Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
niemand auf Grayson jemals diese Spielfilme gesehen, aus denen unsere Vorfahren angeblich ihre Vorstellung von Fechtkunst bezogen haben. Bedauerlicherweise hat sich das mittlerweile geändert. Und ich muss fairerweise zugeben, dass die meisten dieser ›Samurai-Filme‹ tatsächlich mindestens so albern sind wie alles, was sich die Leute angeschaut haben müssen, die den Neuen Stil verbrochen haben.«
»Also, meine Vorfahren haben sich gewiss nie in etwas derart Törichtem ergangen«, merkte Gervais mit unerträglicher Überlegenheit an.
»Wollen wir wetten?«, fragte Abigail, ein bedrohliches Lächeln auf den Lippen.
»Wieso?«, fragte er misstrauisch.
»Weil, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, deine Vorfahren aus dem alten Nordamerika stammen - oder zumindest irgendwo aus der westlichen Hemisphäre. Genau wie meine übrigens auch.«
»Und?«
»Und während Lady Harrington sich über diese Samurai-Filme informiert hat, ist sie auch über etwas gestolpert, das »Western‹ hieß. Also hat sie auch davon ein paar mitgebracht. Ihr Onkel und seine Freunde aus der Gesellschaft für Kreativen Anachronismus haben auf dem Gut Harrington sogar schon ein echtes »Filmfestival« ausgerichtet. Eine ganze Menge dieser Filme wurden wohl an einem Ort hergestellt, der »Hollywood« hieß - und dieser Ort lag zufälligerweise auch im Alten Nordamerika. Ein paar dieser Filme waren auch wirklich richtig gut, aber andere ...« Sie erschauerte theatralisch. »Glaub mir, deine und meine Vorfahren hatten anscheinend sehr ... sagen wir: sehr erratische künstlerische Ansprüche.«
»Das ist ja alles sehr interessant«, sagte Gervais forsch, »aber das lenkt uns doch jetzt nur von dem ab, worauf wir uns eigentlich konzentrieren sollten: die aktuellen Ereignisse.«
»Mit anderen Worten«, erklärte Helga, »er steht kurz davor, bei dieser Diskussion den Kürzeren zu ziehen, und deswegen ändert er einfach die Spielregeln.«
»Ja, das kann sein«, sagte Helen. »Nein, vergiss das - das ist so. Trotzdem hat er vielleicht nicht ganz unrecht. Keiner von uns wird zwar in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, die das ganze Universum erschüttern werden, aber jeder von uns arbeitet für jemanden, bei dem das sehr wohl der Fall sein könnte. Unter diesen Umständen könnte es wirklich nicht schaden, wenn wir ein paar Erfahrungen austauschen. Nichts Vertrauliches, natürlich, aber doch die Art Hintergrundinformationen, die es mir vielleicht ermöglichen, die eine oder andere Frage des Commodores zu beantworten, ohne dass wir mit jemandem aus Kriegsminister Krietzmanns Büro oder aus Lady Gold Peaks Stab Kontakt aufnehmen müssten.«
»Das ist ein sehr guter Einwand«, erwiderte Gervais deutlich ernsthafter und nickte ihr zustimmend zu. Helen merkte, dass sie vor Zufriedenheit regelrecht strahlte. Für ihre derzeitige Verwendung war sie geradezu absurd jung und von niedrigem Rang, doch wenigstens schien sie die richtigen Ideen zu haben, um sich nützlich zu machen.
»Das stimmt«, sagte Abigail, auch wenn sie als Taktischer Offizier an Bord eines der neuen Zerstörer der Roland-Klasse die Einzige am Tisch war, die weder den Posten eines Flaggleutnants noch einer leitenden Assistentin bekleidete. Sie lächelte Helen zu.
»Naja, dann ...«, sagte Gervais. »Habt ihr schon gehört, was Lady Gold Peak dem armen Admiral Oversteegen antun will?«
»Es ist so weit, Admiral«, sagte Felicidad Kolstad.
»Ich weiß«, erwiderte Admiral Topolev von der Mesan Alignment Navy.
Er saß auf der Flaggbrücke der Mako. Rings um sein Flaggschiff hielten vierzehn weitere Schiffe von Kampfgruppe 1.1 perfekt Formation, und vor ihnen strahlte Manticore A wie eine Leuchtbake. Sie waren nur noch eine Lichtwoche von diesem Stern entfernt und hatten bereits so weit abgebremst, dass sie nun nur noch mit zwanzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit fuhren. Dies hier war der Punkt, auf den sie zugehalten hatten, seit sie vor vier T-Monaten von Mesa aufgebrochen waren. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, endlich das zu tun, wozu sie diese ganze Reise unternommen hatten.
»Aussetzen beginnen«, befahl Topolev. Die riesigen Luken fuhren auf, und die Gondeln trudelten frei hinaus.
Die sechs Einheiten von Kampfgruppe 1.2 befanden sich an einer anderen Position, sie näherten sich Manticore B und konnten ihre Gondeln noch nicht aussetzen, sondern erst später, wenn auch sie ihren geplanten Absetzpunkt erreicht hatten. Topolev wünschte, er hätte mehr Schiffe an
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