Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
Vom Netzwerk:
darauf bestand, dass ich ihm einen Namen angebe, den er in die Akte eintragen konnte. Ich war erst ein paar Monate zuvor entkommen, deshalb war mein historisches Wissen noch recht begrenzt.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe einfach kombiniert, was ich von den Namen zweier Autoren aus der Antike noch kannte, die mir wie aufrechte Männer vorgekommen waren, W. E. B. Du Bois und Vaclav Havel. Als mir das endlich dämmerte - an einem Abend zufällig, als meine Mitflüchtigen von mir hören wollten, wie sich mich nennen sollten, nachdem ›Kami‹ nicht mehr ging -, wollte mir nichts anderes einfallen als ›Web‹.«
    Der Rest der Soiree verlief wunderbar. Der Captain nahm Du Havel die ganze Zeit in Beschlag, was diesen sehr freute. Für einen Mann, der fast sein ganzes Erwachsenendasein damit zugebracht hatte, die komplizierten und oft rätselhaften Fertigkeiten eines Raumoffiziers zu meistern, besaß Oversteegen beeindruckende Kenntnisse von der Politologie der Milchstraße.
    Gewiss, Oversteegen war ein wenig zu sehr von seinen eigenen Anschauungen eingenommen. Gewiss, er neigte dazu, viel zu wenig von den Gedanken derer, die anderer Meinung waren, zu lesen, und verwarf sie zu rasch und zu leichtfertig. Gewiss, sein Standpunkt war leicht verzerrt: zum einen durch die unausbleiblichen Vorurteile seiner sozialen Herkunft und zum zweiten - was Du Havel für wichtiger hielt - durch die genauso unausbleiblichen Vorurteile eines Mannes, dessen aktives Leben von den unmittelbaren Anforderungen eines langen, grausamen Krieges geprägt worden war.
    Dennoch, alles in allem war er ein sehr feiner Kerl. Und als die Soiree zu Ende ging, trennte sich Du Havel nur mit beträchtlichem Widerwillen von dem Captain.
    »Wenn ich könnte, würde ich vorschlagen, dass wir uns bald noch einmal treffen«, sagte er, während er Oversteegen die Hand schüttelte. »Leider fürchte ich nur, dass ich im Laufe der Woche nach Erewhon aufbreche. Ich werde Captain Zilwicki auf seiner Reise dorthin begleiten, um der Familie Hieronymus Steins und seinen überlebenden Kampfgefährten in der Renaissance Association mein Beileid auszusprechen.«
    Oversteegens Augen schienen merkwürdig zu funkeln. »Das hab’ ich gehört. Ich muss allerdings das System sowieso selber verlass’n. Morg’n früh sogar schon. Aber wer weiß? Wie es das Schicksal will, Web, begegnen wir uns vielleicht wieder.«
    Er verbeugte sich knapp und steif vor Du Havel; dann weder knapp noch steif vor Cathy Montaigne. »Professor Du Havel,
    Lady Catherine, ’s war mir ’n Vergnügen.« Und damit ging er.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte Du Havel Helen Zilwicki, die sich während des Abends immer in der Umlaufbahn seines langen Gesprächs mit Oversteegen aufgehalten hatte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Web vermutete, dass die Raumkadettin unter einem akuten Fall von stiller Heldenverehrung für den Captain litt, auch wenn sie eher sterben würde als das zuzugeben.
    Helen grinste. »Wissen Sie, Web, hier und da sollten Sie sich vielleicht doch von ihren gelehrten Büchern lösen und die Tagesnachrichten verfolgen. Es wurde erst heute bekannt gegeben, im Flottenteil. Captain Oversteegen und die Gauntlet sind nach Erewhon beordert worden. Patrouille zur Piratenjagd wird es genannt. Das Schiff verlässt morgen die Umlaufbahn.«
    »Oh.« Das war ihm ein wenig peinlich. Web senkte den Blick. Als er die zerrissenen Ärmel sah, nahm seine Verlegenheit zu.
    »Oh. Hm. Ich fürchte, deine Gäste halten mich für einen ziemlichen Barbaren, Cathy.«
    Cathy grinste sogar noch breiter als Helen. »Und wenn schon. Das war heute Abend nicht gerade meine Lieblingsgesellschaft, Web. Die meisten von ihnen jedenfalls nicht. Eingeladen waren hauptsächlich Leithammel der Freiheitlichen Partei, die schon mal prüfen wollten, woher der frische Wind weht, ohne New Kiev offen eine lange Nase machen zu müssen.«
    »Ja, das weiß ich. Deshalb ist es mir ja so unangenehm, dass ich vielleicht einen falschen Eindruck gemacht habe.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das hängt ganz davon ab, wie du ›falsch‹ definierst, nicht wahr? Ich will dir etwas sagen, Web.
    Du darfst dich um die Theorie kümmern, solange du die schäbige Taktik mir überlässt. Mir macht es überhaupt nichts aus, wenn ich einen Haufen adliger Freiheitler überzeugt habe, dass ich die Einzige bin, die weiß, wie man mit Barbaren aus den unteren Schichten umgeht.«
    Während sie die Treppe wieder zu dem Stockwerk hinaufstiegen,

Weitere Kostenlose Bücher