Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
Ihre Wirtschaft nicht nur behindert, sondern ihr ernstlich schadet. Mit dem Mut von Hyänen, als die wir Admiral Rajampet und seine Flotte tapferer Massenmörderlein kennengelernt haben, sind Sie jetzt tatsächlich bereit, auszunutzen, was das Alte Sternenkönigreich im Februar hat erdulden müssen.
Im Namen meiner Kaiserin und meiner Regierung habe ich Sie mehrfach gewarnt, welch hohes Risiko Sie mit einer solchen Vorgehensweise eingehen. Ich warne Sie erneut, dieses Mal in aller Förmlichkeit: Anders als Sie offenkundig vermuten, wurden bei dem allgemein als Yawata-Schlag bezeichneten Angriff unsere Abwehrsysteme mitnichten ausgeschaltet. Wenn Flottenadmiral Filareta das Doppelsternsystem von Manticore angreift, wird er nicht einfach nur eine Niederlage hinnehmen müssen, wie wir sie Admiral Crandall im Spindle-System beigebracht haben. Man wird seine Flotte aufreiben. Sollten die in den Medien erwähnten Berichte über die Anzahl der ihm unterstellten Superdreadnoughts zutreffend sein, wird die Solare Flotte Verluste in schlichtweg unzumutbarem Maße erleiden. Es ist nicht unsere Absicht, Hunderttausende von Männern und Frauen umzubringen, deren einziges Verbrechen darin besteht, die Befehle ihrer Vorgesetzten zu befolgen – Befehle von Vorgesetzten, die zu arrogant sind, die Wahrheit zu erkennen. Aber es sieht ganz danach aus, als ließen Sie und Ihre Kollegen uns keine andere Wahl.
Daher verlangt das Sternenimperium hiermit förmlich, dass Sie über den Beowulf-Terminus des Wurmlochknotens umgehend einen Offizier in das Doppelsternsystem von Manticore entsenden. Besagter Offizier muss hinreichende Weisungsbefugnis besitzen, um Flottenadmiral Filareta zur Waffenruhe anzuhalten. Vorausgesetzt, die Medienberichte über den Zeitplan dieses Unternehmens sind in dem Maße zutreffend, wie anzunehmen ich gute Gründe habe, bleibt noch genug Zeit – gerade noch! Ergeht dieser Befehle umgehend, wird erwähnter Offizier noch vor Flottenadmiral Filareta in Manticore eintreffen. Wir können Filareta nicht anweisen, einen Befehl zu missachten, den ihm ein rechtmäßiger Vorgesetzter erteilt hat. Sie hingegen können das. Sollten Sie sich weigern, das zu tun, lastet die Verantwortung für alles, was weiterhin geschieht, ganz und gar auf Ihren Schultern. Das Sternenimperium ist bereit, vollständige Kopien meiner gesamten Korrespondenz mit Ihnen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, sollten zu einem späteren Zeitpunkt Fragen aufkommen, wer die Verantwortung für die Konsequenzen Ihrer einseitigen Aggression gegen eine souveräne Sternnation trägt. Die Regierung Ihrer Majestät sieht sich nicht in der Pflicht, diese Korrespondenz den Medien gegenüber vertraulich zu behandeln.«
Er machte, offensichtlich der Wirkung wegen, eine Sprechpause. Dann fuhr er ebenso tonlos und unnachgiebig fort wie zuvor.
»Wir sind bereit, die Folgen für Ihr Militär auf ein Minimum zu beschränken. Wir bitte Sie, eine Katastrophe gewaltigen Ausmaßes zu verhindern – wir beschwören Sie sogar, im Namen Ihrer eigenen Militärangehörigen. Es ist noch nicht zu spät! Weigern Sie sich aber, umgehend zu handeln, wird die Geschichtsschreibung Sie als den Schuldigen für das Massaker kennen, das unweigerlich folgen wird.«
Noch unverblümter kann man es ja wohl kaum ausdrücken , dachte Kolokoltsov und schüttelte den Kopf. Immer noch konnte der Permanente Leitende Staatssekretär nicht fassen, dass jemand es wagte, einen solchen Ton der Solaren Liga gegenüber anzuschlagen! Trotz allem – trotz Crandalls vernichtender Niederlage, trotz der Provokation der Mantys, Wurmlochbrücken und Wurmlochknoten abzuriegeln – konnte Kolokoltsov es tief im Herzen immer noch nicht fassen.
Dumm von mir, was? Eigentlich müsste ich eines in all den Jahren längst begriffen haben: Die Mantys lassen sich zum Verrecken nicht vom Ruf der Liga beeindrucken. Jetzt nicht mehr. Selbstmörderisch? Vielleicht. Mit Blick auf Ressourcen und Bevölkerung: sicherlich! Aber das ändert nicht das Geringste am Bild der Mantys von sich und der Welt.
Natürlich galt es eines zu bedenken: Wären die Mantys in Panik, ließen sie ihm dieselbe Nachricht zukommen. Drohgebärden kosteten ja nichts. Die Versuchung, Kolokoltsov glauben zu machen, die Mantys könnten mit Filareta verfahren wie mit Crandall, musste doch überwältigend sein – vor allem, wenn sie tatsächlich nicht die Mittel besäßen, ihn zu vernichten. Gelänge es, den Gegner, also ihn, Kolokoltsov, zu
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