Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
es auch nur, weil ihm dann ganz genau bewusst gewesen wäre, welches Ausmaß an Schadensbegrenzung dann erforderlich werden würde.«
Ob der Begriffsstutzigkeit ihrer Monarchin schien die ehemalige Gräfin regelrecht angewidert zu sein. Elizabeth biss die Zähne zusammen. Dann zwang sie sich dazu, sich in ihrem Sessel ein wenig zu entspannen.
»Hör mal«, sagte sie. »Ich weiß ja, dass der Ballroom nie so eine gigantische Organisation war, wie sich die Öffentlichkeit das vorstellt. Und auch nicht so gewaltig, wie das Leute wie Jeremy - oder auch du selbst - gerne darstellen. Ich weiß, dass es darin jede Menge Splittergruppen gibt und niemand weiß, wann ein hinreichend charismatischer Gruppenführer plötzlich einen beachtlichen Teil der ganzen Organisation einfach für seinen persönlichen kleinen Feldzug mitnimmt. Aber es läuft nun einmal auf Folgendes hinaus: Irgendjemand hat in Green Pines mehrere Atombomben gezündet. Und so, wie es gelaufen ist, passt das genau zur Vorgehensweise des Ballrooms. Abgesehen davon, dass es eben Atombomben waren, heißt das.«
»Vorausgesetzt, die Berichte aus Mesa entsprechen der Wahrheit, muss ich dir da recht geben«, bestätigte Montaigne im gleichen, unerschütterlichen Tonfall. »Ebenso, was gewisse interne Streitigkeiten im Ballroom betrifft. Ja, ich gebe sogar zu, dass einige der führenden Aktivisten, die Jeremys Führung akzeptiert hatten, bevor Torch unabhängig wurde, stinksauer auf ihn sind, weil er ›den bewaffneten Kampf verraten‹ habe, als er ›ehrbar‹ wurde. Zumindest einige sind der Ansicht, er habe sich verkauft, um echte politische Macht zu erhalten; die meisten denken, was er gerade tut, sei schlichtweg der falsche Weg.« Sie zuckte die Achseln. »Von denen wird wohl keiner Jeremy irgendwelche Einsatzpläne vorlegen, damit er sie dann absegnet.«
»Wie sieht es mit materieller Unterstützung aus?«
»Was die Frage der aktiven Unterstützung derartiger Anschläge betrifft, hat Torch seine Position klar und deutlich verkündet, Elizabeth. Du weißt genauso gut wie ich, was sie zu diesem Thema gesagt haben. Und ich verspreche dir, dass sie das auch genau so meinen. Wie ich schon sagte: Jeremy ist nicht so dämlich, dass ihm entginge, welche Nachteile für Torch solch ein Anschlag mit sich brächte.«
Nachdenklich kippte Elizabeth ihren Sessel ein wenig zurück und blickte mit zusammengekniffenen Augen ihren ›Gast‹ an. Sonderlich fröhlich wirkte ihre Miene nicht dabei. Das Schweigen in diesem Raum hatte etwas Drückendes, Bedrohliches. Dann wölbte die Königin eine Augenbraue und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Montaigne.
»Bislang hast du dich mit Allgemeinplätzen aufgehalten, Cathy«, bemerkte sie scharfsinnig. »Warum erzählst du mir nicht etwas genauer, woher du weißt, dass Captain Zilwicki mit dieser Sache nichts zu tun hatte?«
»Weil...«, setzte Montaigne mit fester Stimme an, doch dann stockte sie. Zu Elizabeths großem Erstaunen fiel die Mimik ihres Gegenübers regelrecht in sich zusammen. Zitternd holte Montaigne tief Luft.
»Weil die Mesaner ausgerechnet Anton mit dieser Sache in Verbindung gebracht haben«, sprach sie dann weiter. »Und ich glaube nicht, dass sein Name einfach aufs Geratewohl ausgewählt wurde. Ach, ich weiß, wie angreifbar ich durch meine Beziehung zu ihm geworden bin, was solche Dinge betrifft. Und indirekt gilt das damit auch für die Freiheitspartei und letztendlich sogar für das ganze Sternenimperium. Aber in ihrer Propaganda eine derartige Verbindung herzustellen, das ist viel ausgefeilter als alles, was Mesa bislang getrieben hat! Ich will damit nicht behaupten, das sei aus ihrem Blickwinkel nicht sogar sehr sinnvoll - wir wissen ja schließlich beide, dass es genau so ist, nicht wahr? Aber ich fürchte eben, dass das ... denen nicht einfach mal eben so eingefallen ist.«
Ihre Stimme klang wieder sehr beherrscht, doch Elizabeth kannte Cathy Montaigne schon viel zu lange und viel zu gut, um sich davon täuschen zu lassen. In den Augen ihrer Freundin stand nicht nur Schmerz zu lesen; da war noch etwas anderes, vielleicht Entsetzen. Innerlich focht die Königin von Manticore einen Kampf aus: Auf der einen Seite stand Elizabeth Wintons persönliche Sorge um eine Jahrzehnte alte Freundschaft, auf der anderen Seite verlangte die Position als Staatsoberhaupt Königin Elizabeth III. hier kaltblütige Objektivität und Distanz ab.
»Erzähl’s mir, Cathy«, sagte sie nur, und ihre Stimme
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