Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
dramatischer, als sich Kolokoltsov und Rajampet auch nur vorstellen können. Und das wird sogar noch schneller der Fall sein, als Sie und ich bisher angenommen haben. Nichts anderes als die offene Konfrontation mit den Mantys treibt das Ganze voran. Schließlich sorgt genau diese Konfrontation dafür, dass in allen unabhängigen Systemen im Rand die Liga auf einmal nicht mehr als allmächtig angesehen wird. Die Angst genau davor sichert MacArtney und Rajampet ja auch erst Kolokoltsovs Unterstützung. Die Mandarine allerdings scheinen übersehen zu haben, dass man auch in zahlreichen der unruhigeren Protektorate ebenso wie in den unabhängigen Systemen Beweismittel gesichtet haben könnte – was man getan hat. Den mächtigen Fünf steht, glaube ich, noch ein unsanftes Erwachen bevor, was das angeht. Wenn das ganze Chaos erst einmal losbricht, werden die sich Sorgen um die Unruhen machen müssen, die deutlich näher an der Heimat ausbrechen. Uns wird man dann glatt übersehen – zumindest anfänglich. Die werden keine größeren Kampfverbände zu uns schicken, solange die sich noch mit all den Waldbränden im Vorgarten der Kernwelten abmühen müssen! Vor allem, wenn wir denen immer schön weiter erklären, wir wären doch brave, treue Schläger des OFS, die hier alles unternehmen, was möglich ist, um die Ordnung im Namen der Liga aufrechtzuerhalten.«
Nachdenklich legte Barregos die Stirn in Falten und betrachtete aufmerksam etwas, das nur er allein zu sehen vermochte. Mehrere Sekunden lang saß er so da. Dann atmete er tief durch und blickte über den Tisch hinweg wieder seinen Gastgeber an.
»Also gut, da gebe ich Ihnen recht«, sagte er und nutzte dabei bewusst Rozsaks eigene Worte. »Es wird so kommen, ja: Die Mandarine werden sich auf die Kernwelten konzentrieren … vorausgesetzt, die Sollys können die Mantys nicht doch einfach überrollen. Nach dem Yawata-Schlag wäre das durchaus möglich.«
Rozsak nickte, eine nüchterne Geste. Niemand im Maya-Sektor wusste bislang zu sagen, welch schwere Schäden der Überraschungsangriff den Mantys beigebracht hatte. Fünf Wochen war das jetzt her. Ein Kurierboot brauchte vom Doppelsternsystem von Manticore bis zum Maya-System zehn Tage, selbst wenn es die Abkürzung durch den Manticoranischen Wurmlochknoten über Hennessy, Terre Haute und Erewhon nahm. Eines wusste man daher bereits: Es hatte entsetzliche Verluste gegeben – dieses Mal unter der Zivilbevölkerung, anders als bei der Schlacht von Manticore. Es gab unbestätigte Bericht, die Industrie des Systems sei schwer getroffen worden. Das musste sich immens auf den Konflikt mit der Liga auswirken. Dass es keinerlei Hinweis darauf gab, wer die Mantys angegriffen hatte, ließ den Unsicherheitsfaktor zudem exponentiell ansteigen.
»Ich will nicht so tun, als würden die Mantys nicht tief in der Patsche sitzen«, sagte der Admiral. »Im Augenblick jedenfalls möchte ich nicht in deren Haut stecken. Andererseits haben die Mantys schon so manches Mal in der Patsche gesteckt, und bislang ist es für die Gegenseite immer deutlich übler gelaufen als für die Mantys selbst. Deswegen bin ich noch nicht bereit, sie ganz abzuschreiben. Also wird sich auch Chicago noch eine ganze Weile vor allem auf die Mantys konzentrieren. Dass Erewhon mittlerweile nicht mehr der Manticoranischen Allianz angehört, wirkt sich obendrein noch zu unsere Gunsten aus. Im Augenblick schert sich auf Alterde niemand um Erewhon. Das wird auch so bleiben. Wir müssen in unseren Berichten nur betonen, dass unsere Investitionen dort uns steigenden Einfluss sichern – dass wir das System immer dichter an die Liga binden. Dann wird das Desinteresse an Erewhon noch eine Weile anhalten.«
»Höchstwahrscheinlich, ja«, gestand Barregos seinem Gesprächspartner zu und nickte. Das Szenario, das dieser entwarf, war ja auch Bestandteil seines ursprünglichen Plans gewesen.
»Nun ja, die Neukonstruktionen gehen so gut voran, dass wir schon längst nicht mehr damit beschäftigt sind, nur das zu ersetzen, was ich vor Congo verloren habe«, betonte Rozsak. »Seit zwoeinhalb T-Jahren arbeiten wir bereits an unserem Haupt-Aufbauprogramm. Was die Wallschiffe betrifft, liegt die Carlucci Industrial Group sogar ein bisschen vor dem ursprünglichen Zeitplan. Nicht viel, aber immerhin. Es wird immer noch ungefähr zwo T-Jahre dauern, bis wir den ersten Superdreadnought in Dienst stellen können. Aber die leichteren Schiffe werden deutlich früher fertiggestellt
Weitere Kostenlose Bücher