Honor Harrington Bd. 16
einfach schweigend vor Ihre Majestät und sei höflich, das genügt.« Er wandte sich ab und setzte sich wieder Richtung Audienzsaal in Bewegung. »Außerdem traue ich es dir nicht zu, dass du es richtig machst. Ganz bestimmt nicht, wenn Cathy es dir gezeigt hat, mit dem ganzen Geschnörkel und Tralala einer Adligen.«
Seine Lippen zuckten wieder; seine gute Laune kehrte zurück. »Wenn sie in der Stimmung ist - was nicht oft vorkommt, das gebe ich zu -, wird angesichts ihrer kunstvollen Verneigung jede Herzogin grün vor Neid.«
Als sie den Eingang erreicht hatten und ein wütend funkelnder Haushofmeister den Türflügel aufzuziehen begann, hatte Antons Zurschaustellung von highlandertypischem Eigensinn Berry ein wenig beruhigt. Ohne Zweifel war sie zu dem Schluss gekommen, dass der königliche Unmut, den ihr Vater schon bald auf sich herabbeschwor, sich so gründlich auf ihn konzentrieren würde, dass sie vielleicht ungeschoren davonkam.
Wie sich dann aber zeigte, empfing die Königin des Sternenkönigreichs sie mit einem Lächeln, das so breit war, dass es schon fast ein Strahlen genannt werden konnte. Vor dem Hintergrund von Elizabeth Wintons mahagonibrauner Haut leuchteten die weißen Zähne. Soweit Anton sagen konnte, zeigte das mit spitzen Zähnen besetzte aufgerissene Maul im Gesicht von Ariel, dem Baumkatzengefährten der Queen, sogar eine noch größere Fröhlichkeit an. Anton war kein Experte für Baumkatzen, doch auch er wusste, dass sie normalerweise die Gefühle des Menschen widerspiegelten, mit dem sie sich verbunden hatten. Und falls das katzenhafte Wesen, das es sich auf der dick gepolsterten Rückenlehne des Sessels der Königin gemütlich gemacht hatte, verärgert oder wütend war, so gab es dafür zumindest keine Anzeichen.
Obwohl er nur widerstrebend erschienen war, erwärmte sich Anton gegen seinen Willen für die Königin. Letzten Endes war und blieb er ein Kronenloyalist, auch wenn seine einstmals simple politische Philosophie sich in den Jahren, seit er Cathy Montaigne kannte, stark differenziert hatte. Wie auch immer, nach allem, was er von dieser Königin seit ihrer Thronbesteigung gehört hatte, war er mit ihr einverstanden.
Sein Wissen stammte freilich aus der Distanz. Er war Königin Elisabeth III. nie vorgestellt worden, sondern hatte sie allenfalls bei einer Hand voll großer offizieller Zusammenkünfte aus der Ferne erblickt.
Anton bemerkte, dass die junge Frau, die neben der Königin saß, eine beinahe unmerkliche Bewegung zu der kleinen Konsole an ihrer Sessellehne machte. Als er rasch zur Seite blickte, entdeckte Anton einen diskret in die Vertäfelung eingelassenen Bildschirm in der Wand der Kammer. Das Display war dunkel, doch er vermutete, dass die Königin und ihre Gesellschafterin ihn beobachtet hatten, während er den Korridor durchquerte - und in diesem Fall hätten sie auch sein kleines Gespräch mit Berry gehört. Jedes einzelne Wort, es sei denn, die Audiosensoren waren erheblich schlechter, als man sie im Königspalast des auf dem Gebiet der Elektronik fortschrittlichsten Reichs der erforschten Milchstraße erwarten sollte.
Darüber war er keineswegs verärgert. Als er noch Werftingenieur der Navy war, hätte ihn die Bespitzelung vielleicht erbost. Doch nach seinen vielen Jahren als Offizier im Nachrichtendienst - was er im Grunde nach wie vor war, wenngleich nun auf sozusagen freiberuflicher Basis - hatte er sich eine gleichgültige Haltung angeeignet, was Überwachung anging. Solange man seine Privatsphäre achtete, die er mit seinem Zuhause gleichsetzte, war es ihm ziemlich egal, wer ihn in der
Öffentlichkeit belauschte und beobachtete. Welche Fehler er auch hatte, ein Heuchler war er nicht, und er selbst verzichtete schließlich auch nicht auf Überwachung.
Am Lächeln der Königin erkannte er zudem, dass die Queen nicht beleidigt war. Eher wirkte sie amüsiert. Er spürte, wie Berry sich entspannte, als sie zu dem gleichen Schluss gelangte wie er.
Doch Anton achtete kaum auf Berry. Während sie sich langsam den kunstvoll verzierten Sesseln näherten, die Elizabeth Winton und ihrer Gesellschafterin als formlose Throne dienten, konzentrierte sich Anton ganz auf die junge Frau neben der Queen.
Zuerst meinte er, die junge Frau noch nie gesehen zu haben, nicht einmal auf Archivbildern oder in einem Hologramm. Als er näher kam, gelang es ihm jedoch, ihr Antlitz mit einem Gesicht in Verbindung zu bringen, das er auf Bildern gesehen hatte, welche aufgenommen
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