Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
noch letzte Worte für die Ewigkeit loswerden?«
Fragend wölbte Tourville die Augenbrauen. Dann zog er ein altmodisches silbernes Feuerzeug aus der Uniformtasche, aktivierte die winzige Plasmablase und brachte seine Zigarre langsam und sorgfältig zum Glühen.
»Ich weiß ja nicht, ob das als ›letzte Worte für die Ewigkeit‹ durchgehen kann, Admiral«, erwiderte Vizeadmiral Oliver Diamato mit einem erstaunlich schiefen Grinsen, »aber ich denke, wir wären dann so weit!« Er schüttelte den Kopf. »Zugegebenermaßen frage ich mich immer noch, ob wir nicht bald aufwachen und feststellen, dass das alles nur ein sehr, sehr sonderbarer Traum war.«
»Vielleicht stimmt das ja, Oliver«, meldete sich Vizeadmiral Jennifer Bellefeuille auf ihrem Quadranten des Displays zu Wort, »aber ganz ehrlich: Die Vorstellung, ausnahmsweise mal gegen Sollys zu kämpfen, nicht gegen Mantys … na, das macht den Traum deutlich angenehmer als so manch anderen, den ich schon hatte!«
Vizeadmiral Sampson Hermier, der Kommandeur von Tourvilles dritter Kampfgruppe, schüttelte nur den Kopf und lächelte gedankenverloren. Er war beinahe ebenso jung wie Diamato, und angesichts seines beachtlichen Ranges hieß das einiges. Er war einer der wenigen Überlebenden dessen, was einst eine mittelmäßig prominente Legislaturisten-Familie gewesen war. Tourville kannte ihn nicht so gut wie Diamato oder Bellefeuille. Doch Hermier hatte sich in den bisherigen Gefechten hervorragend geschlagen. Wäre es anders gewesen, hätte Thomas Theisman ihn nie dafür ausgewählt, das Kommando über eine Kampfgruppe zu übernehmen.
Und schon gar nicht das Kommando über eine dieser Kampfgruppen hier!
»Also«, ergriff Tourville nachdenklich wieder das Wort und spähte dabei durch den dicken Qualm seiner Zigarre, der gierig von der Lüftung angesogen wurde, »abgesehen von Sampson hat ja jeder von uns schon von den Mantys den einen oder anderen Tritt in den Hintern kassiert. Deswegen gebe ich gern zu, dass sich das hier bizarr anfühlt. Aber, Jennifer, ich finde, Sie haben ganz recht. Und wenn ich jetzt ganz für mich persönlich sprechen darf: Ich würde wirklich zu gern miterleben, wie jemand diesen gottverdammt arroganten Sollys einen Dämpfer verpasst. Außerdem«, schlagartig verschwand sein Lächeln, »wissen wir jetzt ja, wer der wahre Feind ist!«
Sein Blick war nun ebenso hart wie sein Tonfall. In grimmiger Zustimmung erwiderten seine Untergebenen diesen Blick. Einen Moment lang schaute Tourville ihnen nur schweigend in die Augen, dann fuhr er in forschem Ton fort.
»Es steht zu hoffen, dass das hier klappt, ohne dass jemand verletzt wird. Es kann aber auch anders ausgehen. Das hängt ganz davon ab, wie dämlich sich dieser Filareta verhält. Und wenn es wirklich unschön wird, machen wir die Sollys völlig fertig . Klar?«
Mit steinerner Miene nickten alle drei Vizeadmirale gleichzeitig.
»Gut.«
Erneut galt Tourvilles Augenmerk dem Digitaldisplay in einer Ecke des Plots. Der Countdown lief unvermindert weiter. Dann schaute der Admiral zu Molly DeLaney hinüber, seiner Stabschefin.
Captain DeLaney erwiderte den Blick, und in ihren Augen blitzte etwas Dunkles, Hungriges auf. Sie hatte deutlich mehr Vorbehalte als die jüngeren Angehörigen des Stabs, was die Idee eines Bündnisses zwischen der Republik und dem Sternenimperium betraf. Vielleicht lag das daran, dass sie in all den Kriegen mit Manticore mehr Freunde verloren hatte als die anderen. Doch sie behielt diese Vorbehalte so gut für sich, dass jeder, der DeLaney nicht ausgesprochen gut kannte, geglaubt hätte, derlei Vorbehalte gäbe es nicht. Andererseits arbeitete sie auch schon länger als jeder andere im Stab mit Tourville zusammen, und der Admiral kannte sie daher ausgesprochen gut. Doch als er ihr nun in die Augen blickte, erkannte er darin keinerlei Zweifel. DeLaney wusste genau, was sie zu tun hatte. Sie würde es tun, obwohl sie die Sollys nicht hasste – trotz der Arroganz, die sie wie jeder andere Offizier der RHN hatte ertragen müssen. Nein, Captain DeLaney war so entschlossen, weil sie ungeduldig war.
Für sie war Filareta nur ein Störfaktor. Wenn man es genau nahm, war die ganze Solare Liga nur ein Störfaktor, und den wollte DeLaney so rasch wie möglich aus dem Weg geräumt wissen. Ja, Molly DeLaney mochte die Manticoraner nicht. Wegen des Bündnisses mit Manticore verspürte sie ernstlich Skrupel. Aber das alles war eindeutig nachrangig, wenn sie an das albtraumhafte
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