Honor Harrington Bd. 16
der Felicia, nachdem Templeton das Schiff kaperte. Und wie dort hatte es auch auf Congo genügend Agenten des Ballroom gegeben, um als organisierender und anleitender Katalysator zu fungieren.
Berry holte tief und anhaltend Luft. Wenigstens war all das nun vorüber - und zumindest konnte sie sich sagen, dass sie die zentrale Rolle in der Beendigung des Gemetzels gespielt habe. Bevor der zweite Siebenundzwanzigstunden-Tag Congos vergangen war, hatte sie Kontakt zu allen verbleibenden mesanischen Enklaven und den großen Organisationszentren der Sklaven herstellen können und begonnen, über eine Kapitulation zu verhandeln. Ihre Bedingungen waren einfach: Jeder Mesaner, der den Planeten verlassen wollte, durfte alle persönlichen Habseligkeiten mitnehmen, die er tragen konnte, und würde unter Geleitschutz durch die solarische
Flottille und im Gewahrsam der solarischen Navy aus dem System geschafft. Sie hatte sogar angeboten, der Navy die Felicia zu überlassen, damit ein geeignetes Transportschiff zur Verfügung stand.
Letztere Entscheidung hatte sie einige Überwindung gekostet. Wie jedem, der die langen Wochen an Bord verbracht hatte, war ihr die Felicia ans Herz gewachsen. Sie war es gewesen, der dem Schiff seinen neuen Namen gegeben hatte: Hope, Hoffnung, hatte Berry es genannt und den Namen so oft wiederholt, bis sie alle Konkurrenz überrannte. Worunter Vengeance, Vergeltung, am beliebtesten gewesen war.
Berry hatte schärfere Opposition zu bezwingen gehabt, bevor alles ihrem Vorschlag zustimmte, die Hope zum Transport der aufbrechenden Mesaner zu benutzen. Web Du Havel hatte sich augenblicklich auf ihre Seite gestellt, doch Jeremy war widerspenstig gewesen.
Sollen die Schweine doch in winzigen Kämmerchen an Bord solarischer Kriegsschiffe reisen.
Die Kinder auch ?
Das sind keine Kinder. Das sind junge Vipern.
Nein. NEIN. Die Zerstörer haben nicht genug Platz für alle. Wer zurückbleibt...
Vipern.
Zum Teufel noch mal, Jeremy! Ich lasse mich nicht in einem See aus Blut und Kotze krönen! Schluss mit dem Gemetzel! Jetzt SOFORT, verstanden!
Es war das erste Mal gewesen, dass Jeremy und sie aneinander gerieten. Und ...
Zu ihrer Überraschung hatte sie gewonnen. Hauptsächlich, sagte sie sich später, weil selbst Jeremy ein wenig von den Gräueln erschüttert gewesen war. Zumal eine besonders blutrünstige Gruppe von Sklaven frohlockend die für die Nachwelt aufgezeichnete Hinrichtung dreier Aufseher weltweit gesendet hatte. Falls man den sterilen Begriff ›Hinrichtung‹ anwenden konnte, wenn ein Mensch zu Tode gefoltert wurde.
Web hatte sie unterstützt. Seine Ruhe und Gelassenheit waren die ideale Ergänzung ihrer hartnäckigen Wut gewesen.
»Wir müssen dem jetzt ein Ende machen, Jeremy - so schnell wie möglich, gleich was es kostet - sonst erleben wir ein monumentales PR-Desaster. Manpower wird diese Sendung schon bald benutzen und zu jeder Gelegenheit wieder hervorkramen. Wenn wir wenigstens zeigen können, dass die neue Regierung ihr Möglichstes getan hat, um dem Gemetzel Einhalt zu gebieten, begrenzen wir wenigstens den angerichteten Schaden. Am Ende werden die Menschen akzeptieren, dass sich die aufgestaute Wut rebellierender Sklaven Luft gemacht hat. Die kaltblütige Unbarmherzigkeit einer etablierten Macht akzeptiert niemand. Sollen sie die Hope nehmen.«
Sogar Rozsak hatte ihr beigestanden. »Ich sorge dafür, dass Sie das Schiff zurückerhalten, nachdem wir die Überlebenden abtransportiert haben.«
Ob der solarische Captain sein Versprechen halten würde, blieb abzuwarten. Während Berry zusah, wie die letzten Überlebenden sich in Reihen an Bord der wartenden Shuttles einschifften, bemerkte sie, dass es ihr auch egal war. Die Hope war ein geringer Preis für das Ende des Grauens.
Noch schlimmer anzusehen als die Gesichter der Überlebenden waren in gewisser Weise die Mienen der Ballroomer - ja, aller Ex-Sklaven -, die in der Nähe standen und den Mesanern zusahen.
Gnadenlos. Absolut und vollkommen gnadenlos.
Berry verstand den Grund dafür sehr gut. In ihrem Besitz befanden sich nun zahlreiche Aufzeichnungen, die von den siegreichen Sklaven beschlagnahmt worden waren. Einige davon waren offizielle Aufzeichnungen der mesanischen Behörden, bei vielen aber handelte es sich um privates Material mesanischer Angestellte, die nun entweder tot waren oder den Planeten verließen. Eine Reihe von Aufsehern war besonders versessen gewesen auf Erinnerungsstücke an die Gräueltaten, die sie
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