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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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entsprechendes Training zukommen ließen, machte das ganze umso frustrierender - weil die Dynastie sehr darauf bedacht war, ihre Nachkommen vor verfrühten emotionalen Bindungen zu bewahren. Sehr viel Theorie und - nicht besonders viel Praxis. In einer modernen Gesellschaft, deren Angehörige in der Regel im Alter von sechzehn Jahren sexuell aktiv wurden, war ihr der Umstand, dass sie als Dreiundzwanzigjährige noch so gut wie keine Erfahrung besaß, ein stetiger Quell beträchtlicher Unzufriedenheit.
    »Und wenn der Richtige kommt«, brummte sie, als sie das Sicherheitsschloss der Luke binnen fünfzehn Sekunden knackte, »bin ich trotzdem genauso leicht zu haben.« Säuerlich: »Vorausgesetzt, ich entkomme irgendwie dem Adlerblick von Mutter und Tante.«
    Sie sah zu, wie die Luke mühelos aufschwang. Sie erfreute der rasche Erfolg beim eigentlichen Vorhaben, aber die Symbolik frustrierte sie.
    »Wie bitte?«, fragte Thandi. Ihrer Stimme war eine gewisse Belustigung anzumerken. Ruth war entfallen, dass Lieutenant Palane die Comgeräte wieder eingeschaltet hatte.
    »Nichts«, antwortete sie und errötete leicht.
    Ihre Verlegenheit vertiefte sich, als eine der Amazonen einwarf:
    »Musst wohl Probleme mit ’nem Kerl haben. Brauchst du Hilfe, Kleine? Ein Wort genügt, und ich halte ihn dir fest. Wenn er hübsch genug ist, helfe ich dir sogar, ihn vorzubereiten.«
    Thandi ging voran. Sie glitt mit einer Anmut in den Eingang, die Ruth noch immer als ein wenig schockierend empfand, zumal sie an einen solch großen, kraftvollen Körper gekoppelt war. Selbst im hautengen Raumanzug, bei Manövern im freien All, erinnerte Thandi Palane die manticoranische Prinzessin an eine Tigerin auf zwei Beinen.
    »Jetzt ist nicht die richtige Zeit für erotische Fantasien«, sagte die Sturmtruppführerin mit fester Stimme. Sie klang sogar ein wenig barsch.
    Ein merkwürdiges, leises Gurgeln schien durch die Comschaltkreise zu hallen, als hätten mehrere Kehlen es gerade noch eben geschafft, prustendes Gelächter zurückzuhalten.
    Ruth gehörte eine dieser Kehlen. Schließlich hatte sie Thandi live beobachtet, wie diese ihre Fantasien auslebte. Und obwohl sie längst nicht drei Minuten lang zugesehen hatte, waren es keineswegs nur drei Sekunden gewesen.
    Es war ... beeindruckend gewesen.
    Und jetzt wirkte es, in gewisser Weise, beruhigend. Ruth nahm den Wechsel von der Gewichtlosigkeit ins interne Schwerefeld des Schiffes mit der Anmut vor, die sie im Weltraumsport erlangt hatte, den sie betrieb, seit sie ein kleines Mädchen war. Doch da sie Thandi direkt nachgefolgt war, hatte sie beobachtet, wie der solarische Offizier den gleichen Wechsel mit etwas ausgeführt hatte, das über Anmut weit hinausging. Dieser Anblick holte ihr im Verein mit der Thandi beim Liebesspiel ein ganz anderes Raubtier vor Augen.
    Mit dem nötigen Können und der erforderlichen Erfahrung kann ein Mensch auch dann anmutig sein, wenn er auf dem Weg zum Einsatz eine Luftschleuse gewaltsam durchquert. Eine Anakonda schlängelt sich einfach hindurch.
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    »Ich möchte Ihnen sehr empfehlen, dass Sie mich im Auge behalten.«
    Ein anderer Mann hätte die Worte gezischt oder halb gebrüllt oder auf andere Weise versucht, ihnen Nachdruck zu verleihen. Victor Cachat jedoch sprach sie nur aus. In der gleichen kalten, leeren Art, in der Berry ihn am Vortag gesehen hatte, als er gegenüber drei an Stühle geketteten Männern erklärt hatte, dass er sie, wenn sie seinen Wünschen nicht aufs Wort Folge leisteten, auf der Stelle töten werde.
    Auf die Masadaner, die auf der Brücke der Felicia III versammelt standen, hatte die Stimme in etwa die gleiche Wirkung. Ihr Blick, der auf Berry geruht hatte, heftete sich nun fest auf Cachat.
    »Ignorieren Sie das Mädchen«, fuhr er im gleichen Tonfall fort. »Sie ist für Sie nun irrelevant - vorausgesetzt, sie wird in keiner Weise verletzt. Lassen Sie die Prinzessin von hier fortbringen und mit der Fracht einsperren. Dort bleibt sie, während Sie und ich erörtern, ob wir zu einer Einigung kommen, die beiden Seiten zusagt, oder nicht. Ihr Leben, meine Herren - und Ihre Ziele - hängen von nun an vollkommen von meinem Wohlwollen ab. Meinem Ziel, sollte ich besser sagen. ›Wohlwollen‹ ist mir fremd.«
    Ein Teil von Berrys Verstand, der noch zu klaren Überlegungen imstande war, bemerkte, wie gefühllos Victor das verächtliche Wort ›Fracht‹ benutzte. Nur Mesaner und ihre Untergebenen verwendeten es, wenn sie von einer

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