Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
zu Wort. Die Frau war mit Abstand die Kleinste der vier und kaum älter als Teague. Sie trug die Uniform der Solarischen Gendarmerie mit den Rangabzeichen eines Lieutenant Colonel. Ihre Haut hatte die Farbe von Sandelholz, ihr kurzgeschnittenes Haar war schwarz wie die Nacht. Doch am bemerkenswertesten waren ihre Mandelaugen.
»Um ehrlich zu sein, hoffe ich ja immer noch, dass Sie sich als völlig durchgeknallter Spinner entpuppen, so sehr Major Tarkovsky auch für Sie bürgen mag«, fuhr sie mit harter Stimme fort und deutete dabei mit einer Hand auf den Major der Marines. »Bedauerlicherweise glaube ich das nicht. Völlig durchgeknallt stimmt sicher nicht!«
»Ich würde wirklich gern feststellen, dass ich mich getäuscht habe, Colonel Okiku«, erwiderte al-Fanudahi düster. »Aber das habe ich nicht. Sicher, ich habe noch längst nicht Antworten auf all meine Fragen gefunden, noch nicht einmal auf einen Großteil davon, ehrlich gesagt. Aber ich glaube, ich habe inzwischen zumindest herausgefunden, welche Fragen wir überhaupt stellen sollten.«
»Was denn? Alle Fragen schon?«, versetzte Major Tarkovsky sofort und riss in gespieltem Erstaunen die Augen auf. »Du meine Güte, Daud! Ich dachte, wir fangen gerade erst an!«
»Großer Gott!«, murmelte Teague gerade laut genug, dass die anderen sie verstehen konnten. »Der ist ja noch schlimmer als Daud!«
»Oh nein, nein!« Heftig schüttelte Tarkovsky den Kopf. » Niemand ist schlimmer als Daud, Captain Teague! Aber ich bemühe mich nach Kräften, mit ihm Schritt zu halten.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Nur ihm habe ich es zu verdanken, dass ich in den letzten Jahren nicht den Verstand verloren habe!«
Bei diesem letzten Satz klang seine Stimme rau, und die vier wechselten vielsagende Blicke.
»Also gut«, sagte Lieutenant Colonel Okiku dann. »Ich bin hier, weil Bryce mich dazugebeten hat, Captain al-Fanudahi, aber mir ist klar, dass das hier eigentlich ganz allein Ihre Show ist. Könnten Sie die ganze Sache dann vielleicht ins Rollen bringen, ja?«
»Kann ich«, erwiderte al-Fanudahi und lehnte sich gegen einen der hohen Archivschränke. »Aber zunächst eine Frage: wie viel wissen Sie über die Organisation des Flottennachrichtendienstes?«
»Nicht allzu viel«, räumte Okiku ein.
»Dann sollte ich Ihnen wenigstens die wichtigsten Aspekte nennen, bevor ich ins Detail gehe.
Der Flottennachrichtendienst besteht aus vier Abteilungen. Abteilung Eins ist das Amt für Operationsanalyse, bei dem Irene, Bryce und ich arbeiten. Wir alle sind Admiral Cheng unterstellt, auch wenn uns unterschiedliche Aufgabengebiete zugewiesen wurden. Theoretisch sind wir dafür verantwortlich, operative Daten auszuwerten – sowohl die über unsere eigene Navy wie die, die sich aus den Berichten über andere Navys ziehen lassen. Ziel ist es, Trends und potenzielle Operationsprobleme oder Unzulänglichkeiten zu erkennen. Außerdem sollen wir bei speziellen Anfragen oder Problemen entsprechende Informationen zusammentragen – beispielsweise im Zuge der Vorbereitung eines Unternehmens gegen einen ausgewählten Gegner oder ein System. Mit anderen Worten: Eigentlich hätten wir uns mit den Daten befassen sollen, auf deren Grundlage Heiliger Zorn durchgeführt wurde.
Abteilung Zwei ist Vizeadmiral Hoovers Amt für Technikanalyse. Aufgabe dieser Abteilung ist es, die OpAn mit aktuellen Informationen über technische Entwicklungen zu versorgen, sowohl auf unserer eigenen Seite als auch bei den verschiedenen Systemverteidigungskräften und gegnerischen Navys. Auf diesen Informationen basieren dann entsprechend unsere eigenen Analysen. Abteilung Drei ist das Amt für Wirtschaftsanalyse, seit kurzem geleitet von Captain Gweon. Diese Abteilung spürt wirtschaftliche Trends auf und trägt Informationen zusammen, die für die Navy von besonderem Interesse sind. Abteilung Vier schließlich ist das Amt für Spionageabwehr, das Konteradmiral Yau leitet.«
Der Captain legte eine Pause ein, damit Okiku diese Informationen erst einmal verarbeiten konnte. Nach einem Achselzucken fuhr er fort.
»Während der letzten T-Jahre hat mich das Amt für Operationsanalyse immer für seinen eigenen lustigen Privat-Paranoiker gehalten. Denn ich hatte diese sonderbare Vorstellung, die Mantys hätten vielleicht tatsächlich etwas gänzlich Neues auf dem Gebiet der Rüstungstechnologie entwickelt. Wie lächerlich, nicht wahr: Jeder weiß doch, dass die Technologie der unbesiegbaren Solarian
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