigenen Eingeweide fressen lässt. Ja, ich weiß, wie man es bewerkstelligt, dass jemand sie frisst, ohne zu sterben. Und du wirst deinen eigenen Dickdarm verspeisen, das darf ich dir versichern.«
Er richtete die Kobraaugen auf Kubier. »Darüber kann selbstverständlich nicht verhandelt werden. Er bekommt seine Eingeweide in den Rachen gestopft - oder der Knopf wird gedrückt.«
Kubier fand endlich ein Ventil für seine Angst und seine Wut. Er machte drei rasche Schritte, zog den Pulser und hämmerte Ukiah förmlich nieder, dass er auf dem Deck zusammenbrach. Unter dem Kolben der Pistole klaffte eine große Platzwunde an der Stirn auf, und Ukiah lag benommen am Boden.
»Ich habe dir gesagt, du sollst deine Hände bei dir behalten!«, kreischte Kubier. Er zielte mit dem Pulser, und einen Augenblick lang glaubte Berry, er würde den Mann erschießen. Doch dann gelang es ihm gerade eben, sich zu beherrschen.
Vor Zorn schäumend - aber dennoch sehr darauf bedacht, die Waffe nicht direkt auf Cachat zu richten - wandte sich Kubier an einen anderen Masadaner. »Du bringst die Hure zur Fracht, Ezekiel. Und wehe, du fasst sie an.«
Hastig gehorchte Ezekiel. Nach wenigen Sekunden wurde Berry von der Brücke geschafft.
Oder eher - von der Brücke geleitet. Erneut musste sie ein Kichern unterdrücken. Der Masadaner und das Besatzungsmitglied achteten darauf - peinlich -, mindestens einen Meter Abstand zu ihr einzuhalten.
Uber die Schulter hinweg sah sie Victor noch einmal an. Seinem Gesicht konnte sie keinerlei Regung ablesen. Genauso gut hätte sie eine Stahlplatte forschend betrachten können.
Dennoch dankte sie ihm still. Und während sie zu den Sklavenabteilungen geführt - geleitet - wurde, sann sie verwundert über die Rätsel der menschlichen Natur nach.
Zunächst fragte sie sich, ob Victor etwa die Wahrheit gesprochen habe, als er berichtete, er habe den Knopf gedrückt, der halb Nouveau Paris in Schutt und Asche legte.
Sie glaubte es nicht. Victor war mit Sicherheit ein so guter Lügner, dass er seine Behauptung als Wahrheit verkaufen konnte. Andererseits ...
Bei Victor Cachat konnte man nie wissen. Wenn er glaubte, seine Pflicht verlange es von ihm ...
Dann überlegte sie, was Victor wohl als Nächstes unternahm. Berry wusste nicht einmal ansatzweise, was für »Verhandlungen er mit den Masadanern führen wollte, aber sie zweifelte nicht, dass er sich alles aus dem Ärmel schütteln würde. Selbst in der tiefsten Grube des Infernos hätte Victor Cachat keine Mühe, vom Fleck weg eine Intrige gegen den Teufel einzufädeln, ehe er sich auch nur ganz den Knochenstaub der Sünder von der Kleidung geklopft hätte.
Hauptsächlich aber dachte Berry über Thandi Palane nach.
Nicht etwa, dass sie sich sorgte, ob Thandi rechtzeitig käme. In dieser Hinsicht hatte sie überhaupt keine Bedenken. Sie stellte jedoch fest, dass sie wieder einmal über die Eigenarten der einzelnen Menschen nachsann. Was sieht sie eigentlich in ihm ?
Sie beschloss, Thandi danach zu fragen, wenn sich eine Gelegenheit ergab. Gewiss, es ging sie nichts an. Doch da Berry beschlossen hatte, dass auch Thandi so etwas sei wie ihre große Schwester, war es schließlich ihre Pflicht, der Frau zu helfen, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden.
Der Gedanke heiterte Berry auf, denn darauf verstand sie sich.
Kaum hatte Berry die Brücke verlassen, als Victor das Wort ergriff. Die wenigen Sekunden hatten ihm genügt, um seinen Plan in groben Zügen zu skizzieren.
Wenn man etwas derart Zusammengeschustertes als Plan bezeichnen kann. Bete zu allem, was vielleicht heilig ist, Victor, dass diese Kerle genauso dumm sind wie fanatisch.
»Ihre ursprüngliche Zielsetzung ist null und nichtig. Die Templetons sind tot - Abraham genauso wie Gideon. Sie sechs sind die einzigen Überlebenden Ihrer Gruppe, bis auf die beiden, die nur verwundet wurden und jetzt in Haft sind.«
Rasch besah er die kleine Gruppe religiöser Fanatiker und bestätigte seine anfängliche Vermutung, dass sie ausnahmslos Masadaner waren.
»Beide sind übrigens Schwätzer. Ich überlasse es Ihnen, ob Sie darauf bestehen wollen, dass man sie freilässt und zu Ihnen überstellt. Persönlich ist mir das wirklich vollkommen egal.«
»Wer sind Sie?«, fragte Kubier mit Nachdruck.
Victor lächelte schief. »Eine gute Frage - ich versuche schon seit einiger Zeit zu verhindern, dass man sie mir stellt. Mein Name ist
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