Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)

Wahl, als die Anwesenheit derart vieler unidentifizierter Schlachtkreuzer in Begleitung eines einzelnen Handelsschiffs als gezielte Bemühung Ihrerseits zu interpretieren, besagte Anweisungen zu missachten. Sollten Sie sich diesem Terminus weiterhin mit deaktivierten Transpondern nähern und dabei eine Distanz von dreißig Millionen Kilometern unterschreiten, lasse ich das Feuer eröffnen. Ich würde es vorziehen, darauf verzichten zu dürfen. Sie haben die Wahl. Ivanov, Ende.«
    Beinahe höflich nickte der Manticoraner, dann wurde Turners Display schwarz. Einen oder zwei Herzschläge lang starrte Pyun schweigend darauf. Dann atmete er tief durch.
    »Ich danke Ihnen, Ephram.« Er klopfte dem Signaloffizier auf die Schulter, durchquerte dann die Flaggbrücke und trat an Captain Gilmore heran.
    »Na, das war genauso deutlich«, meinte Pyun trocken.
    »Jawohl, Sir. Und dieser ›Stolperdraht‹ in dreißig Millionen Kilometern Entfernung passt zu dem, was wir bislang über die Schlacht von Spindle wissen.«
    »Das stimmt. Andererseits muss es ja wohl auch dazu passen, oder? Ganz egal, ob diese Schlacht je stattgefunden hat oder nicht.«
    Gilmore nickte. Doch zur Freude seines Konteradmirals wirkte er nicht sonderlich begeistert. Immerhin bewies er damit, über ein funktionsfähiges Gehirn zu verfügen. Allzu viele Offiziere der Grenzflotte waren ebenso wie die Idioten von der Schlachtflotte nicht von der Vorstellung abzubringen, die Solare Liga sei unbesiegbar. Doch aus den Reihen dieser Unverbesserlichen hatte sich Pyun seinen Stab nicht zusammengestellt. Niemand hätte Steven Gilmore je als Schwarzseher bezeichnet. Dennoch war der Captain zumindest willens einzugestehen, die Mantys könnten tatsächlich etwas gelernt oder sogar ein paar neue Waffensysteme entwickelt haben. Schließlich hatte das Sternenkönigreich einen zwanzig T-Jahre dauernden Krieg auf Leben und Tod mit der ungleich größeren Volksrepublik Haven überlebt.
    Aber weder Gilmore noch Pyun hatten sich in der Nähe des Talbott-Sektors aufgehalten, als das unvergleichliche Militärgenie Josef Byng das Kunststück fertiggebracht hatte, sich sein Flaggschiff zu Klump schießen zu lassen. Sie waren auch nicht in der Nähe gewesen, als Sandra Crandall ausgezogen war, um ihren genialen Kollegen zu rächen. Deswegen hatten beide keinerlei Erfahrung aus erster Hand mit den neuen Waffensystemen sammeln können, über die Manticore möglicherweise verfügte. Doch im Gegensatz zu Gilmore war Pyun das zweifelhafte Vergnügen beschert gewesen, Flottenadmiral Crandall persönlich kennengelernt zu haben. Deswegen klang das, was die Mantys über das Verhalten eines gewissen Offiziers vor Spindle vermeldeten, für ihn durchaus glaubwürdig. Das wiederum ließ vermuten, dass auch die restliche Schilderung der Ereignisse nicht gänzlich aus der Luft gegriffen war. Für Gilmore spielte Pyun ja bereitwillig den Advocatus Diaboli. Aber er war ebenso wenig wie sein Operationsoffizier gewillt, die Berichte über ungeheuerliche Schussreichweiten der Mantys einfach abzutun. Einige solarische Beobachter hatten diese unfassbar hohen Werte schließlich bereits gemeldet, ehe Crandall zu ihrem Rachefeldzug aufgebrochen war – auf dem sich dann wer weiß was ereignet hatte. Gewiss, dreißig Millionen Kilometer erschienen auch dem Konteradmiral ein wenig arg übertrieben, aber …
    Noch einmal dachte Pyun über die Befehle nach, die er erhalten hatte. Sie waren ebenso eindeutig wie unabänderlich. Doch sein Aufstieg in den Rang eines Flaggoffiziers der Solarischen Navy hatte Pyun eines gelehrt: Menschen, die sich zum entscheidenden Zeitpunkt in weiter Ferne befinden, fiel es leicht, unerschütterliches Vorgehen zu befehlen.
    Auch egal. Denn Floyd ist der Kommissar, und du bist immer noch ein Offizier der Grenzflotte, der ihm ausdrücklich unterstellt ist.
    »Senden Sie eine Kopie von Captain Ivanovs Signal an Captain Zyndram, Ephram! Informieren Sie den Captain, dass ich derzeit keinen Grund sehe, vom geplanten Vorgehen abzuweichen!«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Konteradmiral verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Nachdenklich richtete er wieder den Blick auf den Hauptplot.
    »Der Admiral hat nicht zufällig geantwortet, Vincent?«, erkundigte sich Captain Nereu Zyndram, der Kommandant von SLNS Belle Poule .
    »Nein, Sir«, erwiderte Lieutenant Vincent Würtz. Der Signaloffizier wollte noch etwas sagen, überlegte es sich jedoch anders. Zyndram gestattete sich ein dünnes