Honor Harrington Bd. 16
bestand - der gleichen Legierung wie die Außenhaut von Kriegsschiffen. Es hätte eine Ewigkeit gedauert, sich durch das Ding hindurchzubrennen - selbst wenn sie das erforderliche Gerät dabeigehabt hätten. Was nicht der Fall war.
»Das steigert die Paranoia in neue Höhen«, knurrte sie.
»Nicht einmal Kampfschiffe haben rein handbediente Luken.«
Thandi knirschte zwar ebenfalls mit den Zähnen, doch jetzt schnaubte sie bitter belustigt.
»Kampfschiffe machen sich keine großen Sorgen um Meuterei, Königliche Hoheit. Jedenfalls nicht so sehr, dass man manuelle Luken einbauen würde.«
»Sie haben Recht.« Ruth schüttelte voll Abscheu den Kopf und schloss den Minicomputer. »Tut mir leid, Lieutenant. Aber es lässt sich nichts machen. Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, als den Weg durch die Sklavenquartiere zu nehmen:«
Auf die Fersen gehockt, wandte sich Ruth um und musterte eine Luke, die wenige Meter von ihnen entfernt lag. Im Gegensatz zu der, vor der sie und Thandi hockten, war sie eine Standardausführung und nicht sehr stark gebaut. Vor allem aber mit einem Anzeigefeld daneben, das Ruth Zugriff auf die Verriegelung lieferte.
»Eigenartiger Entwurf«, murmelte sie, »aber in gewisser Weise ergibt es Sinn. Zumindest wenn man wie ein Soziopath denkt. Sie machen sich keine großen Gedanken, dass die Sklaven in den Großteil des Schiffes durchbrechen könnten. Was sollten sie hier ausrichten« - sie zeigte auf die manuelle Luke -, »wenn sie nicht in die Korridore kommen, die zur Brücke des Schiffes führen?«
Sie blickte an die Decke und entdeckte augenblicklich die Lüftungsöffnungen. »Wenn die Sklaven erfolgreich ausbrechen, treibt man sie mit dem Gas in die Frachtschleusen und wirft sie von Bord. Eine große Profiteinbuße gewiss, aber das Schiff bedrohen sie so nie.«
Thandi blickte auf die Uhr. »Wir haben bereits anderthalb Stunden damit verbraucht, auf der Suche nach einem Korridor zur Brücke durch die Gänge zu laufen. Uns geht die Zeit aus.« Sie blickte finster auf die Luke, die zu den Sklavenquartieren führte. »Wie Sie schon sagten, bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen durch die Sklavenquartiere hindurch, so sehr uns das auch aufhält.«
Sie seufzte schwer. »Damit hatte ich nicht gerechnet. Und wer garantiert uns, dass wir dort nicht auf das gleiche Problem stoßen?« Sie deutete mit einem steifen Finger auf die ärgerliche Luke. »Wieso sollten nicht sämtliche Luken, die zur Brücke führen, nur handbedient werden können?«
Ruth schüttelte den Kopf. »Das ist möglich, aber ... es würde mich überraschen. Vergessen Sie nicht, dass diese Gänge - und die Luken, die vom Kommandobereich zu ihnen führen - sehr selten benutzt werden. Außer bei Notfällen pro Reise nur zweimal: beim Einladen und Ausladen der Sklaven. Während die Luken - wahrscheinlich ist es sogar nur eine -, die direkt in die Sklavenquartiere führen, von der Crew jeden Tag benutzt werden. Rein handbediente Luken sind nervtötend. Schwer wäre es nicht, eine einzige elektronisch betriebene Luke ziemlich sicher zu machen.«
Sie blickte mit großer Zufriedenheit auf den Minicomputer in ihrer Hand. »Sicher vor Sklaven, heißt das. Die bestimmte Geräte nicht haben, die sich nur eine Prinzessin leisten kann - und Sie wollen wirklich nicht wissen, wie laut und lange mein Vater gejammert hat, als ich ihm sagte, was ich mir zum Geburtstag wünschte. Dieses Ding ist mehr wert als mein Gewicht in Gold. Äh, erheblich mehr.«
Thandi war verwirrt. »Wieso muss die Crew regelmäßig in die Sklavenquartiere? Sobald sie einmal eingeschlossen sind ... oh.«
Ruths Gesicht war gequält und feindselig zugleich. »Richtig. Oh. Sie haben es hier mit dem Abschaum der Galaxis zu tun, Lieutenant. Einer der Vorteile, den es mit sich bringt, zu einer Sklavenschiffscrew zu gehören, ist so viel Sex, wie Sie wollen - alles, was Sie wollen, mit wem Sie wollen.«
Verärgert erhob sie sich und stapfte zu der anderen Luke.
Die Amazonen wichen, obwohl sie viel größer und muskulöser waren, augenblicklich vor ihr zurück. Der Gesichtsausdruck der Prinzessin konnte wahrhaftig nur ’wild’ genannt werden.
Ruth nahm die Verkleidung von dem Anzeigefeld und schloss ihren Minicomputer an. »Nun, nicht ganz«, brummte sie. »An den meisten Sklaven haben sie kein Interesse. Bei einer großen Lieferung sind aber immer ein paar Exemplare der Vergnügungstypen dabei. Sie werden in besonderen Zellen unweit der Eingangsluke
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