Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
sich Rajampet die Mündung der Waffe zwischen die Zähne schieben konnte.
Großer Gott, großer Gott! , dachte er und rief panisch nach der Gottheit, an die er nie geglaubt hatte. Hilf mir! Hilf mir!
Eine Antwort erhielt er nicht. Metalllegierung und Plastik fühlten sich kalt und hart an, als er fest auf die Mündung der Waffe biss.
Die hatten recht! Die verdammten Mantys hatten die ganze Zeit recht! , begriff ein winziger Teil tief in seinem Gehirn – der letzte Zufluchtsort der Vernunft in einem Wirbelsturm nackten Entsetzens. Diese Dreckskerle haben tatsächlich eine Nanot …
Sein Finger betätigte den Abzug.
Kapitel 11
Im Archiv herrschte völlige Stille.
Dorthin verirrten sich, kaum überraschend, nur selten Besucher. Der riesige, klimatisierte Raum tief unter dem Hauptquartier der Solarian League Navy war nur einer von mehreren Dutzend, in denen Kopien von Dateien entscheidender Wichtigkeit aufbewahrt wurden. Von theoretisch entscheidender Wichtigkeit, hieß das. Auch wenn der Lagerraum 7–191–002–A in den Raumbelegungsplänen der Navy als ›Lagerraum für aktuelle Daten‹ verzeichnet war, handelte es sich in Wahrheit um ein Archiv. Denn die jüngsten Aufzeichnungen in diesem Raum waren mehr als achtzig T-Jahre alt und somit höchstens noch von historischem Interesse. Das galt selbst für die Bürokratie der SLN, deren Gedächtnis dem sprichwörtlichen Elefanten alle Ehre gemacht hätte und trotz der bei der SLN vorherrschenden aus Pingeligkeit erwachsenden Schwerfälligkeit.
Trotz des ehrwürdigen Alters der hier verwahrten Daten bedeutete die Bezeichnung ›Lagerraum für aktuelle Daten‹ mitnichten, dass jeder dort einfach hineinspazieren konnte. Um diesen Raum betreten zu dürfen, war eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erforderlich. Über diese verfügten die vier Personen, die sich derzeit in diesem Raum aufhielten. Trotzdem hätte keiner ihrer Vorgesetzten ihren Besuch in diesem Archiv gutgeheißen – hätten sie davon gewusst.
Es stand zu hoffen, dass sie nie davon erführen.
»Verdammt!«, fluchte einer der Eindringlinge leise und blickte sich um. Reihe um Reihe standen hier Lagerschränke für Speicherchips. Am hinteren Ende des lang gestreckten Raumes gab es sogar echte, altmodische Aktenschränke für Computerausdrucke. Ungläubig schüttelte der Mann den Kopf. »Für mich sieht das wie ein ganz und gar nutzloser Haufen Navy-Mist aus, Daud. Ein riesiger Haufen noch dazu! Werfen Ihre Leute eigentlich jemals etwas weg?«
Der Mann, der als Erster seinem Unmut Luft gemacht hatte, war ein recht hochgewachsener Bursche in der Uniform des Solarischen Marinekorps. Er hatte weizenblondes Haar und grüne Augen; die Abzeichen am Kragen wiesen ihn als Major aus. Auf seiner rechten Schulter wies ihn ein Blitz als Angehöriger des Marines-Nachrichtendienstes aus. Genau genommen war der eine Unterabteilung des Flottennachrichtendienstes, ging aber schon seit langer Zeit eigene Wege. Er bewegte sich in einer ganz eigenen Welt – einer Welt, die der Rest der Navy nie so recht verstanden hatte. Denn in dieser Welt war es von entscheidender Bedeutung, dass ein Nachrichtendienst auch Nachrichten lieferte, die diese Bezeichnung verdienten … und der Realität entsprachen.
»Sehr witzig, Bryce!«, erwiderte Captain Daud al-Fanudahi trocken. Er war einige Zentimeter kleiner als der Marineinfanterist, rein äußerlich ansonsten das dunkle Gegenstück zum hellhäutigen Major. »Und um Ihre Frage zu beantworten: Ja, hin und wieder werfen auch wir etwas weg. Meistens, wenn die entsprechenden Unterlagen für gewisse Vorgesetzte peinlich werden könnten. Wer will schon Beweismittel aufbewahren, die vor einem Kriegsgericht unpraktisch wären?«
Captain Irene Teague, zwanzig T-Jahre jünger als al-Fanudahi und Angehörige der Grenzflotte, nicht der Schlachtflotte, schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. In ihren braunen Augen stand Besorgnis zu lesen.
»Meinen Sie, Sie könnten vielleicht auf derlei geistreiche Bemerkungen verzichten? Zumindest wenn die dazu angetan sind, mich noch nervöser zu machen, Daud?«, fragte sie gereizt.
»Entschuldigung«, erwiderte al-Fanudahi und klang dabei sogar aufrichtig. » Ich fand das wirklich witzig. Aber ich verstehe, wenn in einem solchen Fall nicht jeder meinen Sinn für Humor teilen kann.«
»Falls an Ihrer Vermutung wirklich etwas dran sein sollte, wird das wohl niemand sonderlich witzig finden«, meldete sich das vierte Mitglied der kleinen Gruppe
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