Honor Harrington Bd. 16
der unbekannte havenitische Colonel niemand anders als Kevin Usher war. Heute, wie ich Ihnen wohl kaum zu Gedächtnis rufen muss, der Chef der obersten havenitischen Polizeibehörde. Ein ehemaliger Aprilist und wahrscheinlich der engste persönliche Freund von Präsidentin Eloise Pritchart.«
Das war eine Neuigkeit, und das ach so erlesene Gremium aus Stichwortgebern war nicht so dumm vorzugaukeln, es wäre anders. Nach kurzem Schweigen warf Harriet Jilla den Kopf herum, als wollte sie sich wachrütteln, und bellte: »Auf keinen Fall! Selbst dem Teufel sollte man Gerechtigkeit widerfahren lassen! Auf keinen Fall hätte sich Kevin Usher - irgendein echter Aprilist - in so etwas hineinziehen lassen.«
»Es sei denn als Abrissbirne«, entgegnete ein anderer Schwätzer, ein ehemaliger General des Marinecorps. Er maß ›Mr Wright‹ mit einem festen Blick. »Sie behaupten also letzten Endes, dass zwo korrupte manticoranische Beamte mit Manpower unter einer Decke steckten ...«
Kurz wurden Bilder Admiral Youngs und des ehemaligen Botschafters Hendricks gezeigt, damals Antons Vorgesetzte auf Alterde. Es freute ihn zu sehen, dass sie ihre neuen Sträflingsanzüge trugen.
»... und Zilwickis Tochter in irgendeiner Intrige benutzen wollten. Gott allein weiß, wer diese Irrsinnsidee hatte, und ich glaube nicht, dass wir das je erfahren werden. Zilwicki hat ihnen das Handwerk gelegt. Auf sich gestellt, scharte er ein geheimes Bündnis aus havenitischen Aprilisten und Ballroom-Killern um sich, zerschlug Manpower auf Alterde und brachte die beiden Mistkerle hinter Gitter. Und außerdem hat er natürlich seine Tochter heil und unversehrt rausgeholt. Alle seine Kinder sogar, denn den Jungen und das Mädchen, die im Zuge der ganzen Sache von Helen Zilwicki gerettet wurden, hat er adoptiert.«
Mr Wright nickte weise. »Das fasst es ungefähr zusammen.« Mit einem schmalen Lächeln fügte er hinzu: »Und ich glaube, wir können es uns mehr oder weniger denken, wie Catherine Montaigne an ihre berühmten geheimnisvollen Akten gekommen ist, mit denen sie bislang Dutzende von Leuten wegen Sklavenhandels hinter Gitter gebracht hat.«
Anton blickte auf seine Uhr. Die Sendezeit von The Star Kingdom Today war beinahe vorüber. Gleich musste der Moderator, wie es üblich war, die Zusammenfassung des Abends liefern.
Underwood kam in Großaufnahme. Sein Lächeln war verbindlich wie immer, doch diesmal schien ein leicht tückischer Unterton hineinzuspielen.
»Nun, Sie haben es alle gehört. Was ich dazu meine? Jawohl, Ihre Majestät sendet vielen Leuten viele Signale. Die deutlichste Nachricht allerdings schickt sie an die Adresse derjenigen, die Hieronymus Stein ermordet haben - wer immer sie sein mögen. Ihr wollt also massiv werden ?, fragt sie. Gut. Dann schicke ich euch einen dicken Brocken.«
Im Holo erschien ein Werbespot.
Anton biss die Zähne zusammen. »Gott, ist das kitschig. Das hat ja höchstens Sandkastenniveau.«
Berry klatschte in die Hände. »Na, wird aber auch Zeit, dass jemand mal anerkennt, was du bist!«
Prinzessin Ruth teilte Berrys Freude eindeutig, bemühte sich aber dennoch um eine analytische Sicht. »Natürlich ist damit die Geheimdienstkarriere des Captains ruiniert. Nach dieser Sendung ist er einer der berühmtesten Leute im ganzen Sternenkönigreich.«
»Ist mir egal«, erwiderte Berry.«
»Diese Sendung hat vor allem unsere Pläne für diese Reise völlig zunichte gemacht«, knurrte Zilwicki. »Wie soll ich denn ...«
Die Ankunft des Lieutenants, der Ruths Leibwache kommandierte, unterbrach ihn. Der Mann funkelte Anton grimmig an.
»Gibt es ein Problem mit dem Schiff, Mr Griggs? Ich dachte, der Start wäre denkbar glatt gelaufen.«
»Mit dem Schiff ist alles in Ordnung, Captain Zilwicki. Ich bin gekommen, um meine größten Bedenken über die Besatzung zu äußern. Meine Leute und ich haben uns ein wenig umgesehen, und wir sind fest davon überzeugt, dass ein gutes Drittel der Crew aus Terroristen des Audubon Ballrooms besteht.«
Du Havel versuchte offensichtlich, sich ein Grinsen zu verkneifen. Anton seufzte und rieb sich das Gesicht.
Zu seinem Erstaunen meldete sich Ruth. »Zu dreiundsiebzig Prozent sogar. Das glaube ich wenigstens. Achtundsechzig Prozent auf jeden Fall. Bei einigen bin ich mir nicht sicher. So ziemlich jeder außer den Abteilungsoffizieren und den erfahrensten Gasten. Ich bin überzeugt, dass der Captain an Bord dieses Schiffes das Gleiche tut wie an Bord aller sieben
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